• 12.11.2011 22:28

Button: "Es ist ein Balanceakt"

McLaren-Fahrer Jenson Button spricht über seine Ausgangslage beim Großen Preis von Abu Dhabi und über die Chance auf Überholmanöver im Rennen

(Motorsport-Total.com) - Jenson Button tat sich in Abu Dhabi bislang recht schwer, kam mit seinem McLaren aber trotzdem auf ein gutes Tempo. Dies war auch in der Qualifikation der Fall, doch in Sebastian Vettel (Red Bull) und Lewis Hamilton (McLaren) waren gleich zwei Piloten knapp schneller als der Ex-Champion von 2009. In seiner Medienrunde erläutert Button seine Sicht zum Abschneiden in der Qualifikation und spricht auch über seine Aussichten für den Großen Preis, den er am Sonntag nur zu gerne gewinnen würde.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button trägt Bart für den guten Zweck und fährt von Startplatz drei los

Frage: "Jenson, Platz drei im Qualifying von Abu Dhabi. Stellt dieses Ergebnis für dich und das Team eine Überraschung dar?"
Jenson Button: "Ich würde es nicht eine Überraschung nennen, denn wir kennen ja das Tempo des Autos. Es ging vielmehr darum, die richtige Balance zu finden."

"An diesem Wochenende fühlte ich mich dahingehend nicht zu einhundert Prozent wohl, doch wir konnten die Situation verbessern. Wir probierten unterschiedliche Dinge aus und fanden im Qualifying schließlich die richtige Spur. In Q3 ging es aber seltsam zu, denn es aufgrund der kühleren Strecke gab es plötzlich weniger Grip."

"Nach der Pause zwischen Q2 und Q3 reagierte das Auto manchmal etwas anders. In gewisser Weise war das gut für mich, denn ich hatte keinen Abtrieb auf die Vorderachse gebracht. Das gesamte Wochenende über hatte ich mit einem nervösen Heck zu kämpfen gehabt. In der Qualifikation hatten wir dann unheimlich viel Untersteuern."

"Unser Auto scheint hier gut zu funktionieren." Jenson Button

"Es ging also mehr in die Richtung, die ich mag. In den engen Sektionen zum Ende der Runde brauchst du aber ein gut einlenkendes Auto und das hatte ich nicht. Es war keine schlechte Runde. Unser Auto scheint hier gut zu funktionieren. Es ist aber nicht perfekt. Seb leistete gute Arbeit und stellte sein Fahrzeug auf die Pole-Position. Wir müssen ihn am Sonntag also von hinten herausfordern."

Frage: "Du warst neun Tausendstel langsamer als..."
Button: "Ich weiß, ich weiß. Entschuldigung, ich geriet ein bisschen in Rage. Ich sagte: Ich weiß. Bitte fahre fort..."

Frage: "Das muss doch ein zufriedenstellendes Ergebnis für dich sein, wenn man deine Probleme mit dem Auto bedenkt..."
Button: "Ja. Ich war über das gesamte Wochenende hinweg recht zufrieden mit der Balance. Ich denke aber nach wie vor, dass noch mehr im Auto drin ist."

"Man muss es nur finden, um damit auch das Heck zu unterstützen. Damit hatte ich zu kämpfen, wie ich schon sagte. Ich hatte ein nervöses Heck und das mag ich nicht. Vor der Qualifikation und beim Start der Qualifikation probierten wir ein paar Dinge aus. Es fühlte sich ein bisschen besser an, doch plötzlich hatte ich unheimlich viel Untersteuern."

"Ich bin ziemlich zufrieden mit meiner Runde." Jenson Button

"Damit fühlte sich die Balance ganz anders an. Unterm Strich war es aber doch recht gut. Ich bin ziemlich zufrieden mit meiner Runde und den Verbesserungen, die wir am Auto umsetzen konnten. Während des Zeittrainings darfst du nicht so viel verändern, also spielten wir mit unseren Optionen herum. Es war eine recht gute Runde."

Frage: "Auf welcher Reifenmischung treten deine Balance-Probleme denn am meisten auf?"
Button: "Im Hinblick auf einen Longrun sind die weichen Pneus sicherlich die bessere Wahl, denke ich. Das Gripniveau bei viel Sprit stimmte bei diesen Reifen. Hoffentlich macht sich das auch am Sonntag bemerkbar."

McLaren geht auf Red-Bull-Jagd

Frage: "Hättest du zum Beginn des Wochenendes gedacht, es mit Red Bull aufnehmen zu können oder sogar schneller zu sein?"
Button: "Das kennen wir ja schon. Wir waren im Training sehr gut unterwegs, doch da zogen wir ja auch unser eigenes Ding durch."

"Wir absolvierten unser Programm und dabei geht es nicht darum, am Tagesende der Schnellste zu sein. Das passiert einfach. Wir machen offensichtlich etwas Anderes als Red Bull. Das haben wir schon öfter beobachtet und daher rechneten wir damit, dass sie schnell sein würden."

