• 08.07.2004 13:26

  • von Marco Helgert

Herbert: Jenson Button könnte zum Helden werden

Johnny Herbert, 1995 in Silverstone siegreich, über das Gefühl, im heimischen Motorsport-Mekka vor den eigenen Fans anzutreten

(Motorsport-Total.com) - Jedes Jahr gerät die britische Motorsportgemeinde erneut in Verzückung, wenn der Formel-1-Tross nach Silverstone kommt. Doch die Tage, in denen unzählige Fans wegen eines britischen Fahrers zur Strecke reisten, sind gezählt. Zum Höhepunkte der "Mansellmania" waren die Tribünen mit "Union-Jacks" übersäht. Die Fans feuerten ihren Helden Nigel Mansell an und wollten ihn siegen sehen.

Titel-Bild zur News: Johnny Herbert

Johnny Herbert kennt das Gefühl, in Silverstone zu gewinnen

Der letzter britische Sieger war David Coulthard in der Saison 2000, die Fans wollen nun endlich wieder einen der Ihrigen ganz oben auf dem Treppchen sehen. Mit Jenson Button steht ein Siegkandidat Gewehr bei Fuß. Sollte der 24-Jährige am kommenden Sonntag als Erster die Ziellinie überqueren, dann kann er sich selber ein Denkmal setzen.#w1#

"Es ist im britischen Motorsportkalender das größte Rennen des Jahres, es zu gewinnen ist fantastisch", erklärte Johnny Herbert. Der gerade 40 Jahre alt gewordene Engländer spricht aus Erfahrung, denn 1995 siegte er auf einem Benetton-Renault in Silverstone. Jenson Button könnte am Wochenende nun zu gleichen Ehren kommen, doch Herbert rät ihm, die Ruhe zu bewahren.

"Er war bisher sehr, sehr konstant", so Herbert gegenüber 'Press Association'. "Vor dem ersten Sieg gibt es keinen richtigen Druck, weil man bei jedem einzelnen Grand Prix immer den bestmöglichen Job machen möchte. Er muss einfach weiter Druck machen. Letztendlich wird der Sieg kommen. Es kann auch sein, dass es nicht mehr in diesem Jahr passiert, er muss einfach zum richtigen Zeit am richtigen Ort sein."

Auch das Material spielt eine immens wichtige Rolle. "Wenn man in einem Rennen in Führung geht, dann für gewöhnlich deswegen, weil man das richtige Auto hat", fuhr er fort. "Es gibt viele gute Fahrer, die es nicht einmal in die Formel 1 geschafft haben, von einem Sieg ganz zu schweigen. Vielleicht gibt es irgendwo einen Taxifahrer, der besser als Michael Schumacher ist, aber wir werden ihn nicht finden."

Doch Button ist in der Formel 1, und Herbert ist überzeugt, dass er es auch mit Michael Schumacher aufnehmen kann. Ein Sieg würde da nicht unwesentlich helfen. "Ich denke, dass Jenson einer derjenigen ist, die Michael schlagen können", erklärte er. "Er hätte es bisher fast bei jedem Rennen schaffen können, aber er braucht noch ein wenig mehr von seinem Auto."

"Als ich das Rennen auf dem Nürburgring (1999 im Stewart-Ford; d. Red.) gewann, hatte ich bis dahin ein furchtbares Jahr mit vielen Ausfällen", erinnerte er sich. "Danach habe ich meinen Teamkollegen Rubens Barrichello jedoch in jedem Qualifying besiegt. Das macht also schon einen Unterschied." Sollte der erste Sieg Buttons ausgerechnet in Silverstone passieren, dann kann er mit einer unglaublich breiten Unterstützung rechnen.

"Nigel Mansell hat immer gesagt, dass er in Silverstone wegen der Fans eine Sekunde pro Runde schneller fahren würde", so Herbert. "Das ist natürlich Blödsinn, denn wenn du eine Sekunde pro Runde schneller fahren kannst, dann solltest du das auf jedem Kurs können. Aber die britischen Fahrer bekommen immer viel Unterstützung, das ist schön. Man möchte hier immer gut abschneiden, denn es ist ja der Heim-Grand-Prix. Ihn aber zu gewinnen ist etwas Spezielles, denn es ist dein wirkliches Zuhause - immerhin war man schon mit der Formel Ford und anderen Klassen dort unterwegs."