Button: "Einer wird die Nerven verlieren"

Warum Button Red Bull im WM-Finale am schwächsten einschätzt, wieso seine Qualifying-Schwäche Geschichte ist und was er Schumi 2011 zutraut

(Motorsport-Total.com) - Jenson Button erinnert an eine Katze: Lautlos schleicht der Weltmeister durch die Saison. Meist wird er von anderen überstrahlt - ob durch heldenhafte Rennen oder durch erschütternde Patzer. Doch der Brite lässt kaum Punkte aus, zumindest nicht durch Eigenfehler. In der WM-Wertung fehlen dem Fünftplatzierten bloß 25 Punkte auf die Spitze - vier Rennen vor Schluss ist also auch eine erfolgreiche Titelverteidigung noch möglich. "Das ist nur ein Sieg", bringt es der 30-Jährige gegenüber dem 'Express' auf den Punkt.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Nervenkostüm als Trumpf: Button glaubt, dass Fehler die WM entscheiden

Die Gelassenheit ist Buttons größter Trumpf. Er weiß, was er kann und was er nicht kann - und so fährt er auch. Nie über seine Verhältnisse, meist effizient. Denn er weiß: "Die drei Topteams sind vom Speed her sehr eng beieinander. Wir fünf auch, so dass es schon beim Start zwischen uns knistert. Manch einer wird die Nerven verlieren, ich nicht. Das habe ich letztes Jahr bewiesen." Damit ist auch klar, wie es Button im WM-Finish anlegen wird: Der Sonnyboy glaubt, dass Fehler den Titelkampf entscheiden werden.

Und er lässt keinen Zweifel daran, wen er dafür am anfälligsten hält: "Ich schätze Lewis und Fernando am stärksten ein. Beide wissen, wie man Titel gewinnt. Ich muss aber auch aufpassen, was mit Mark und Vettel passiert. Bei denen ist es ja ein bisschen schwierig. Ich schätze Mark. Er ist ein Typ, sehr geradeaus. Vettel ist immer noch am Lernen."

Button glaubt an Entscheidung in Abu Dhabi

Trotz der Kritik an Vettel schreibt er den Heppenheimer nicht ab: "Er genießt die kommenden Strecken sehr, er ist für mich weiter ein WM-Anwärter. Man darf keinen abschreiben, es entscheidet sich erst in Abu Dhabi." In Spa-Francorchamps gerieten Button und Vettel aneinander: Der Red-Bull-Pilot verlor beim Überholversuch gegen den McLaren-Star die Kontrolle über seinen Boliden und sorgte damit für dessen erst zweiten Ausfall. Rechnet er jetzt damit, dass Vettel auch die Rennen seiner Konkurrenten kaputt macht? "Darüber haben wir zwar nicht gesprochen", lacht der Routinier, "aber ich wäre happy, wenn er es machen würde. Er hat mich immerhin 18 Punkte gekostet." Man kann sich ausrechnen, wo er ohne den Zwischenfall liegen würde: Auf Platz zwei, nur sieben Zähler hinter Webber.

Doch diese Rechnung ist freilich etwas naiv, denn Piloten wie Vettel gingen durch technische Defekte noch viel mehr Punkte durch die Lappen. Und auch Button hat klare Problemzonen, wie das Qualifying. Im Duell gegen Hamilton liegt er vor dem Grand Prix von Japan 5:10 zurück. Das gibt er auch offen zu: "Das Qualifying war meine größte Baustelle. Ich hatte am Anfang Probleme mit den weichen Reifen. Du kannst im Rennen aufholen, das habe ich ganz gut gemacht. Aber wenn du sieben Rennen hinter ihm stehst, hast du ein Problem." Dennoch behauptet er, dass er dieses Problem inzwischen gelöst hat: "Seit Monza habe ich alles im Griff. Das war das Wochenende, wo alles gepasst hat."

Button schreibt Schumi nicht ab


Fotos: Großer Preis von Japan


Außerdem scheint es besser zu laufen, seit seine Freundin Jessica Michibata wieder bei den Rennen ist. "Ich bin froh, dass sie wieder an meiner Seite ist", bestätigt er. "Sie hat aus mir einen besseren Fahrer gemacht und bringt mir Glück. Ich bin sehr glücklich im Moment. Gut, ich wäre noch glücklicher, hätte ich 30 Punkte mehr."

30 Punkte mehr würden seinem Brawn-Mercedes-Nachfolger Michael Schumacher hingegen kaum glücklich machen. Die Comeback-Saison des Rekordweltmeisters verläuft enttäuschend. Dennoch hat Button den Deutschen weiterhin auf der Rechnung: "Er wird wieder konkurrenzfähig sein. Michael ist weiterhin ein schneller Kerl. Er wird mit Ross Brawn und dem Rest des Teams sehr hart arbeiten. Du kannst Ross nie abschreiben. Er hat viele Jahre das erfolgreichste Team der Formel 1 geführt. Gut, da hatte er sehr viele talentierte Leute um sich. Ich bin gespannt, ob es ihm wieder gelingt."