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Das große Interview mit Patrick Friesacher - Teil zwei
Der Minardi-Pilot im 'F1Total.com'-Interview über seine Vorbereitungen auf Melbourne, österreichische Medien, Ayrton Senna und Punkrock
(Motorsport-Total.com) - Am Dienstag wurde Patrick Friesacher im Veldener Casino am Wörthersee von Teamchef Paul Stoddart offiziell als Minardi-Pilot für die Formel-1-Weltmeisterschaft 2005 vorgestellt. Für den sympathischen Kärntner, der auf dem Weg in die Königsklasse zahlreiche Schicksalsschläge hatte hinnehmen müssen, bedeutet dies die Erfüllung eines Lebenstraums.

© xpb.cc
Eines Tages will Patrick Friesacher sogar Formel-1-Weltmeister werden...
Im zweiten Teil des am Mittwoch aufgezeichneten Interviews mit 'F1Total.com' spricht der 24-Jährige über sein heutiges Verhältnis zu 'Red Bull', seine Position in der traditionsreichen österreichischen Formel-1-Fraktion, sein großes Vorbild Ayrton Senna und seine Leidenschaft für punkige Rockmusik. Außerdem verrät Friesacher, dass sich für ihn finanziell nicht viel ändern wird - und er bereits Bekanntschaft mit den immer wieder auftauchenden Schulterklopfern gemacht hat...#w1#
Friesacher steigt gleichzeitig mit 'Red Bull' in die Formel 1 ein
Frage: "Patrick, jetzt hast du es gleichzeitig mit 'Red Bull' in die Formel 1 geschafft. Ist das eine persönliche Befriedigung für dich?"
Patrick Friesacher: "Befriedigung eigentlich nicht, denn ohne 'Red Bull' wäre ich nie soweit gekommen. Ich habe ihnen sehr viel zu verdanken, denn ohne sie wäre das nie möglich gewesen. Ich wünsche Red Bull Racing eine tolle Saison, denn ich muss sowieso meinen eigenen Weg gehen."
Frage: "Kannst du dir theoretisch vorstellen, irgendwann für Red Bull Racing zu fahren?"
Friesacher: "Es wäre natürlich schön, als Österreicher für ein österreichisches Team zu fahren. Das wäre toll."
Frage: "Wie kommst du mit den 'Red-Bull'-Leuten heute aus, speziell mit Helmut Marko, der ja in der Branche als harter Hund gilt?"
Friesacher: "Ich hatte nie ein Problem mit ihm, bis dann eben diese Geschichte passiert ist. Ich bin für sein Team gefahren, aber wir hatten nicht wirklich Erfolg. Damit war das für mich erledigt."
Frage: "Du hättest diesen Winter auch für Jordan testen sollen. Warum ist es dazu nie gekommen?"
Friesacher: "Wir haben mit beiden Teams, Jordan und Minardi, verhandelt, aber Jordan hat dann endgültig den Tiago Monteiro und den Inder, Narain Karthikeyan, genommen. So war das dann."
Frage: "Hatte das auch damit etwas zu tun, dass das Team den Eigentümer gewechselt hat? Oder hast du das schon gewusst, als dir der Test versprochen worden ist?"
Friesacher: "Das habe ich schon gewusst. Es hat keine Rolle gespielt."
Noch ein Testtag vor Melbourne: "Sprung ins kalte Wasser"
Frage: "Du hast einmal getestet, hast noch einen Test vor dir. Könnte die Fitness zu einem Problem werden und wie sieht dein Training im Moment aus?"
Friesacher: "Ich muss heute noch runterfahren nach Italien, nach Faenza. Morgen haben wir einen Fitnesstest. Am Nachmittag wird dann in der Fabrik ein Sitz gemacht und am Samstag habe ich noch einen Test in Imola vor mir. Danach geht es weiter nach Melbourne. Es wird sicher schwierig, weil ich vor dem ersten Rennen nur noch einen Testtag habe. Ich bin auch noch nie eine Renndistanz fertig gefahren und weiß daher nicht wirklich, was auf mich zukommt. Es ist ein Sprung ins kalte Wasser, aber ich muss einfach mein Bestes geben und schauen, dass ich das Beste aus der Situation machen kann."
Frage: "Du kennst einige Strecken aus der Formel 3000, einige aber auch noch nicht. Bereitest du dich darauf speziell vor, etwa mit Videospielen?"
Friesacher: "Ja, mit der PlayStation, aber das macht eigentlich jeder. Wenn man dann aber tatsächlich dort ist, sieht natürlich alles ganz anders aus. Man geht sowieso die Strecke vor dem Wochenende mit den Ingenieuren ab. Ich hatte beim Lernen der Strecken eigentlich nie ein Problem."
Frage: "Christijan Albers ist dein neuer Teamkollege. Hast du ihn schon kennen gelernt?"
Friesacher: "Ja, ich kenne ihn, denn als ich damals in die Deutsche Formel 3 gekommen bin, ist er gerade von der Formel 3 in die Formel 3000 gegangen. Er ist für jenes Team gefahren und Meister geworden, bei dem ich angefangen habe, bei Bertram Schäfer. Wirklich gut kenne ich ihn aber ehrlich gesagt nicht."