"Es ist immer eine Herausforderung, sie zu schlagen." Jenson Button

"Ja, es ist immer eine Herausforderung, sie zu schlagen und Seb hinter dir zu lassen, wo er in diesem Jahr doch eine ungeheuere Konstanz in der Qualifikation an den Tag legt. Im Rennen dürfte es ähnlich schwierig werden. Wir sind aber mehr als konkurrenzfähig und sollten im Rennen um mehr kämpfen können als im Qualifying."

Frage: "Apropos Qualifying: Ist es eigentlich ein gutes Rezept, nicht ganz zum Schluss zu fahren? Sebastian Vettel setzte nicht nur heute den letzten Schuss..."
Button: "Der Letzte auf der Strecke zu sein, ist manchmal keine gute Sache."

"Wie Lewis in Suzuka feststellen musste, sucht sich dabei nun eben jeder seine Lücke. Du kannst eine ganze Runde verlieren, wenn du versuchst, um 0,001 Sekunden besser zu sein, weil die Strecke dann besser sein sollte. Es ist ein Balanceakt. Ich denke, wir taten das Richtige."

Frage: "Was für ein Rezept legst du dir für den Start zurecht? Hast du einen Plan?"
Button: "Ja, ein guter Start ist wichtig. Das ist vom dritten Platz aber deutlich schwieriger als vom zweiten Rang, also warten wir ab. Wie ich schon sagte: Wir haben ein recht gutes Rennauto. Ob das stimmt oder nicht, werden wir am Sonntag sehen. Es fühlt sich aber ziemlich gut an. Ich denke allerdings nicht, dass es nur um den Start geht."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Abu Dhabi


Frage: "Du sagtest schon am Freitag, dass der verstellbare Heckflügel keine große Hilfe beim Überholen sein würde. Stehst du noch immer zu dieser Meinung?"
Button: "Ja. Selbst mit dem verstellbaren Heckflügel wird es schwierig sein, zu überholen. Hoffentlich werden wir im Rennen aber etwas ganz Anderes erleben."

"Ich möchte nicht Dritter werden." Jenson Button

"Ich möchte nicht Dritter werden. Schauen wir einmal, aber die Überholzonen scheinen noch immer etwas kurz zu sein. Am Freitag fuhr ich ab Kurve acht mit aktiviertem Heckflügel, konnte aber trotzdem niemanden überholen. Warten wir einmal ab, wie es im Rennen funktioniert."

"Hoffentlich haben wir dann ein paar Möglichkeiten. Das Rennen ist lang, sehr lang. Es wird ein paar Boxenstopps geben, die man unbedingt richtig hinbekommen muss. Was auf Seiten der Reifen passieren wird, wissen wir nicht. Wir wissen aber immerhin mehr als Seb."

Überholen oder nicht? - das ist hier die Frage...

Frage: "Kommt es am Sonntag auf die Boxenstopps an?"
Button: "Überholen ist hier deutlich schwieriger als auf anderen Kursen. Wir kommen aus einer sehr langsamen Kurve heraus auf die unheimlich lange Gerade. Der Knackpunkt ist aber: Wenn dein Vordermann eine halbe Sekunde vor dir auf das Gas geht, hast du keine Chance."

"Das ist knifflig. Du musst ja erst einmal nahe genug herankommen, um den verstellbaren Heckflügel überhaupt einsetzen zu dürfen. Es wird also nicht nur darauf ankommen. Wir haben zwei unterschiedliche Reifenmischungen und manche Piloten scheinen zumindest mit einer Sorte so ihre liebe Not zu haben."

"Vor uns liegen zwei bis drei Reifenwechsel." Jenson Button

"Das ist schön zu sehen. Vor uns liegen zwei bis drei Reifenwechsel, denke ich. Die Boxenein- und Ausfahrt sind hier ebenfalls nicht ohne. Schauen wir einmal, wie sich all dies gestaltet. Hoffentlich können wir eine Neuauflage von Suzuka starten. Mit viel Sprit sollten wir gut aussehen."

Frage: "Die Fahrer scheinen sich darin einig zu sein, dass die Überholzonen hier nicht effektiv genug sein könnten..."
Button: "Ja, sie wurden heute noch einmal verlängert. Manche Leute waren damit nicht sehr einverstanden, was auf die Getriebeübersetzungen zurückzuführen ist, die wir gewählt haben. So ist es aber nun einmal. Der Eine hat halt Glück, der Andere nicht. Es ist aber trotzdem sehr schwierig. Warten wir ab, wie das Rennen läuft."

Frage: "Wie schwierig ist es, ein Verständnis dafür aufzubauen, wo man steht, wenn man bei Tageslicht und auch bei Dunkelheit fährt?"
Button: "Da muss man schon Vorsicht walten lassen. Generell zieht man hier die meisten Informationen aus den Sessions, die bei Dunkelheit ausgetragen werden. Das wäre also das zweite Freie Training."

