• 09.04.2016 15:11

  • von Daniel Halder

David Coulthard: Man kann unmöglich gegen Halo sein

Der Ex-Formel-1-Pilot vergleicht Halo mit der Einführung von Sicherheitsgurten und befürwortet jeglichen Schutz für den Kopf des Fahrers

(Motorsport-Total.com) - Von wegen langweilig und nicht aufregend! In der Startphase der neuen Formel-1-Saison gibt es derzeit gleich mehrere Themen, die polarisieren und für heftige Diskussionen und Aufregung bei Experten und Fans der Königsklasse sorgen. Eines davon ist das leidige Thema Qualifying-Modus, das zumindest für den Rest dieser Saison nun endgültig geklärt scheint. Ein anderes ist die Diskussion um den umstrittenen Halo-Kopfschutz, der ab dem Jahr 2017 eingeführt werden soll. Klar ist: Bis zur endgültigen Entscheidung wird das Sicherheits-System weiterhin die Gemüter erhitzen.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Ferrari und Kimi Räikkönen testeten vor Saisonbeginn den Halo-Kopfschutz Zoom

Selbst unter den Fahrern herrscht große Uneinigkeit zum Thema Halo. So gerieten beispielsweise Nico Hülkenberg und Daniel Ricciardo aneinander, weil der Force-India-Pilot Halo als unsinnig empfindet: "Die Formel 1 braucht gewisse Gefahren. Das macht den Sport auch sexy - und das braucht die Formel 1", so die Meinung des Deutschen, die beim Red-Bull-Star auf wenig Verständnis stößt. "Es gibt keinen Grund, sich als Held aufzuspielen. Der Sport bleibt der gleiche, die Geschwindigkeit auch. Aber wenn etwas durch die Luft fliegt, ist es ein guter Schutz. Ich kann nicht verstehen, warum er einen auf dicke Hose macht", motzt der Australier.

Unterstützung bekommt Ricciardo jetzt von Ex-McLaren-Pilot David Coulthard. Der Schotte findet es ein Ding der Unmöglichkeit, sich gegen Halo zu positionieren. "Wenn es etwas ist, das Schutz vor Frontaleinschlägen am Kopf des Fahrers bietet und Verletzungen wie jene tödlichen von Senna und Bianchi vermeidet, dann fände ich es schwierig, wenn jemand dagegen argumentiert", so Coulthard zu 'Laureus.com'. Ayrton Senna wurde bei seinem Imola-Unfall 1994 von einer Strebe der Radaufhängung am Helm getroffen, Jules Bianchi krachte in Suzuka 2014 mit dem Kopf gegen einen Bergungskran.

Verändert Halo die klassische Charakteristik eines Formel-1-Autos?

Coulthard kann sich die Widerstände gegen Halo nur mit dem traditionellen Verständnis von einem Formel-1-Auto erklären: "Grand-Prix-Renner haben historisch gesehen offene Cockpits und freistehende Räder. Wenn du das änderst, dann wird das Auto zu einem Sportwagen - in diese Richtung gehen die Bedenken." Trotzdem appelliert der 45-Jährige für mehr Offenheit gegenüber Neuerungen und bemüht noch einen weiteren Vergleich aus der Vergangenheit.

David Coulthard

David Coulthard sieht Halo als signifikanten Schutz für den Kopf der Formel-1-Fahrer Zoom

"Als Sicherheitsgurte in der Formel 1 eingeführt wurden, mochten Leute wie Stirling Moss sie nicht. Sie wollten lieber aus dem Wrack geschleudert werden, als darin festgehalten zu werden - wegen des großen Risikos eines Feuers. Heute erscheint es lächerlich, keinen Gurt in einem Rennauto zu haben", nennt der Vizeweltmeister von 2001 ein Beispiel, wie sich sicherheitsrelevante Aspekte in der Formel 1 durchgesetzt haben.

Generell ist Coulthard von der Sicherheit, die die aktuellen Formel-1-Renner bieten, beeindruckt. In den vergangenen 20 Jahren seien "unglaubliche Fortschritte" erzielt worden, das Cockpit zum sichersten Ort bei einem Crash auszubauen. "Leider haben wir damals bei Bianchi herausgefunden, dass es immer diese Zufälle gibt, bei denen der Kopf des Fahrers in Mitleidenschaft gezogen wird. Das ist offensichtlich eine Schwachstelle im System", erklärt der Schotte sein Eintreten für Halo.


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Seiner Meinung nach könne und müsse man nicht auf jeden Unfall, beispielsweise den Alonso/Gutierrez-Crash von Melbourne, unmittelbar reagieren, sondern die Sicherheit in der Formel 1 kontinuierlich verbessern. Gefahr sei ein Teil des Sports, dessen müsse man sich immer bewusst sein. "Wir können das Leben nicht so steril machen, dass unsere Kinder nicht mehr stolpern und hinfallen." Also gebe es diese hundertprozentige Sicherheit auch nicht beim Motorsport. Halo sei aber in jedem Fall ein Schritt in die richtige Richtung, so Coulthards Fazit.

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