Button rudert zurück: BAR-Honda doch zu langsam?

Lange sah sich Jenson Button als WM-Favorit Nummer eins, doch plötzlich kommen ihm Zweifel am Speed seines BAR-Honda-Boliden

(Motorsport-Total.com) - Den ganzen Winter hindurch manövrierte sich Jenson Button mit großspurigen Kampfansagen in die Schlagzeilen, doch wenige Tage vor dem Saisonauftakt scheint sich sein Optimismus zu verflüchtigen: Zwar blickt er den bevorstehenden 19 Rennen weiterhin zuversichtlich entgegen, an der Konkurrenzfähigkeit seines BAR-Honda kommen ihm jedoch langsam Zweifel.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Ein Sieg scheint für Jenson Button zumindest im Moment kaum machbar...

"Ich bin mir nach den Testfahrten nicht mehr sicher, was das Potenzial unseres Autos angeht", erklärte er in einem Interview mit 'Atlas F1'. "In Barcelona war es schwer einzuschätzen. Unser erster Test in Valencia ist gut gelaufen, aber gleichzeitig scheint uns verglichen mit den Jungs von McLaren und Renault ein bisschen Speed zu fehlen. Wir wissen nicht genau, warum das so ist, haben aber das Gefühl, dass wir nicht so viel Grip haben wie erhofft."#w1#

Button gibt zu: "Es war kein perfekter Winter"

Seit den letzten Wintertests sei man aber keineswegs auf der faulen Haut gelegen, relativierte er: "Wir haben aerodynamisch einige Dinge verändert, die das Auto wirklich verbessert haben. Auch Honda hat in Sachen Zuverlässigkeit echte Fortschritte gemacht. Es war kein perfekter Winter, aber das war es wahrscheinlich für kein Team. Wenigstens befinden wir uns nun auf dem richtigen Weg. Wir kommen ganz gut voran", teilte der Brite mit.

Ein Blick auf die Teststatistik belegt Buttons Befürchtungen: Dem neuen BAR-Honda fehlten im Schnitt mehr als anderthalb Sekunden auf die jeweilige Tagesbestzeit, womit man auf Platz sieben einer solchen Rangliste liegt - nur Toyota, Minardi-Cosworth und Jordan-Toyota haben mit ihrem 2005er-Auto noch schlechter abgeschnitten. Immerhin war die Truppe mit gut 27.000 Testkilometern, von denen 10.800 auf das aktuelle 007er-Modell entfallen, aber die zweitfleißigste nach Toyota.

Dennoch will Button die Situation nicht überbewerten: "Mir kommt vor, dass das Auto schnell ist, aber ich weiß nicht genau wie schnell. McLaren war meistens viel schneller als wir, genau wie Renault, aber umgekehrt lagen wir fast immer vor den Ferraris. Das ist sehr, sehr ungewöhnlich. Man kann nie sagen, wer bei den Tests was macht. Wir können uns sowieso nur auf uns selbst konzentrieren und mit dem Programm fortfahren", sagte er.

Button spürt nicht, dass der Druck seit 2004 gewachsen ist

Unter besonderem Druck sieht sich der 25-Jährige nach seinen Erfolgen in der vergangenen Saison nicht, obwohl die Erwartungshaltung natürlich eine andere ist als noch vor zwölf Monaten. Das Team habe bewiesen, so "JB", wie er von seinen Fans genannt wird, dass es das Zeug hat, ganz vorne mitzufahren - und da er nicht mehr mit einer Ferrari-Dominanz rechnet, sei die Chance auf den WM-Titel womöglich sogar größer geworden.

"Ich glaube nicht, dass wieder ein Team die ersten sechs oder sieben Rennen gewinnen wird", äußerte er einen Verdacht, der sich mit den Meinungen der meisten Experten deckt. "Die Teams, die Ferrari herausfordern wollen, haben allesamt einen Schritt nach vorne gemacht. Niemand weiß, wie gut Ferraris Paket ist. Niemand weiß, wie gut ihr neues Auto sein wird. In den ersten vier Rennen sind sie sicher schnell und konkurrenzfähig, aber was danach kommt, ist ein Fragezeichen."

Ex-Vizeweltmeister Eddie Irvine hat den Briten übrigens nicht auf seiner Rechnung. BAR-Honda habe 2004 "einen reinen Glückstreffer" gelandet, sagte er kürzlich gegenüber 'F1Total.com'. Button müsse sich deswegen aber keine Vorwürfe machen: "Ich glaube nicht, dass er das größte Talent der Welt ist, aber er macht nur wenige Fehler. Dieses Jahr wird sein Auto nicht so gut sein wie 2004. Wahrscheinlich wird er ein bisschen weniger Rampenlicht abbekommen", so der Nordire.