• 29.07.2006 16:47

  • von Inga Stracke

Das Interview zum Qualifying mit Michael Schumacher

Michael Schumacher strotzt nach Startplatz zwei in Hockenheim vor Zuversicht und freut sich insgeheim sogar über die Pole Position von Kimi Räikkönen

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Michael, es gab heute in der Boxengasse schon mal einen Vorgeschmack auf ein weiteres Duell mit Fernando Alonso. Wird es denn morgen tatsächlich zum Duell mit ihm kommen?"
Michael Schumacher: "Ich hoffe ehrlich gesagt, dass wir ähnliche Positionen innehalten werden wie jetzt im Qualifying. Ich möchte noch eine Position nach vorne, dann darf Alonso von mir aus auch eine nach vorne - dann wären wir ganz zufrieden. Ich hoffe, dass wir von Fernando nicht viel Verbesserung erleben werden, weil das für die Meisterschaft sehr positiv wäre. Spaß beiseite: Wir sind relativ zufrieden, haben eine gute Rennpace und sollten morgen dazu in der Lage sein, gut aufzutrumpfen."

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher ist aus der ersten Reihe Favorit auf den Sieg im Rennen

Frage: "Es gab viel Action in der Boxengasse, auch eine Rallyeeinlage von dir. Ist das ein Zeichen, dass du richtig heiß bist?"
Schumacher: "Nein. In der Phase hatte ich relativ viel Graining auf den Reifen und das Auto lenkte nicht so ein, wie ich mir das vorgestellt hatte. Dann war die Straße in dem Moment einfach nicht breit genug. Das Qualifying ist das einzige Mal, dass man in der Boxengasse 100 km/h fahren darf, also probiert man natürlich, das mit der Renngeschwindigkeit zu üben. Insofern waren die Umstände nicht gerade passend, dadurch kam das zustande."#w1#

Schumacher relativiert Beschwerde von Alonso

"Die Boxenstopps sind hier natürlich immer sehr eng." Michael Schumacher

"Die Boxenstopps sind hier natürlich immer sehr eng. Wenn man dann einen engen Zwischenraum zwischen dem Teamkollegen und sich selbst hat, muss man eng einlenken, man kann nicht in den Spiegel schauen und weiß nicht, wen oder was man hinter sich hat. So kam die Situation mit Alonso zustande, der etwas näher an mir dran war, als es normalerweise hätte sein sollen. Das ist ja nicht wirklich schlimm."

Frage: "Fernando Alonso hat dir später die Faust gezeigt. Siehst du das gelassen, warst du in der Situation einfach schneller als er?"
Schumacher: "Ich konnte ihn ab einem gewissen Moment nicht mehr sehen, weil man so stark einlenkt, dass einem die Spiegel nicht erlauben, das Geschehen hinter einem im Auge zu behalten. Der Lollipop war weg - was für mich bedeutet, dass ich freie Fahrt habe."

"Dadurch, dass wir mit zwei Autos in der Box stehen, haben wir wenig Platz für das Rausfahren. Es geht nicht so schnell wie normalerweise. Dadurch standen wir ihm im Weg, aber andererseits ist es ja nicht wirklich schlimm, denn es ist nur das Qualifying und nicht das Rennen. Wenn einer ein bisschen langsam machen muss, um Rücksicht zu nehmen, bricht er sich dabei kein Bein."

Frage: "Wie knapp war es bei deinem Drift in der Boxengasse wirklich?"
Schumacher: "Nicht wirklich, denn ich hätte immer noch die Möglichkeit gehabt, aufzumachen und eine weitere Runde zu fahren. Das hätte unseren Plan durcheinander gebracht, keine Frage, aber es ist ja noch einmal gut gegangen."

Ferrari für das Rennen gut vorbereitet

"Wir haben eine sehr gute Rennperformance für morgen zu erwarten." Michael Schumacher

Frage: "Kannst du mit diesem zweiten Platz gut leben?"
Schumacher: "Wenn es der Fall ist, dass wir schwerer unterwegs sind, dann ja. Wenn es nicht der Fall ist, sind wir ein bisschen traurig, aber nichtsdestotrotz haben wir eine sehr gute Rennperformance für morgen zu erwarten. Das ist viel wichtiger."

Frage: "Bist du von Renault überrascht?"
Schumacher: "Schon ein bisschen, muss man ganz klar sagen. Jetzt muss man abwarten, was strategiemäßig involviert ist und inwieweit es da zu Verschiebungen der Zeiten kommt, aber so viel schwerer können sie fast nicht sein, um so viel Zeitabstand zu haben. Vielleicht gab es ein spezifisches Problem, aber das werden wir noch herausfinden. Sie waren schon das ganze Wochenende nicht stark. Natürlich habe ich die Hoffnung, dass das morgen anhalten wird."

Frage: "Wie überrascht bist du über die Pole Position von Kimi Räikkönen?"
Schumacher: "Ein bisschen überrascht schon, aber ich hoffe mal, dass es Gewichtsunterschiede gibt, die das erklären können."

Frage: "Könnte die Pole Position von Kimi Räikkönen auch auf das Gewicht zurückzuführen sein?"
Schumacher: "Ich hoffe es mal. Wir waren das ganze Wochenende dominant, auch in diesem Qualifying in allen Sitzungen - da kann es natürlich gut sein, dass wir ein bisschen mehr Sprit mit uns herumtragen als Kimi. Ich hoffe allerdings, dass er genug hat, um für Fernando gefährlich genug zu sein. Mir wäre es natürlich lieber, selbst auf der Pole zu stehen, aber es freut mich auch, einen starken Gegner mehr für Fernando zu haben."

Schumacher stärkt Massa den Rücken

"Felipe macht einen sehr guten Job." Michael Schumacher

Frage: "Wie wichtig ist Felipe Massa, von dem du sagst, dass man ihn nicht mit Eddie Irvine oder Rubens Barrichello vergleichen kann, in der jetzigen Phase der Saison für dich?"
Schumacher: "Das kann man nicht so über einen Kamm scheren, sondern das muss ich erläutern, dass man ihn nicht mit den anderen zwei Teamkollegen vergleichen kann. Man darf nicht den Vergleich anstellen zwischen Barrichello und Irvine am Ende ihrer Ferrari-Zeit, nach fünf oder sechs Jahren, und der Anfangszeit von Felipe, sondern man muss die Anfangszeiten aller Fahrer nehmen und die mit Felipes Resultaten vergleichen."

"Da stellt man fest, dass Felipe einen sehr guten Job macht und auch für die WM extrem hilfreich war, zum Beispiel in Indianapolis, wo er sehr flott unterwegs war. Ich hoffe, dass er das noch ein paar Mal wiederholen kann."

Frage: "Wie wichtig ist es, dass Felipe Massa morgen zwischen dir und Fernando Alonso puffert?"
Schumacher: "In erster Linie fährt er auch sein schnellstes Rennen, das muss man einmal ganz klar sehen. Zum Glück habe ich noch ein bisschen die Oberhand und schaffe es, schneller zu fahren, so dass das die optimale Konstellation ist, um die Punkteverteilung für uns positiv zu gestalten."

Frage: "Hat man als Deutscher hier in Hockenheim einen Heimvorteil?"
Schumacher: "Ja, absolut! Wir haben viel mehr Unterstützung als die anderen Fahrer, gar keine Frage. Macht uns das schneller? Leider nicht, denn sonst würden wir auf allen anderen Rennstrecken etwas falsch machen. Die Atmosphäre ist aber schön und motivierend."