Friesacher auf den Spuren von Alonso und Webber?
Frage: "Österreich ist an und für sich ein kleines Land, aber mit großer Formel-1-Tradition. Rechnest du mit Druck seitens der nationalen Presse?"
Friesacher: "Ganz klar, denn in Österreich hat es schon immer große Rennfahrer gegeben - Niki Lauda, Gerhard Berger, Jochen Rindt. Natürlich hängt da die Latte ziemlich hoch, aber ich muss mich einfach bei Minardi zurechtfinden und gute Leistungen zeigen. Der Rest kommt dann ganz von alleine. Es wäre natürlich schön, wenn ich es Mark Webber und Fernando Alonso nachmachen könnte."
Frage: "Eine Faustregel für gute Presse in Österreich ist ein gutes Verhältnis zu 'ORF'-Kommentator Heinz Prüller. Wie sieht es da aus?"
Friesacher: "Ich komme mit dem Heinz sehr gut aus. Ich kenne ihn schon lange, seit meiner Formel-3- und Formel-3000-Zeit. Er hat mir eigentlich immer sehr weitergeholfen."
Frage: "Ist der Umgang mit den Medien - beispielsweise dieses Interview - für dich noch neu und aufregend oder nervt es dich schon ein bisschen?"
Friesacher: "Bis jetzt gefällt mir das ganz gut, aber ich kannte den Medienrummel und die Arbeit mit der Presse in der Formel 3000 nicht. Noch macht es mir Spaß."
Frage: "Österreich hat mit dir, Christian Klien und Alexander Wurz drei Formel-1-Fahrer. Wie gut kennt ihr euch untereinander und wie kommst du mit Christian und Alexander aus?"
Friesacher: "Den Christian kenne ich aus meiner 'Red-Bull'-Zeit. Ich habe mich mit ihm eigentlich immer gut verstanden, aber seit er letztes Jahr in die Formel 1 gekommen ist, ist der Kontakt ein bisschen abgerissen. Ich hoffe natürlich, dass er dieses Jahr bei Red Bull Racing einen Platz bekommt."
Der WM-Titel ist Friesachers großes Ziel
Frage: "Jeder Rennfahrer träumt davon, einmal Formel-1-Weltmeister zu werden..."
Friesacher: "Sowieso, das ist das Ziel. Aber jetzt machen wir erst einmal alles Step by Step und dann schauen wir weiter..."
Frage: "Ayrton Senna ist dein großes Vorbild. Warum gerade er?"
Friesacher: "Wenn du Fotos oder Videos von ihm siehst, spürst du seine Ausstrahlung und sein Charisma. Das finde ich einzigartig. Er war für mich ein ganz Großer. Wenn ich mir aber heute einen Michael Schumacher ansehe, dann habe ich auch großen Respekt vor dem, was er leistet."
Frage: "Auf deiner Internetsite steht, dass du gerne Punkrock hörst. Hast du auch eine Lieblingsband?"
Friesacher: "'Green Day', 'Blink 182'. Das ist ganz verschieden und hängt auch davon ab, wie ich gerade aufgelegt bin. Eigentlich höre ich alles durch die Bank, manchmal auch Sachen wie 'U2'. Da lege ich mich nicht so wirklich fest. Ich höre nicht nur Punkrock, das wäre mir auf Dauer ein bisschen zu hart, aber es gefällt mir ganz gut."
Frage: "Angenommen, ich würde nach Wolfsberg kommen und in ein Pub gehen, könnte es passieren, dass ich den Patrick Friesacher mit einem Bier und Zigarette in der Hand treffe?"
Friesacher: "Nein, das wird nicht passieren... (lacht)"
Ab und zu ein Bier, aber keine Zigaretten...
Frage: "Ist das die offizielle Version?"
Friesacher: "Nein, ich bin Nichtraucher. Manchmal ist es schon so, dass ich mich mit Freunden treffe. Dann ist es auch kein Problem, einmal ein Bier zu trinken, aber wenn die Saison losgeht, kann man sich das eigentlich nicht erlauben."
Frage: "Verdienst du in der Formel 1 Geld? Wie gut kannst du dieses Jahr leben?"
Friesacher: "Ich kann gut leben, weil ich derzeit gesund bin. Das ist das Wichtigste. Ich komme ganz normal über die Runden."
Frage: "Hat die Formel 1 finanziell etwas für dich verändert?"
Friesacher: "Nein, eigentlich nicht."
Frage: "Du hattest in den letzten 24 Stunden Zeit, das alles einsinken zu lassen und zu realisieren. Spürst du jetzt, dass sich etwas in deinem Leben verändert? Hast du das Gefühl, es befindet sich etwas im Umbruch?"
Friesacher: "Naja, man merkt schon, dass sich plötzlich Leute melden oder SMS schicken, die ein Jahr lang nichts von sich haben hören lassen. Ich finde es auch toll, dass sie mir schreiben und gratulieren, aber ehrlich gesagt habe ich jetzt schon viele Freunde (lacht)."

