Hockenheim: Räikkönen vor Schumacher auf Pole

Kimi Räikkönen sicherte sich überraschend die Pole Position zum Grand Prix von Deutschland - Finale geprägt von Zwischenfällen und Taktikspielchen

(Motorsport-Total.com) - 31 Grad Luft- und 49 Grad Asphalttemperatur herrschten heute Nachmittag während des Qualifyings zum Grand Prix von Deutschland in Hockenheim, doch während des spannenden Top-10-Finales war es eigentlich noch viel heißer: Auf Pole Position fuhr überraschend kein Ferrari- oder Renault-Pilot, sondern Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes).

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen sicherte sich nach langer Durststrecke wieder eine Pole Position

Der "Iceman" erzielte mit seinem "Silberpfeil" schon auf seinem vorletzten Run eine Bestzeit von 1:14.070 Minuten, konnte diese allerdings mit seinem letzten Versuch nicht mehr steigern, weil er eingangs des Motodroms zu weit nach außen kam und ins Kiesbett abgetragen wurde. Dennoch hielt seine Führung allen Attacken stand - wenn auch mit dem Wehrmutstropfen, dass er vermutlich weniger Startbenzin an Bord hat als die großen Favoriten.#w1#

Ferrari das klar dominierende Team

Das an und für sich bestimmende Team des Nachmittags war Ferrari: Michael Schumacher verpasste den ersten Startplatz um 0,135 Sekunden, Felipe Massa um deren 0,499. Die beiden hatten die Konkurrenz in den ersten beiden Phasen jedoch sicher im Griff, weshalb man davon ausgehen muss, dass sie morgen relativ spät zum ersten Tankstopp an die Box kommen werden - Schumacher bleibt also haushoher Favorit auf den Sieg.

Großer Verlierer dieses Qualifyings war WM-Leader Fernando Alonso, der nicht nur eine teaminterne Niederlage gegen Giancarlo Fisichella (5./+ 0,824) einstecken musste, sondern mit 1,212 Sekunden Rückstand enttäuschender Siebenter wurde und es im Grand Prix schwer haben wird, an den zum Teil leichteren Fahrzeugen vor ihm vorbeizugehen. Renault muss daher erneut mit der Devise ins Rennen gehen, den Schaden möglichst in Grenzen zu halten - übrigens ohne Schwingungstilger.

Eine grundsolide Vorstellung lieferten heute die Honda-Piloten ab, denn Jenson Button landete mit 0,792 Sekunden Rückstand auf dem starken vierten Platz, während Rubens Barrichello (+ 0,864) im Renault-Sandwich Sechster wurde. Komplettiert wurden die Top 10 von Ralf Schumacher (8./Toyota/+ 1,853), Pedro de la Rosa (McLaren-Mercedes/+ 1,866) und David Coulthard (Red-Bull-Ferrari/+ 2,256), der im Top-10-Finale nach bis dahin guter Leistung keine Chance mehr hatte.

Viel Aggressivität in der letzten Phase

Für viele Diskussionen sorgte aber das sehr aggressive Verhalten mancher Fahrer in der letzten Phase, denn angefangen beim üblichen Gerangel um die erste Position in der Boxengasse gab es auch eine Situation, in der sich Alonso von Michael Schumacher aufgehalten fühlte. Zur Eskalation kam es, als Ralf Schumacher beim Bummeln zu Beginn in der Haarnadel an de la Rosa vorbeigehen wollte und damit einen Zusammenstoß heraufbeschwörte.

Der Deutsche kam anschließend mit einem Lenkungsproblem an die Toyota-Box zurück und konnte nach der Reparatur erst kurz vor Schluss wieder auf die Strecke gehen, seine Zeit verbessern und eben den achten Startplatz einfahren. Auch de la Rosa musste zunächst mit einem Reifenschaden rechts hinten seine Crew aufsuchen, war aber ebenfalls dazu in der Lage, später wieder ins Geschehen auf der Rennstrecke einzugreifen.

Viel Wirbel schon in der ersten Phase

Michael Schumacher

Ferrari war heute in Hockenheim eindeutig das dominierende Formel-1-Team Zoom

Bereits im ersten Qualifying hatte es Turbulenzen gegeben: Die beiden Ferraris waren souverän an der Spitze des Feldes, doch die beiden BMW Sauber F1 Team Piloten schafften auf den Positionen 15 und 16 nur ganz knapp den Sprung in die Top 16 - beinahe hätte Vitantonio Liuzzi (Toro-Rosso-Cosworth), der schlussendlich wegen Verkehrs auf seiner schnellen Runde 17. wurde, Jacques Villeneuve sogar noch den Aufstieg in Phase zwei gekostet.

Scott Speed (22.) kam nach seiner Aufwärmrunde in der ersten Kurve zu weit nach außen, verlor auf dem Gras sein Auto außer Kontrolle, kreiselte quer über die Strecke und schlug in günstigem Winkel in die Barrieren ein. Der Scuderia-Toro-Rosso-Pilot wirkte auf den ersten Blick unverletzt, obwohl er mit dem Kopf hart gegen die Cockpitwand schlug - nur zwei Wochen nach seinem Trainingscrash von Magny-Cours, seit dem er lästige Rückenbeschwerden mitschleppt, sicher kein gutes Omen...

In Phase zwei verpassten mit Christian Klien (12./Red-Bull-Ferrari), der konstant schneller war als Coulthard und nur im entscheidenden Moment wieder einmal das Nachsehen hatte, Nico Rosberg (15./Williams-Cosworth) und Nick Heidfeld (16./BMW Sauber F1 Team) auch drei deutschsprachige Fahrer den Cut, an dem Mark Webber (Williams-Cosworth) mit nur 73 Tausendstelsekunden Rückstand auf de la Rosa am knappsten vorbeischrammte.

Yamamoto war mit altem Chassis unterwegs

Übrigens: Grand-Prix-Neuling Sakon Yamamoto (21.) war nach seinem Crash am Vormittag wieder mit dem alten Super-Aguri-Honda-Chassis unterwegs, während Jarno Trulli (13./Toyota) und Christijan Albers (18./MF1-Toyota) wegen ihrer Motorschäden jeweils eine Rückversetzung in der Startaufstellung um zehn Positionen blüht. Auf den vorderen Rängen wird sich an der Startaufstellung aber voraussichtlich nichts mehr ändern.

Klarer Favorit auf den Sieg ist damit natürlich Michael Schumacher, wenngleich Polesetter Räikkönen durchaus zum großen Fragezeichen werden könnte. Strategisch werden die meisten Piloten auf zwei Stopps erwartet, wobei vieles vom Timing des ersten Nachtankens abhängt. Fest steht aber eines: Alonso wird es aus der vierten Startreihe schwer haben, nicht allzu viel von seinem wertvollen Punktevorsprung zu verlieren...