• 08.07.2004 21:05

Coulthard: Es gibt Möglichkeiten für mich

David Coulthard über das London-Event, den MP4-19B, die Stärke von Ferrari, seine Zukunft und mögliche Regenschauer im Rennen

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Du hast zu Beginn dieser Woche an der Demonstration in London teilgenommen. Kannst du uns ein paar deiner Eindrücke schildern?"
David Coulthard: "Nun, zunächst einmal sollten sich alle von euch im Klaren sein, dass dies die Grand-Prix-Demonstration und nicht die Demonstration für die Rechte Schwuler war, falls irgendjemand Zweifel haben sollte, was wir getan haben - nicht, dass ich nicht denke, dass Schwule Rechte haben, aber..."

Titel-Bild zur News: David Coulthard

David Coulthard hatte in der Pressekonferenz viel zu berichten

"Wie auch immer, ich denke, dass es schade ist, dass wir nicht eine etwas weitläufigere Strecke zum Fahren mit den Autos gehabt hatten. Ich glaube, dass alle freudig überrascht waren, dass so viel Leute gekommen sind. Man hört alle möglichen Zahlen von ein paar hunderttausend bis bedeutend mehr als nur das. Es war teilweise ziemlich erschreckend zu sehen, wie die Leute sich aus den Gebäuden herauslehnten und die ganzen anderen Dinge. Aber es war ziemlich beeindruckend, dass die Formel 1, mit einem relativ geringen Promotion-Aufwand, so viele Leute anziehen kann."#w1#

Coulthard hält London-Grand-Prix für denkbar

Frage: "Kannst du dir einen London-Grand-Prix vorstellen?"
Coulthard: "Ich denke, dass man in vielerlei Hinsicht mehr Spielraum hätte, um einen guten Straßenkurs herzustellen, als man dies in Monaco kann und wenn man ihn jedes Jahr in Monaco haben kann, dann gibt es absolut keinen Grund, warum man es nicht in London tun kann. Es wäre nur die Frage, ob da alle zustimmen. Ich nehme an, dass es in Monaco nur der Prinz ist, der sagt, dass das Rennen stattfinden wird."

"Aber in Bezug auf den Platz, den man hätte, könnte man sich etwas rund um den Hyde Park vorstellen, das wäre das Gebiet für die Boxenanlage und man könnte einen sehr breiten Straßenkurs haben, auf dem man fantastisch überholen könnte. Es mag im Moment jedoch nur ein Traum sein, aber wenn sie sogar die Autos für eine Demonstration hier herbekommen können, warum nicht?"

Coulthard erwartet enges Qualifying

Frage: "Das neue Auto schien am vergangenen Wochenende gut zu sein, aber vielleicht war es im Rennen ein wenig enttäuschend. Wie denkst du darüber?"
Coulthard: "Das Auto war im Rennen bedeutend besser, als wir das gesehen haben, das ist das Positive. Wir lagen rund 20 Sekunden hinter der Spitze und deutlich näher am Sieger-Auto, wie wir das bei einem anderen Grand Prix in diesem Jahr waren. Dies ist also ein Schritt nach vorne. Die ersten Boxenstopps haben gezeigt, dass wir auf ähnlichem Gebiet wie die Anderen lagen, was die Benzinmenge, die wir im Qualifying hatten, angeht."

"Der Effekt des Benzingewichts ist hier geringer als wir ihn in Magny-Cours hatten, ich gehe aus diesem Grund davon aus, dass die Startaufstellung sogar noch enger zusammenliegen wird und dies zeigt, dass wir irgendwo in der Nähe der ersten Startreihe oder sonstwo landen können, wenn wir es nicht auf die Reihe bekommen."

Testverbot ist laut Coulthard kein Problem

Frage: "Ich nehme an, dass das einzige Problem die Tatsache ist, dass ihr nun für lange Zeit nicht mehr testen könnt, da das Testverbot bald in Kraft tritt?"
Coulthard: "Wenn man bei den Tests neue Teile hat, dann können diese einem zu einem potenziellen Schritt nach vorne verhelfen, was die Leistung angeht. Was das pure Fahren im Kreis angeht, um am Setup zu arbeiten, so ist das nur für den einen Tag entscheidend. Jeder hat hier vor ein paar Wochen getestet und ich bin mir sicher, dass sie ihr Auto dennoch verändern werden, wenn sie morgen auf die Strecke gehen und auch im Verlauf des weiteren Wochenendes."

