Das Wunder von Monza: "Baby-Schumi" wird erwachsen

Was Sebastian Vettel mit Rekordweltmeister Michael Schumacher gemeinsam hat - Kurioses und Wissenswertes zum Wunder von Monza

(Motorsport-Total.com) - Der Fußball hat das Wunder von Bern und das Sommermärchen, aber seit gestern haben auch die deutschen Formel-1-Fans ihre Sternstunde, die sie so schnell nicht vergessen werden: das Wunder von Monza! Sebastian Vettel gewann nämlich den Grand Prix von Italien sensationell vor Heikki Kovalainen und Robert Kubica.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Seit gestern jüngster Grand-Prix-Sieger aller Zeiten: Sebastian Vettel (21)

Der "Baby-Schumi", der einst im Alter von sieben Jahren in Kerpen einen seiner ersten Siegerpokale im Kart vom großen "Schumi" erhalten hat, wird erwachsen - und das sogar schneller als Rekordweltmeister Michael Schumacher! Der war nämlich bei seinem ersten Sieg in Spa-Francorchamps 1992 23 Jahre und 240 Tage alt sind, während Vettel gestern in Monza gerade mal 21 Jahre und 74 Tage auf dem Buckel hatte.#w1#

Jüngster Sieger aller Zeiten

Jünger war zuvor beim ersten Triumph in der Formel 1 noch niemand - auch nicht der bisherige Rekordhalter Fernando Alonso (22 Jahre und 26 Tage beim Grand Prix von Ungarn 2003). Auch dass der neue deutsche Superstar nur 22 Rennen brauchte, um erstmals die mittlere Stufe des Podiums erklimmen zu dürfen, ist beeindruckend. Bei Schumacher war der Premierensieg hingegen der 18. Anlauf, einen Grand Prix zu gewinnen.


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Italien, Sonntag


Aber auch sonst erinnerte gestern im Königlichen Park von Monza viel an den siebenfachen Champion, der an gleicher Stelle fünfmal triumphiert hat. Wie Vettel gleich am Funk seinem Team dankte, das war vorbildlich, und sein "I can't believe it" im Rahmen der Pressekonferenz nach dem Rennen hörte sich verdammt nach "Schumi" an. Das Gesicht während der Siegerehrung, die geballte Faust, die ganze Körpersprache - das alles kam einem irgendwie bekannt vor...

"Er hat das Zeug, Michaels Nachfolger zu werden", soll Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone gesagt haben. "Er zeigt jetzt schon einige Charakterzüge, die mich an Michael erinnern." Schumacher selbst lehnte derartige Vergleiche freilich ab: "Ich denke, wir sollten uns heute über das fantastische Rennen von Sebastian freuen und nicht über irgendwelche Vergleiche reden." Dabei haben die beiden den gleichen Entdecker: Gerhard Noack.

Vergleiche mit "Schumi" nerven

Sebastian Vettel und Michael Schumacher

2007 gewannen Vettel und Schumacher das Race of Champions in London Zoom

Aber: "Irgendeinen heutigen Fahrer mit Michael zu vergleichen, ist einfach lächerlich. Ich bin noch sehr jung und stehe am Anfang meiner Karriere, daher macht so ein Vergleich keinen Sinn. Michael ist einer der besten Rennfahrer, die es je gegeben hat", gab Vettel zu Protokoll. Darauf, dass er den siebenfachen Weltmeister persönlich kennt, ist er "irgendwie stolz", denn: "Er ist ein sehr netter Kerl und sehr bodenständig."

Auch da ist der "Baby-Schumi" dem Original gar nicht so unähnlich, denn Vettel lebt zwar nicht zuletzt aus Steuergründen (geschätzte Jahresgage mit Prämien: eine Millionen Euro) in der Schweiz, aber Starallüren sind ihm fremd. Er ist einer der wenigen Formel-1-Fahrer, die ihre E-Mails noch persönlich beantworten, keinen Manager im klassischen Sinne haben und jederzeit das Handy abnehmen, nie die Nummer wechseln. Das wird jetzt vielleicht anders.

Glückstaler im rechten Schuh

"Heute ist der schönste Tag meines Lebens!" Sebastian Vettel

Für ihn charakteristisch ist sein Aberglaube, der zum Teil kuriose Auswüchse annimmt. So kann es schon mal vorkommen, dass Vettel einen Umweg von ein paar Häuserblocks in Kauf nimmt, wenn ihm eine schwarze Katze über die Straße läuft, und in seinem rechten Schuh hat er neuerdings immer einen Glückstaler mit einem Abbild des Schutzpatrons Christophorus. Den hat ihm seine Oma Margarete aus Lourdes mitgebracht.

Doch egal wie und warum, Vettel-Siege entzücken Formel-1-Deutschland. 714 Tage nach "Schumis" letztem Sieg in Shanghai 2006 ertönte gestern wieder erst die deutsche und dann die italienische Hymne. Ach ja: Der 21-Jährige sorgte für den ersten Sieg eines italienischen Formel-1-Teams außer Ferrari seit 1957. Nicht nur deswegen ist ihm ein Platz in den Geschichtsbüchern schon jetzt sicher, auch wenn er darin bestimmt noch mehr Einträge machen möchte...