Clear: Sato "ist analytisch, ein cleverer Junge"
Der Renningenieur von Takuma Sato bei BAR-Honda spricht im Interview über seine Zusammenarbeit mit dem Japaner
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Jock, das ist die erste volle Saison, in der du mit Takuma zusammenarbeitest. Wie geht es dir dabei?"
Jock Clear: "Sehr gut. Das Auto ist konkurrenzfähig und das Team viel stärker geworden, was allen ein gutes Gefühl gibt - wäre es eine schwierige Saison mit einem schlechten Auto gehabt, wären wir alle sicher viel erschöpfter. Wir beide wissen, das es Zeit dauert, das Auto zu entwickeln, die Beziehung, Takus Talente, auch unser Verständnis kommt nicht über Nacht, aber wir kommen gut miteinander aus, ich bin glücklich mit seinen Fortschritten und hoffentlich er damit, wie ich dazu beitragen kann."

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Jock Clear und Takuma Sato sind bei BAR-Honda ein gutes Gespann
Frage: "Ist es für dich eine komplett andere Erfahrung, nachdem du jahrelang mit einem erfahrenen Piloten wie Jacques Villeneuve gearbeitet hast?"
Clear: "Ja, es ist anders, aber es ist eine schöne Herausforderung für mich, meine Erfahrungen weiterzugeben und in eine etwas andere Rolle zu schlüpfen, indem ich Taku betreue. Ich bin schon seit zehn Jahren Renningenieur, da kann ich technisch sicher einiges einbringen."#w1#
"Er ist offensichtlich schnell und aggressiv"
Frage: "Was sind Takumas Stärken und Schwächen als Fahrer?"
Clear: "Er ist offensichtlich schnell und aggressiv, aber was mich am meisten beeindruckt, ist, dass er sehr analytisch ist, ein cleverer Junge. Er schaut sich seine Daten an und ihm fallen oft Dinge auf, die mir und den Datenanalysten entgangen sind. Er fährt das Auto natürlich und weiß genau, wo er nachschauen muss, und so sparen wir uns oft Zeit, indem wir ihn durch die Daten gehen lassen und sehen, was er findet. Wenn er auf etwas stößt, nehmen wir es uns vor."
Frage: "Wo kann sich Takuma noch verbessern?"
Clear: "Nicht in einem spezifischen Bereich, es fehlt ihm einfach noch ein wenig an Praxis und Routine. Ich bin mir nicht sicher, ob sich Fahrer im Laufe der Zeit verbessern oder ob sie nur konstanter ein Level halten können. Es ist die Konstanz, an der er noch arbeiten muss, und die kommt nur durch Routine. Talent und Speed sind da, das kann jeder sehen."
Frage: "Man hat ihm oft nachgesagt, er habe in manchen Situationen übertrieben. Hältst du diese Kritik für fair?"
Clear: "Ja, absolut. Man kann nicht leugnen, dass sich Zwischenfälle wie ein roter Faden durch seine Karriere ziehen. Das ist im Moment zwar kein Positivum, aber es kann langfristig eines werden. Prinzipiell ist es ein Maßstab für seinen Enthusiasmus und seinen Mut. Wir wollen ihm beibringen, die Dinge langsamer anzugehen, damit er das Limit erst einmal kennen lernen kann. Sobald er einmal am Limit ist, sind wir zuversichtlich, dass er es in Qualifying und Rennen umsetzen kann. Er hat schon bewiesen, dass er auf eine Runde sehr schnell ist, und seit dem Podium in Indianapolis wissen wir, dass er es auch auf die Renndistanz hinkriegen kann. Man kann einen langsamen Fahrer nicht schnell machen, aber man kann einen wilden Fahrer beruhigen."
Mugello ist mit Abstand Satos beste Rennstrecke
Frage: "Welche Art von Strecken liegt Takuma?"
Clear: "Seine beste Strecke ist Mugello, wo wir manchmal testen - eine schnelle Strecke mit einigen High-Speed-Kurven. Leider fahren wir dort keine Rennen. Vom Formel-1-Kalender freuen wir uns immer auf Spa und Suzuka, wo er meiner Meinung nach stark sein müsste. Es gibt aber keine Strecken, wo er spezielle Probleme hat, nur auf manchen fehlt es ihm eben ein wenig an Erfahrung."
Frage: "Ist es nicht schwer, Takuma zu zügeln, wenn es für Jenson so gut läuft?"
Clear: "Ja, das ist schon wahr. Für Taku ist Jenson das Ziel und das ist ein bewegliches Ziel, denn Jenson wird immer stärker und stärker. Das ist die Challenge dieses Sports. Als ein Fahrer übt man entweder Druck aus oder man kriegt ihn - stressfreie Zone gibt es keine. Taku hat bewiesen, dass er an einem guten Tag schneller sein kann als Jenson, aber dank seiner Erfahrung ist Jenson konstant gut."
Frage: "Du musst begeistert sein, wie es mit Jenson momentan läuft, nicht wahr?"
Clear: "Mein Hauptfokus ist natürlich immer Taku, aber ich erkenne auch die Anstrengungen, die die anderen Fahrer in den Erfolg dieses Teams stecken. Damit meine ich auch Anthony Davidson. Ich kam nicht nur wegen Jacques zu BAR, sondern weil ich das Potenzial sah, aus dem Nichts ein Siegerteam zu formen. Dieser Traum ist dieses Jahr um einen Quantensprung näher gerückt. Jetzt müssen wir noch härter arbeiten. Wir sind noch nicht am Ziel angekommen und es wird der größte Schritt überhaupt sein, in der Formel 1 ganz nach vorne zu kommen."

