Comeback des Testverbots? Pirelli hält nichts davon

Ein Jahr nach Lockerung des Testverbots könnte man für 2015 zum Stand 2013 und vorher zurückkehren - Paul Hembery erklärt, warum das für Pirelli enttäuschend wäre

(Motorsport-Total.com) - Im Bemühen, die ausufernden Kosten in der Formel 1 in den Griff zu kriegen, wird derzeit über eine Abschaffung der Testfahrten während der Saison nachgedacht. Die unabhängig von den Testfahrten im Winter zu betrachtenden Tests waren erst im zurückliegenden Winter wiedereingeführt worden. Nur wenige Monate später denken die Teams nun bereits wieder über eine Kehrtwende nach.

Titel-Bild zur News: Paul Hembery

Paul Hembery droht den Teams: Ohne Testfahrten gibt es halt noch härtere Reifen Zoom

"Das ist enttäuschend", findet Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery mit Blick auf die aktuellen Gespräche und hält aus Sicht des exklusiven Formel-1-Reifenlieferanten fest: "Für diese Saison war es ein beträchtlicher Schritt nach vorn, kein Zweifel. Anders als in den Jahren zuvor können wir nun auch während der Saison testen. Jetzt will man es wieder umkrempeln und denkt über ein Testverbot für nächstes Jahr nach. Das muss ich nicht kommentieren, oder?"

"Natürlich wäre das nicht das Szenario, welches wir uns vorstellen", macht sich Hembery nachdrücklich für ein Festhalten an der aktuellen Regel stark. Schließlich könne man die reale Welt im Simulator nur bedingt abbilden. In der laufenden Saison war man mit den Teams bereits in Sachir (April) und in Barcelona (Mai) testen. Der nächste In-Season-Test von Pirelli steigt am 8./9. Juli in Silverstone und damit zum dritten Mal nur wenige Tage nach dem Rennen an gleicher Stelle.

Weil man in diesem Jahr erstmals "mit einschlägigen Autos bei einschlägigen Bedingungen" testen konnte, sei 2014 für Pirelli schon jetzt "das im Hinblick auf das Testen wertvollste Jahr", wie Hembery betont. In den ersten drei Jahren nach dem Wiedereinstieg in die Formel 1 hatte sich der italienische Reifenhersteller stets mit Testfahrten abseits der Rennwochenenden - und vor allem mit ausgedienten Boliden - zufriedengeben müssen. Den Mercedes-Geheimtest in Barcelona 2013 einmal außen vor gelassen...

Die von den Teams vorgebrachten Sorgen hinsichtlich einer Ausuferung der Kosten könnte man laut Hembery auch auf andere Art und Weise aus der Welt schaffen. Statt auf Testfahrten zu verzichten, sollten sich die Rennställe vielmehr über neue Wege der Vermarktung Gedanken machen. Der Brite führt dabei die krisengeschüttelten Vereine der englischen Fußballliga "Premier League" als Beispiel an.

Sollte den aktuellen Überlegungen hinsichtlich eines Formel-1-Testverbots für 2015 tatsächlich stattgegeben werden, sieht man sich bei Pirelli gezwungen, die Reifen mangels Testmöglichkeiten "halt noch härter zu machen", wie Hembery süffisant anmerkt. Genau hier beißt man sich mit den Teams. Im bisherigen Saisonverlauf hagelte es zahlreichen Piloten Kritik, wonach die 2014er-Pirellis trotz der Tatsache, dass sie gegenüber 2013 weicher gemacht wurden, noch immer zu hart und somit schwer auf Betriebstemperatur zu bekommen sind.