"Crashgate": Dauerhafte Formel-1-Sperre möglich
FIA-Präsident Max Mosley besteht für Renault auf der Unschuldsvermutung, hält aber im schlimmsten Fall drastische Strafen für möglich
(Motorsport-Total.com) - FIA-Präsident Max Mosley kann derzeit in Monza gar nicht oft genug betonen, dass für das Renault-Team zumindest bis zur Entscheidung des Motorsport-Weltrats am 21. September in Paris die Unschuldsvermutung gilt. Doch dass die Medien deswegen angesichts der erdrückenden Beweislast nicht zum Spekulieren aufhören, liegt in der Natur der Sache.

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FIA-Präsident Max Mosley betont, dass die Schuld noch nicht geklärt ist
Auch Jurist Mosley trägt dazu bei, wenn er über mögliche Strafen spricht, sollte der Weltrat Renault schuldig sprechen: "Es könnte alles bis hin zu einer Disqualifikation geben. Das steht im Kodex. Disqualifikation bedeutet: Du bist raus, endgültig, für immer. Das ist das Schlimmste, was passieren könnte, aber ich möchte nicht den Eindruck erwecken, als würde ich sagen, dass das tatsächlich passieren wird. Aber es wäre das schlimmstmögliche Szenario."#w1#
Schlimmer als "Spygate"?
Angesichts der Tatsache, dass Mosley heute noch findet, die 100-Millionen-Dollar-Strafe gegen McLaren-Mercedes in der Spionageaffäre von 2007 sei viel zu mild ausgefallen, muss sich Renault möglicherweise auf alles gefasst machen. Denn der FIA-Präsident selbst sagt über einen Vergleich zwischen den Affären "Spygate" und "Crashgate": "Manipulation ist um einen Grad schlimmer als Betrug."
"Wenn du Radfahrer bist und dopst, betrügst du. Wenn du aber andere Radfahrer bestrichst, um einen Sturz im Feld auszulösen, damit das Gelbe Trikot ausscheidet, ist das eine ernsthaftere Angelegenheit", gibt Mosley - ausdrücklich hypothetisch - zu Protokoll. "Und wenn auch noch menschliches Leben riskiert wird - seien es nun die Zuschauer, die Streckenposten oder die Fahrer -, dann wird es noch einmal schlimmer."
"Wenn ich das sage, impliziert das, das sie schuldig sind, aber das wissen wir nicht. Solange wir ihre Verteidigung nicht gesehen haben, gilt die Unschuldsvermutung", hält der FIA-Präsident fest. Übrigens glaubt er nicht, dass diesmal - im Gegensatz zur "Spygate"-Affäre von 2007 - Fernando Alonso direkt involviert war: "Wir haben keine Beweise, die vermuten lassen würden, dass er wusste, was da läuft."
Untersuchung war notwendig
Für eine frühere Untersuchung der Ereignisse von Singapur 2008 habe es übrigens keinen Anlass gegeben: "Im Internet wurde damals viel spekuliert, aber da wird alles Mögliche spekuliert. Wir können nicht auf der Basis von Spekulationen eine Untersuchung lostreten. Wenn aber jemand zu uns kommt und uns unter Eid eine Erklärung abliefert, dann müssen wir diese Behauptungen untersuchen", erklärt der 69-Jährige.
"Das hätten wir nicht ignorieren können, denn dann hätten die Leute gesagt: 'Die Formel 1 ist kein Sport mehr, sondern ein Geschäft. Weil Renault ein großer Automobilhersteller ist, unternehmen sie nichts, und außerdem sind Bernie und Flavio Freunde und haben gemeinsam einen Fußballklub. Klar, dass die nichts unternehmen werden!' Die ganze Welt würde uns als korrupt hinstellen", begründet Mosley, warum eine Untersuchung unausweichlich war.

