• 14.04.2011 15:54

  • von Dieter Rencken

Button: "Gegen Vettel muss hier alles glatt laufen"

Jenson Button im Interview: Wie er Vettel einholen will, wieso die Beziehung zu Hamilton ganz normal ist und warum der "Reifenflüsterer" 2011 keine Vorteile sieht

(Motorsport-Total.com) - Nur wenige hätten vor der Saison darauf gewettet, dass Jenson Button nach zwei Rennen auf dem zweiten WM-Rang liegt. Dem britischen McLaren-Star fehlen zwar 24 Punkte auf den Red-Bull-Piloten, nach dem etwas glücklosen Grand Prix von Australien überzeugte er aber in Sepang mit einem klugen Rennen und seinem ersten Podestplatz in dieser Saison.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button ist nach zwei Rennen Sebastian Vettels erster Verfolger

Wie McLaren nun Jagd auf WM-Leader Vettel machen will, wieso die Beziehung zu seinem Teamkollegen Lewis Hamilton für ihn nicht außergewöhnlich ist und warum sich der für seinen reifenschonenden Fahrstil bekannte Button 2011 nicht im Vorteil wähnt, verrät er im ausführlichen Interview.

Frage: "Jenson, welche Schlüsse ziehst du aus den ersten zwei Saisonrennen?"
Jenson Button: "Dass wir ein gutes Paket haben, aber noch immer nicht alles herausgeholt haben. Der Hauptgrund ist aber, dass wir zu Saisonbeginn die Setuparbeit noch nicht verrichtet hatten, die andere bei den Wintertests hinter sich brachten. Das müssen wir nun bei den Rennen machen. Außerdem haben wir gewisse Änderungen am Setup noch nicht gemacht, die uns einen extremen Vorteil bringen sollten. Wir lernen das Auto immer noch kennen und haben noch nicht die perfekte Balance, aber wir kommen hin."

Frage: "Durch das letzte Rennen kommst du aber sicher mit einem guten Gefühl nach China."
Button: "Ja, ich fühle mich ziemlich gut. Natürlich blickt man immer wieder zurück und denkt sich: Wenn nur dieses erste Rennen nach Plan gelaufen wäre und ich auf dem Podest gestanden wäre, dann hätte ich jetzt viele Punkte. Man darf so aber nicht denken, man muss nach vorne blicken. Ich bin Zweiter in der Weltmeisterschaft, recht weit hinter Sebastian, aber es sieht nicht so schlecht aus."

"Im Vorjahr habe ich hier das Rennen gewonnen und ich glaube, dass wir dieses Jahr mit einem besseren Auto und einem besseren Paket hierher kommen als in der letzten Saison. Natürlich ist alles ein bisschen durchgemischter, was auf die Reifen zurückzuführen ist. Das wird sicher ein gutes Rennen. Die Streckenführung ist ähnlich wie in Malaysia, aber ein bisschen langsamer. Und es ist nicht so heiß wie in Malaysia. Ich glaube, dass der Reifenverschleiß niedriger sein wird, aber wir müssen damit trotzdem zurecht kommen."

Keine außergewöhnliche Beziehung zu Hamilton

Frage: "Die Beziehung zwischen Hamilton und dir ist für Teamkollegen äußerst ungewöhnlich. Wie würdest du sie beschreiben?"
Button: "Wir kommen einfach gut miteinander aus. Ich weiß nicht, ob es sich um eine besondere Beziehung handelt - so würde ich es nicht nennen. Wir arbeiten gut zusammen und respektieren uns. So sollte es in einem Team sein, aber das ist offensichtlich nicht immer der Fall."


Fotos: McLaren, Großer Preis von China


Frage: "Macht es die Sache schwieriger, dass er der Erste ist, den es zu schlagen gilt?"
Button: "Es ist immer schwierig, wenn dein Teamkollege so schnell wie Lewis ist. Das ist es aber, was wir lieben. Wir lieben die Herausforderung. Ich bin zu McLaren gegangen, weil ich mich gegen jemanden beweisen wollte, der sehr schnell und außerdem ein Weltmeister ist. Es macht viel mehr Spaß. Es fordert dich heraus, aber es ist auch sehr spannend."

Frage: "Beim ersten Rennen war er auf dem Podest, jetzt hast du es geschafft. Wird es nun gelingen, dass ihr beide auf dem Podest steht?"
Button: "Ich denke, dass wir in beiden Rennen gemeinsam auf dem Podest stehen hätten sollen. Es ist aber sehr schwierig, Sebastian einzuholen. Er war bei den vergangenen zwei Rennen sehr schnell. Er hatte aber auch im Gegensatz zu uns zwei sehr problemlose Rennen. Für uns lief es nicht perfekt."

"Ich habe das Rennen ein paar Sekunden hinter Sebastian beendet. Ich wusste, dass er am Ende etwas langsamer werden würde. Unser Tempo war aber gut. Mit ein paar Änderungen, einer Feinabstimmung unserer Balance und einigen neuen Teilen, sind wir hier hoffentlich schnell genug, um ihn herausfordern zu können."

Frage: "Hast du das Gefühl, dass du vor ihm sein könntest?"
Button: "Keine Ahnung, ich weiß es nicht. Unser erstes Ziel ist es aber, gleich schnell zu sein und dann werden wir sehen. Wir bringen natürlich Updates, aber das gilt wohl für jedes Team. Es ist hart. Alles muss glatt gehen, wenn wir an diesem Wochenende eine Chance haben wollen."

