• 02.06.2002 11:19

  • von Marcus Kollmann

Coulthard: "Ein Sieg bedeutet nichts"

Der Schotte über den Sieg in Monaco, Häkkinen und seine Bemühungen McLaren zu helfen wieder an die Spitze zu gelangen

(Motorsport-Total.com) - Gerade einmal zwei Wochen liegt der Sieg von David Coulthard in Monaco zurück, doch zwei Wochen sind in der Formel 1 eine unglaublich lange Zeit.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

Coulthard weiß um die Bedeutung der teaminternen Kommunikation

In der Saison finden regelmäßig zwischen den einzelnen Rennen mindestens dreitägige Testfahrten bei den großen Teams statt. Meist bleibt den Fahrern nach dem Rennen am Sonntag nicht viel Zeit zum Kräfte auftanken, denn am Dienstag heißt es bereits wieder testen, testen, testen. Gerade wenn ein Team wie McLaren-Mercedes, welches Ende der 90er-Jahre in der Königsklasse ein Mal Konstrukteursweltmeister wurde und der Konkurrenz um die Ohren fuhr, nunmehr nur noch dritte Kraft ist, stehen die Bemühungen die eigene Konkurrenzfähigkeit zu verbessern noch mehr im Vordergrund. Da verwundert es nicht weiter, dass David Coulthard nach den 78 Runden im Fürstentum sich eigentlich nur noch in sein nahe gelegenes Appartement zurückziehen und eine Tasse Tee genießen wollte, wie er der 'Times' anvertraute.

Sieg in Monaco schon längst Geschichte

"Die meisten Menschen können das vielleicht nicht verstehen, doch für mich fühlt sich der Sieg in Monaco schon so an, als wäre er unheimlich lange her", erklärt der McLaren-Pilot, der sich an den rasanten Wechsel zwischen Rennen, Testfahrten und PR-Termine schon längst gewöhnt hat: "Wenn die Leute den Fernseher abschalten, dann bereiten wir uns schon wieder auf die Testfahrten vor und drehen wieder unsere Runden. Es beginnt wieder alles von vorne, denn ein Sieg bedeutet nichts", sagt der Schotte, dessen Ziel der Gewinn der Weltmeisterschaft ist und der sich an die Monotonie seines Jobs gewöhnt hat.

Allzu langweilig ist es dem 31-Jährigen bislang nicht geworden. Seit sich sein langjähriger Teamkollege Mika Häkkinen in die "Baby-Pause" verabschiedete, ist er nämlich die unangefochtene Nummer 1 im Team. Auch wenn ihm Häkkinnen-Nachfolger Kimi Räikkönen schon öfter die Show gestohlen hat als es ihm lieb war, so ist es am Ende doch seine Person auf die Ron Dennis Truppe in punkto Weiterentwicklung und Verbesserung der Leistungsfähigkeit des Silberpfeils baut.
Sein junger finnischer Teamkollege ist einfach noch zu unerfahren, fährt er doch erst seine zweite Saison in der Formel 1.

Anerkennung für die Arbeit von Häkkinen

Dass es nicht leicht ist ein Team an die Spitze zu führen, diese Erfahrung hat Coulthard in dieser Saison nicht nur einmal gemacht. Dass er derjenige ist auf dessen Feed-back sich die Mechaniker und Ingenieure stürzen, ist eine Rolle in die er sich gerne fügt. "Dadurch dass Mika nicht mehr hier ist, muss ich halt jene eine oder zwei Fragen mehr stellen die weiterhelfen können, denn das ist wichtig. Als er noch im Team war, da habe ich für gewöhnlich meinen Rennoverall ausgezogen und das anschließende Meeting zur Analyse der Reifen ausfallen lassen, doch jetzt bin ich immer da, denn ich weiß, dass diese Meetings sehr wichtig sind", ist sich Coulthard der Verantwortung die auf seinen Schultern liegt bewußt.

"Mika hat bei den Meetings nie viel gesagt", erinnert sich Coulthard zurück an die gemeinsame Zeit, "doch er hat die Dinge immer auf den Punkt gebracht. Er war unnachgiebig was Schlüsselbereiche anbelangte und das hat mir vor Augen geführt, dass dies den Unterschied zwischen einem Fahrer und einem Champion ausmacht."

Nachdem die Testfahrten vor dem Saisonbeginn im März äußerst positiv für das McLaren-Team verlaufen waren, man jedoch schon bald feststellen musste den Anschluss an die rote und weiß-blaue Konkurrenz verpasst zu haben, machte sich zunächst Enttäuschung bei Coulthard breit. Verständlich, schließlich hatte der dieses Jahr seine siebte Saison für die Silbernen bestreitende Pilot gehofft die Weltmeisterschaft gewinnen zu können. Doch anstatt sich mit der Situation abzufinden und dem Schicksal zu ergeben, nahm er die Herausforderung, McLaren wieder auf den richtigen Weg zu führen, an.

Festzustellen dass das Auto nicht so gut ist, war enttäuschend

"Ich kann meinen Kopf ja nicht einfach in den Sand stecken und die ganze Saison über enttäuscht darüber sein, dass das Auto nicht so gut ist wie wir dachten", sagt der Schotte, der auch zugibt, dass er zunächst ziemlich enttäuscht war als er realisierte es würde 2002 mit dem Gewinn des Fahrertitels wohl nichts werden. Doch von diesem Schock erholte sich der 31-Jährige recht schnell und arbeitete fortan noch intensiver mit den Ingenieuren zusammen, denn in der Formel 1 sind es die Details die den Unterschied ausmachen können.

"Es gibt viele Dinge die nur ein Fahrer versteht und die Ingenieure sind deshalb abhängig von den Rückmeldungen die man gibt. Mich stört es nicht, ihnen so viele Informationen zu geben wie ich nur kann. Und ich bin jedes Mal aufs Neue beeindruckt, wenn durch einen weiteren Dialog plötzlich hektische Betriebsamkeit bei den Ingenieuren ausbricht und sie dann etwas finden was uns hilft", beschreibt der McLaren-Pilot die Zusammenarbeit mit den Mechanikern und Ingenieuren auch als eine befriedigende Arbeit. Je besser der Informationsaustausch zwischen Fahrer und Technikerstab klappt, desto besser auch die Resultate an den Rennwochenenden.