"Das Testverbot zu haben ist nur dann ein Problem, wenn wir eine große Anzahl neuer Teile hätten, die am Auto angebracht werden könnten, ob das nun Aerodynamik- oder Mechanik-Teile sind, von denen wir glauben, dass sie uns nach vorne bringen. Was die Motorleistung angeht, so gewinnt man diese auf dem Prüfstand, bevor man sie auf die Strecke bringt. Ich erwarte also, dass wir auch ohne Tests in Hockenheim einen Schritt nach vorne machen werden, denn die Veränderungen, die wir haben sollten uns ein klein wenig nach vorne bringen."

Weitere Entwicklungen für den Mp4-19B geplant

Frage: "Kannst du dir ein Entwicklungsprogramm für das neue Auto vorstellen?"
Coulthard: "Ja. Ich denke, dass es unwahrscheinlich ist, dass McLaren versucht, ein neues Auto vor dem Ende der Saison zu bauen, sie werden also dieses Auto so gut wie sie nur können weiterentwickeln. Sie arbeiten bereits am nächstjährigen Auto, wie man das erwarten kann, aber es ist wichtig, dass wir in den verbleibenden Rennen weiter nach vorne kommen. Ich glaube aus diesem Grund, dass sie alles geben werden, um das Maximum aus diesem 19B herauszuholen."

Mercedes hat einen riesigen Schritt nach vorne gemacht

Frage: "Und warst du auch mit dem Motor zufrieden, dieser war ja bisher in diesem Jahr ein Problem?"
Coulthard: "Ich denke, dass der Schritt, den wir seit Melbourne bis an den Punkt, wo wir beim letzten Grand Prix standen, gemacht haben, beträchtlich war. Ich wäre überrascht, wenn jemand anderes so viel Power und Leistung gefunden hat, wie wir das in dieser Zeit tun konnten. Natürlich hätte ich es vorgezogen, nicht dort zu starten, wo wir losgelegt haben, und dann diesen Schritt nach vorne zu machen, aber dennoch, wir stehen nun ganz gut da und können darauf aufbauen. Es muss nun alles optimiert werden, wir müssen ein wenig mehr aus dem Auto holen, ein wenig mehr aus dem Motor, die Fahrer werden hoffentlich ihre Zuversicht ausbauen und die Leistung wird dann zunehmen."

Coulthard gibt sich ob seiner Zukunft bedeckt

Frage: "Was ist mit deiner Zukunft? Wann werden wir darüber etwas hören?"
Coulthard: "Wenn es etwas zu sagen gibt, und das wird immer von mehr Leuten als nur von mir selbst entschieden. Es wird auch von der anderen Partei abhängen, ich würde also nicht vorschlagen, dass ihr alle euren Atem anhaltet, aber es wird in Zukunft eine Bekanntgabe geben."

Frage: "Aber es gibt eine andere Partei?"
Coulthard: "Das hoffe ich."

Warum Ralf und warum nicht David?

Frage: "Diese Woche wurde der Teamwechsel von Ralf bekannt gegeben. Du hast doppelt so viel Rennen wie er gewonnen, du hast Kimi im Qualifying geschlagen, du hast in dieser Saison mehr Punkte geholt als er. Was musst du noch mehr tun? Es gibt immer noch eine Unsicherheit bezüglich der Zukunft deiner Person für die kommende Saison, was musst du noch mehr tun?"
Coulthard: "Es ist die Frage, ob du dort reinpasst, wo es freie Plätze gibt. Die Teams mögen verschiedene Pläne haben, sie mögen vielleicht hinter jemand anderem her sein. Es gibt für mich Möglichkeiten und es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese finalisiert und bekannt gegeben werden."

"Aber ja, ich denke, dass jeder Zweifel, ob ich die Fähigkeiten besitze, auf der letztjährigen Leistung im Qualifying basiert, weniger auf diesem Jahr. Ich denke, dass in diesem Jahr die Teams ihre eigenen Probleme haben und mit ihrer Leistung am Wochenende hadern. Sie wollen ein siegfähiges Paket entwickeln und ich kann ganz klar Teil dieses Pakets sein."

Frage: "Könntest du als Testfahrer bei McLaren bleiben, ist dies eine Möglichkeit, die du wirklich in Betracht ziehst?"
Coulthard: "Ich konzentriere mich ziemlich darauf, nächstes Jahr Rennen zu fahren."

Das Geld genießt bei Coulthard nicht die höchste Priorität

Frage: "Ralf hat gestern gesagt, dass ihn nicht das Geld zu seinem Wechsel motiviert hätte, Geld wäre kein Thema für ihn, er habe schon genug auf der Bank. Ist Geld für dich ein Faktor und wie groß ist dieser Faktor für kommende Saison und würdest du auf einer Basis fahren, auf der du für Punkte Geld bekommen würdest?"
Coulthard: "Nun, es ist nicht meine Absicht oder nicht mein Stil, über meine persönliche vertragliche Situation zu reden. Aber ich habe schon in der Vergangenheit mehrere Male gesagt, dass dein primäres Ziel es immer sein sollte, Leistung vom Auto zu bekommen, anstatt ein finanzielles Paket zu erhalten und dann erst nach der Leistung zuschauen. Dies ist die Reihenfolge, in der ich arbeite."

