"Dann hätten wir nur noch Raketenautos..."

Reportage: Aldo Costa setzt als Leiter der Designabteilung bei Ferrari die Ideen von Rory Byrne und Ross Brawn in die Tat um

(Motorsport-Total.com) - Als Michael Schumacher in Barcelona dem neuen Ferrari F2003-GA gleich beim Debüt seinen ersten Sieg schenkte, leuchteten die Augen eines Mannes besonders hell: Aldo Costa, Leiter der Designabteilung in Maranello und zudem gebürtiger Spanier.

Titel-Bild zur News: Aldo Costa

Designer Aldo Costa in seinem Büro in Ferraris Gestione Sportiva in Maranello

"Ich komme pro Jahr nur zu drei oder vier Rennen, weil ich vor Ort keine wirkliche Aufgabe habe", erklärte Costa. "In Barcelona war ich nur wegen des neuen Autos, denn obwohl wir viel getestet haben und obwohl alle Probleme gelöst oder zumindest unter Kontrolle sein sollten, könnte immer noch etwas auftreten, was sofort aus dem Weg geräumt werden muss." Die Sorgen erwiesen sich als unbegründet ? und beide Ferraris überstanden die volle Distanz problemlos.

Rechte Hand von Rory Byrne und Ross Brawn

Costa setzt bei Ferrari in Maranello nicht nur seine eigenen Ideen um, sondern auch die von Ross Brawn und vor allem Rory Byrne. Tätig ist er in der Gestione Sportiva seit 1995, als er von Minardi abgeworben wurde, wo er zu den Mitarbeitern gehörte, die für die Achtungserfolge des kleinen Rennstalls Anfang und Mitte der 90er gesorgt haben.

Der neue Ferrari ist für Costa und sein Team nach dreimonatiger Entwicklungsarbeit längst nicht mehr neu, zumal die ersten Zeichnungen des Fahrzeugs schon vor einem Jahr entstanden sind. Während sich in den nächsten Monaten ein Großteil der Ferrari-Designer auf den F2003-GA konzentrieren wird, ist Costas Arbeit damit vorerst beendet ? seine Gedanken gelten schon dem neuen Ferrari, an dem die Arbeit in einem Monat beginnen soll.

"Gravierende Änderungen im Design", erklärte er, "müssen oft schon zwei, drei oder sogar vier Jahre im Voraus geplant werden." Stolperstein für so langfristig angelegte Konzepte ist aber häufig das Reglement, welches zuletzt immer wieder angepasst wurde. Obwohl beispielsweise das Verbot der Traktionskontrolle nichts mit dem unmittelbaren Aufgabengebiet des Spaniers zu tun hat, spürt er dennoch die Auswirkungen.

Einschränkungen durch das Reglement notwendig

Er sei zwar, fuhr er fort, "einerseits dagegen, dass das Design in seinen Möglichkeiten eingeschränkt wird, aber andererseits würde es mir auch gefallen, eher in Richtung der normalen Straßenautos zu gehen. Leistung kann man auch mit positiven und umweltfreundlichen Schritten wie Lautstärkenreduktion oder einem Limit für den Benzinverbrauch erreichen. Wenn die Entwicklung komplett frei wäre, hätten wir bald nur noch Raketenautos."

Besondere Befriedigung schöpft Costa daraus, wenn einzelne Elemente, die in der Formel 1 entwickelt wurden, auch in der Serie den Durchbruch schaffen ? wie zum Beispiel die Schaltwippen am Lenkrad, die von Ferrari 1989 erstmals erprobt wurden und heutzutage bei edleren Autos schon fast zum guten Ton gehören.