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Danica und die Formel 1? Derzeit keine Chance

Danica Patrick ist auch in der Formel-1-Szene in aller Munde: Die "Königsklasse" auf vier Rädern muss weiterhin auf eine schnelle Frau warten

(Motorsport-Total.com) - Seit Sonntag beherrscht Danica Patrick die Motorsport-Schlagzeilen. Mit der sensationellen Pole-Position für das legendäre Daytona 500 erstrahlte ihr Lächeln nicht nur auf den Sportseiten, sondern sie verschaffte dem Motorsport auch in Medien, die normalerweise nicht über den Motorsport berichten, Aufmerksamkeit. Die "Danica-Mania" ist von den NASCAR dominierten USA auf den restlichen Globus übergeschwappt. Alleine durch ihre Präsenz werden deutlich mehr Zuschauer beim Daytona 500 einschalten. Ein Effekt von dem jeder Promoter träumt. Doch in der Formel 1 sind Frauen weiterhin Mangelware.

Titel-Bild zur News: Danica Patrick

Danica Patrick hat in den USA Motorsport-Geschichte geschrieben

Susie Wolff ist Entwicklungsfahrerin bei Williams, doch ein Stammcockpit ist für die Britin nicht in Sicht. Mit einer erfolgreichen Frau könnte auch die "Königsklasse" auf vier Rädern andere Zuschauergruppen ansprechen. Welche Auswirkungen das hat, beweist die "Danica-Mania". "Seit mehr als zehn Jahren sage ich dem Bernie Ecclestone, dass er deppert ist, weil er es nicht schafft, eine Frau in die Formel 1 zu holen", wird Niki Lauda von der 'Bild' zitiert. "Wenn wir es schaffen würden, dass eine Frau unter die besten Sechs fahren würde, dann hätten wir doppelt so viele Fans vorm TV, weil dann auch die Frauen zugucken", lautet seine klare Meinung zu diesem Thema.

Warum in den vergangenen Jahrzehnten kaum Frauen an die Türe der Formel 1 klopften, ist eine Folge des Nachwuchses. Es fangen deutlich mehr Jungen als Mädchen mit dem Kartsport an. Wenn die Pyramide nach oben dünner wird, sind demnach auch weniger Frauen in den Nachwuchsformeln zu finden. "Es fahren einfach zu wenige, das fängt schon im Kartsport an", weiß Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko aus Erfahrung.

In seinem Nachwuchsprogramm sind Frauen Fehlanzeige. Das will der Österreicher aber nicht auf das Geschlecht schieben: "Wir suchen Fahrer nach Leistung aus, nicht nach Quote." In der anstehenden Saison sind Frauen in den Nachwuchsformeln weiterhin dünn gesät. In der GP3 wird die Venezolanerin Samin Gomez für Jenzer-Motorsport antreten. Ob sie den Weg in die Formel 1 finden wird, wird sich in ferner Zukunft zeigen.


Fotos: Danica Patrick, Daytona 500


Anders die Situation in den USA: In der IndyCar-Serie hat sich mittlerweile Simona de Silvestro etabliert. Den großen Durchbruch hat die Schweizerin aber noch nicht geschafft. Fahrerinnen wie Patrick oder de Silvestro kommen für die Formel 1 aber nicht in Frage, wie Lauda präzisiert: "Man muss sagen, dass sie in den USA technisch nicht annähernd auf dem Niveau der Formel 1 sind. Das schlägt sich auch in den Fahrern nieder", findet der dreifache Weltmeister deutliche Worte.

"Der letzte Amerikaner, der in Europa Erfolg hatte, war Mario Andretti. Und das war zu meiner Zeit." Andretti eroberte im Jahr 1978 den Formel-1-Titel. Speziell die Ovale sind in den USA eine eigene Welt, wie auch ehemalige Formel-1-Fahrer wie beispielsweise Juan-Pablo Montoya erkennen mussten. Patricks Erfolge waren hauptsächlich in Ovalen zu finden. Neben der geschichtsträchtigen Pole-Position in Daytona brachte es die 30-Jährige auch zu Führungsrunden beim berühmten Indianapolis 500.

"Man muss sich Danicas Ergebnisse in Straßenrennen angucken. Das reicht nicht." Helmut Marko

Zudem gewann sie im Jahr 2008 das Rennen der damaligen Indy Racing League im japanischen Motegi. Visitenkarten für die Formel 1 sind das laut Marko allerdings nicht: "Man muss sich Danicas Ergebnisse in Straßenrennen angucken. Das reicht nicht", meint er gegenüber der 'Bild'. Die Formel 1 wird weiter auf eine erfolgreiche Frau warten müssen. Ecclestone meinte Ende der 1980er-Jahre, dass der Formel 1 ein erfolgreiche Deutscher, ein Farbiger und eine Frau fehlen. Zur Erfüllung seines Promoter-Traumes fehlt nur noch eine schnelle Lady...