Coulthard träumt vom erfolgreichen Heimrennen

Frage: "Für die Fans in Großbritannien war es ein enttäuschender Sport-Sommer. Wie heiß bist du darauf, hier gut abzuschneiden, nicht nur für dich selbst sondern auch für das Heimpublikum?"
Coulthard: "Ich bin natürlich sehr heiß darauf, ein Ergebnis herauszufahren. Natürlich ist immer eine gewisse Menge an Stolz dabei, wenn man am Heimrennen teilnimmt und ich hatte Glück genug gehabt, diesen Grand Prix zwei Mal zu gewinnen und ich weiß, wie die Reaktion der Menge sein kann. Es ist aus diesem Grund sehr wichtig, dass wir versuchen, das bestmögliche Ergebnis herauszufahren."

Frage: "Wie groß sind die Chancen, dass wir dich zusammen mit Jenson Button am Sonntag auf dem Podium sehen werden?"
Coulthard: "Ja, ich denke da gibt es eine Chance."

"Schumacher macht immer wieder Fehler"

Frage: "Wie erstaunt warst du, als Michael Schumacher und Ferrari in Kanada vom sechsten Startplatz aus gewannen und nun vergangenes Wochenende mit vier Stopps siegten. Sie scheinen unglaublich anpassungsfähig zu sein und finden so immer ihren Weg nach vorne. Was denkst du in Bezug auf diese Leistung?"
Coulthard: "Ich glaube, dass ihr Vorteil klar groß genug ist, sodass sie ein schlechtes Qualifying haben können. Man sieht ziemlich häufig, dass Michael im Qualifying einen Fehler macht, den einen anderen Fahrer wirklich aus dem Wettbewerb reißen würde und er ist dennoch in der Lage, vorne mitzufahren. Dies zeigt meiner Meinung nach die Stärke des Pakets. Das passiert von Zeit zu Zeit. Ich habe dies auch in Autos erlebt, die ich in der Vergangenheit gefahren bin. Du denkst gar nicht, dass du noch etwas langsamer fahren kannst und dennoch bist du immer noch eine Sekunde schneller als die anderen Autos im Rennen."

"Sie haben einfach das Paket, das fantastisch gut arbeitet und die einzige Sache, an der sie scheitern können, ist die Zuverlässigkeit, aber sie haben die Formel 1 in Bezug auf die Zuverlässigkeit vor einigen Saisons neu definiert. Michael fällt kaum in einem Rennen auf Grund eines mechanischen Problems aus. Wir Anderen treffen in der Saison auf ein paar mechanische Probleme, was es uns sehr schwierig macht, sie zu schlagen, wenn sie die Geschwindigkeit und die Zuverlässigkeit haben."

Ferrari laut Coulthard legal

Frage: "Denkst du, dass der Wettbewerb im Moment fair ist? Oder in anderen Worten, wie leicht oder schwierig ist es, ein Rennen im Ferrari zu gewinnen?"
Coulthard: "Nun, ich denke nicht, dass er unfair ist. Sie haben ganz klar einen besseren Job in Bezug auf die Regularien gemacht. Sie haben ein Paket entwickelt, das ziemlich dominant ist und es ist schwierig, ihnen einen Vorwurf zu machen, dass sie ein Paket besitzen, das viel schneller ist, das kann man nicht wirklich in Frage stellen."

"Und es ist schwierig herauszuarbeiten, warum man sich in einer Situation befindet, in der man im Nirgendwo ist, und versucht, eine Lösung zu finden. Denn es gibt so viel Elemente, die mit der Leistung eines Rennfahrzeugs zusammenhängen. Die Belastung ist schwierig festzustellen, wenn die Autos einmal auf der Strecke sind. Wenn man sich einmal die Zeitlupeneinstellungen anschaut, dann kann man sehen, wie sehr die Reifen von den Randsteinen zurückgeworfen werden und alle diese Dinge, die sehr schwierig zu kontrollieren sind."

"Es gibt keinen Zweifel, dass sie mit einem Auto fahren, das innerhalb der Regularien ist, das kann man erreichen und genau das müssen auch wir schaffen. Ich bin absolut dagegen, Erfolge zu bestrafen, damit der Rest von uns gut aussieht. Du bekommst es eben auf die Reihe und zeigst eine gute Leistung oder eben nicht. Es muss ein schwieriges Geschäft bleiben."