"Das ist die wichtigste Trainingssitzung in Abu Dhabi. Du musst aber unbedingt mit viel und wenig Sprit herumfahren. Es ist schwierig, hier eine Balance zu finden. Die Strecke kühlt zudem sehr stark ab, wenn es mal eine kleine Unterbrechung gibt. Das können auf 30 Minuten durchaus zwei bis drei Grad Celsius sein."

Ist der Sieg drin für Button?

Frage: "Paul McCarney möchte die britischen Jungs siegen sehen..."
Button: "Das klingt doch gut. Hoffentlich können wir seinen Wunsch umsetzen."

Frage: "Wie sehr konzentriert ihr euch eigentlich noch auf die aktuelle Saison?"
Button: "Nun, all das, was wir jetzt noch lernen können, sollte uns 2012 gut zu Gesicht stehen. Die auspuffangeströmten Diffusoren wird es nicht mehr geben, doch die technische Grundlage der Autos verändert sich nicht."

"Es ist wichtig, das jetzige Auto zu verbessern." Jenson Button

"Das gilt auch für die Elektronik. Es ist also wichtig, das jetzige Auto im Hinblick auf das kommende Jahr zu verbessern. Am wichtigsten ist mir aber, den Jungs in der Fabrik eine positive Motivation mit auf den Weg zu geben."

Frage: "Die Pirelli-Pneus gaben im vergangenen Jahr hier in Abu Dhabi ihr Testdebüt. Wie sehr haben sich die Reifen seither verbessert?"
Button: "Sie haben sich sehr verbessert. Während der Wintertests gingen wir nicht davon aus, auch nur auf einer Mischung ein Rennen bestreiten zu können. Dafür, dass sie ihre erste Saison bestreiten, leisten sie meiner Meinung nach gute Arbeit."

¿pbvin|512|4237||0|1pb¿"Sie spielen noch immer ein bisschen mit den Mischungen für 2012 herum. Wir hatten auch hier eine Entwicklungs-Mischung am Start. Ich bin mir sicher, es gab Unterschiede zu unserem üblichen weichen Reifen, doch ich spürte sie nicht. Ich glaube trotzdem, dass sie einen großartigen Job machen. Sie wurden ja darum gebeten, die Reifen nicht so haltbar zu machen."

"Das mischt das Feld etwas durcheinander und sorgt für spannendere Rennen. Hier in Abu Dhabi denken sicherlich ein paar Teams über nur einen Stopp nach, andere beschäftigten sich vielleicht mit zwei oder drei Reifenwechseln. 2010 oder auch 2009 hätte es das vermutlich nicht gegeben. Es ist ein gutes Jahr für Pirelli. Hoffentlich sehen wir 2011 noch weitere Verbesserungen."

Die Konkurrenz auf Rekordjagd

Frage: "Sebastian Vettel stellte mit seiner 14. Pole-Position in diesem Jahr den Rekord von Nigel Mansell ein. Was sagst du dazu?"
Button: "Wirklich klasse. Ich freue mich für ihn (lacht; Anm. d. Red.). Nein, das ist eine tolle Leistung. Das zeigt, dass Sebastian und sein gesamtes Team wirklich gute Arbeit leisten. Sie haben in dieser Saison eine beeindruckende Konstanz."

"Auf der Pole-Position zu stehen, ist nicht alles." Jenson Button

"Auf der Pole-Position zu stehen, ist aber nicht alles. Das sahen wir in diesem Jahr. Es bedeutet nämlich nicht automatisch den Sieg. 14 Pole-Positions sind sicher klasse für ihn, doch ich hätte lieber 14 Siege. Das kann er in diesem Jahr nicht mehr schaffen, glaube ich. Gut so (lacht; Anm. d. Red.). Hoffentlich können wir ihn 2012 in seinem Tun etwas einschränken."

Frage: "Ein Wort über Sebastian Loeb, den nun achtmaligen Rallyechampion..."
Button: "Ich glaube, 'verrückt' ist nicht ganz das richtige Wort. Am Lenkrad eines Rallyeautos ist er wirklich ein Genie. Er hat nun mehr Titel als Michael Schumacher in der Formel 1 und das alleine ist schon eine großartige Leistung. Rallyefahren ist unheimlich hart. Ich kann mir nicht vorstellen, es selbst einmal zu tun. Diese Jungs stellen mit ihren Autos wirklich außergewöhnliche Dinge an."

"Bei einer gewissen Veranstaltung im Dezember, auf die ich mich schon sehr freue (das Race of Champions in Düsseldorf; Anm. d. Red.), treten wir gegen Rallyefahrer an. Das macht immer großen Spaß und man kann ihr Talent am Lenkrad hautnah erleben. Glückwunsch an Sebastian. Dieses Jahr war es sehr eng. Im kommenden Jahr wird es bestimmt noch viel enger zugehen."