Reifenschonendes Qualifying unmöglich

Frage: "Ihr habt einen neuen Unterboden, den Lewis schon in Malaysia getestet hat. Wie viel bringt er?"
Button: "Wir beide haben den Unterboden in Malaysia getestet. Es gab keine großen Probleme, aber ein paar Kleinigkeiten, die wir noch anpassen mussten. Wir haben Updates hier, aber ich kann nicht sagen, wie viel Zeit sie wirklich bringen. Das können andere besser beurteilen, aber es macht sicher einen Unterschied."

Frage: "Du hast vorhin von der Feinabstimmung gesprochen. Ist es das, was McLaren fehlt?"
Button: "Ich habe nicht das Gefühl, dass unsere Balance im Qualifying gepasst hat. Sie war nicht perfekt, da gibt es sicher noch etwas zu tun. Die Updates werden uns da aber sicher auch helfen."¿pbvin|512|3598||0|1pb¿

"Das Qualifying ist immer noch sehr wichtig. Im Rennen muss man dann mit dem leben, was übrig ist." Jenson Button

Frage: "Dieses Jahr ist der Unterschied zwischen den weichen und den harten Reifen sehr groß. Es ist sehr wichtig, dass die weichen Reifen nach dem Qualifying in einem guten Zustand sind, aber Lewis und du hattet in Malaysia schon einen Satz verbraucht. Wie hart kannst du daher im Qualifying pushen, ohne deine Reifen kaputt zu machen?"
Button: "Du musst im Qualifying hundert Prozent geben. Wenn du einen Reifen kaputt machst, dann machst du ihn eben kaputt. Damit musst du dann im Rennen zurecht kommen. Wir verwenden so ziemlich alle Reifen im Rennen, die wir davor im Qualifying benutzt haben, weil es so viel Stopps gibt."

"Der weiche Reifen hat im Rennen bei mir gut funktioniert, das galt aber auch für den harten. Es ist nicht so, dass man man im Qualifying auf seine weichen Reifen aufpassen sollte und dafür auf einen guten Startplatz verzichtet. Das Qualifying ist immer noch sehr wichtig. Im Rennen muss man dann mit dem zurecht kommen, was noch übrig ist."

"Lewis hat in Malaysia im Qualifying einen weichen Reifen kaputt gemacht. Dadurch hatte er dann nur noch zwei weiche und zwei harte Reifensätze zur Verfügung. Die Harten waren dann gar nicht nach seinem Geschmack. Es ist wie es ist."

Positives Zeugnis für neuen Heckflügel

Frage: "Die Gegengerade ist hier sehr lang."
Button: "Ja, aber das DRS (Drag Reduction System, auf Deutsch: Luftwiderstand-Reduktions-System, Anm.) wird nicht sehr lange verwendet. Im ersten Teil der Geraden darf man es nicht aktivieren. Es wird trotzdem Überholmanöver geben und es wird einfacher sein als in den vergangenen Jahren - trotzdem wird es nicht von selbst gehen."

"Ich finde, dass die Überholzone und der Heckflügel von der FIA richtig eingeschätzt wurden." Jenson Button

"In Melbourne war es sehr schwierig. Das ist gut und ich finde, dass das richtig eingeschätzt wurde. Es sieht immer noch nach einem Überholmanöver aus. Man muss immer noch spät bremsen, ein Rad bleibt vielleicht stehen. Man geht nicht einfach vorbei und zieht davon. Hoffentlich bleibt es hier so."

Frage: "Ist es wahrscheinlich, dass wir in der letzten Runde Überholmanöver sehen werden?"
Button: "Ich weiß nicht. Hoffentlich bin ich weit genug vorne, damit mich niemand überholen kann."

Reifens-Schwerpunkt kein Vorteil für Button?

Frage: "Die Formel hat sich stark verändert. Bei den Rennen muss man jetzt viel mehr nachdenken, die Strategie spielt eine viel größere Rolle."
Button: "Ja, für den Fahrer ist es sehr stressig, was mich aber nicht stört. Man muss sich um KERS und DRS kümmern, aber auch um die Reifen. In Malaysia fand ich es im Rennen nicht einfach herauszufinden, wo wir im Vergleich zu den anderen stehen. Alonso hat mich einmal überholt, da war er über eine Sekunde pro Runde schneller als ich."

"Im nächsten Stint war dann ich auf meinen Reifen eine Sekunde schneller. Das Gleiche galt für Lewis: Er war zu Beginn des Rennens schneller, aber nicht am Ende. Es ist eigenartig und schwer zu verstehen, aber jeder fährt sein eigenes Rennen und gibt sein Bestes, um die Übersicht zu bewahren. Es macht Spaß, das gefällt mir."¿pbvin|512|3501|button|0|1pb¿

"Ich glaube nicht, dass ich dieses Jahr einen Vorteil habe." Jenson Button

Frage: "Das muss auch für das Team eine große Herausforderung sein. Hält man sich im Rennen an einen im Vorfeld festgelegten Plan?"
Button: "Man benötigt einen Plan bei den Boxenstopps. Als Fahrer musst du wissen, wie hart du in den unterschiedlichen Phasen des Rennes pushen musst. Kurz vor den Boxenstopps sagt dir das Team aber, ob du jetzt reinkommen oder noch ein bisschen länger fahren sollst."

"Du kennst die Strategie, aber die wird sich immer etwas ändern, weil sie ja auch an die anderen Fahrer angepasst werden muss, die unterschiedliche Dinge machen. Und auch die Reifen halten vielleicht nicht so lange wie erwartet oder eben der Verschleiß ist kein Problem."

Frage: "Du hast den Ruf, ein mitdenkender Fahrer zu sein, der auch strategisch fährt. Könnte dir diese Saison in die Hände spielen?"
Button: "Ich glaube nicht, dass ich da dieses Jahr einen Vorteil habe. Jeder Fahrer hat ein gutes Gefühl dafür, wie er fährt und wie er auf die Reifen aufpassen muss."

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