Coulthard und die Duelle mit Kumpel Jenson Button

Frage: "Jenson und du seid dicke Freunde. Wie wirkt sich das aus, wenn ihr Rad an Rad auf der Strecke fahrt? Ich nehme einmal an, dass ihr so hart gegeneinander fahren würdet wie gegen jeden anderen von euch, wie zum Beispiel Schumacher?"
Coulthard: "Ich denke, dass wir Freunde sind, aber wir sind auch Profis und aus diesem Grund muss man auf den Wettbewerb um sich herum reagieren, vielleicht auf eine leicht andere Art und Weise, die davon abhängt, ob man der Person vertraut oder nicht. Aber ansonsten muss man seine Manöver und Positionen auf eine Art und Weise planen, wie wenn dies ein Gegner wie jeder andere auch wäre."

"Ich finde die Kämpfe auf der Strecke immer interessant, denn dies ist fast so, als hätte man eine Unterhaltung mit einem Karl, sich aber nicht hören kann. Wenn man ihn überholt, dann weiß man, dass er denkt, 'Oh Kerl, jetzt hat er dich!' Und umgekehrt, wenn du überholt wird. Ich denke, wir sollten Kommunikationseinrichtungen zwischen den Autos haben. Das würde es interessant machen - ' Ich bin hinter dir!'."

Frage: "Der Crash zwischen euch beiden in Barcelona war wohl der Tiefpunkt, nehme ich an, was ist der Höhepunkt?"
Coulthard: "Die Sache in Barcelona war lustig, denn wir hatten beide unsere Boote im Hafen nebeneinander angelegt und dann flogen wir am nächsten Tag gemeinsam nach England zurück, wir mussten das also zwangsläufig schnell abhaken. Ich bin mir nicht sicher, ob wir den Höhepunkt mit dir teilen können!"

Coulthard: Regen würde die Sache aufregend gestalten

Frage: "Es besteht die Gefahr, dass es an diesem Wochenende Regenschauer geben wird. Wie weit hat sich Michelin in Bezug auf die Reifen für nasse Verhältnisse weiterentwickelt? Könnt ihr mit den Bridgestones mithalten oder seid ihr besser?"
Coulthard: "Die Realität ist, dass es unter bestimmten Situationen spezifische Wetterbedingungen gibt, die zu den Bridgestones besser passen als zu Michelin und umgekehrt. Wir haben einen neuen Regenreifen, der uns zur Verfügung steht, und von dem wir glauben, dass er ein Schritt nach vorne ist. Michelin hat viele Regentests mit manchen der anderen Teams durchgeführt. Wir haben nicht daran teilgenommen, aber dennoch wird das für uns ein Schritt nach vorne bedeuten."

"Es kommt wirklich darauf an, wie lange der Regen anhält, ob die Art des Regens zu deinem Reifen zu diesem Zeitpunkt passt oder nicht. Diese Strecke bildet Pfützen, Aquaplaning kann also ein wenig ein Thema sein, besonders wenn es mit dem Regen aufhört und man nur mit Intermediate-Reifen anstatt mit den richtigen Regenreifen fährt. Ich denke also, dass es ein sehr wechselhafter Kurs wäre, wenn wir einen Schauer hätten und der Kurs dann abtrocknet."

"Ich weiß nicht, ob dies wirklich die Antwort auf deine Frage ist, aber es wird auch viel davon abhängen, wie die Streckentemperatur hier sein wird. Es hängt nicht nur mit der Menge an Regen zusammen, es hängt mit der Höhe der Temperatur hier auf dem Asphalt zusammen und wie sehr dies die Arbeit der Mischung beeinflusst. Das kann sehr schwanken aber dies würde die Sache sehr aufregend gestalten."

Mit starkem Regen hätte "DC" kein Problem

Frage: "Seid ihr bei vollständig feuchten Bedingungen immer noch besser?"
Coulthard: "Ja, ich denke, dass wir mit vollständig feuchten Bedingungen sehr gut umgehen können, es könnte diese Art der Übergangsphase sein, die es schwierig gestalten könnte, denn es ist die Frage, wie schnell sich dein Reifen schlussendlich abnutzt, bis er fast ein profilloser Reifen ist. Wenn dies zu schnell geschieht, dann überhitzt die Mischung, dann kann man in dieser Situation viel Zeit verlieren."

"Ich denke, dass wir in Brasilien im letzten Jahr gesehen haben, wie Michael bei den sehr wechselhaften Bedingungen von der Strecke flog, andere Leute ebenso von der Strecke rutschten, wir jedoch eine ziemlich gute Leistung gezeigt haben. Damals war die Streckentemperatur ziemlich warm aber wir hatten auch recht feuchte Bedingungen."

Folgen Sie uns!

Folge uns auf Instagram

Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt