Button: "Fliehkräfte wie ein Kampfpilot"
Der Körper eines Formel-1-Piloten wird im Auto stark belastet - Weltmeister Jenson Button gibt Einblicke in sein Trainingsprogramm
(Motorsport-Total.com) - Auf den ersten Blick fahren Formel-1-Piloten in schnellen Autos auf den Strecken rund um den Erdball. Mit Servolenkung und weiteren elektronischen Spielereien sieht es recht einfach aus. Michael Schumacher ist oft nach den Rennen ausgestiegen und man sah ihm nicht an, dass er körperlich hart arbeiten musste. "Wir sitzen im Auto und genießen die Fahrt. Wir müssen keine Gewichte stemmen, laufen oder springen. Was könnte einfacher sein?", wird Jenson Button von 'Sportsvibe.co.uk' zitiert.

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Formel-1-Piloten sind im Auto physischen und mentalen Belastungen ausgesetzt
So leicht ist es aber nicht. "Dein Körper ist enormer physischer Belastung ausgesetzt. Speziell beim bremsen und in den Kurven", stellt der Weltmeister klar. "Die Fliehkräfte ähneln denen eines Kampfpiloten. Die Verzögerungskräfte erreichen bis zu 5,5 G. Dein Kopf und der Nacken wird stark belastet. Wir haben zwar Servolenkung, aber es ist nicht wie in einem Straßenauto. Wenn man bei hoher Geschwindigkeit gegenlenkt, braucht das viel Kraft. Wenn man auf das Bremspedal steigt, dann muss man die Karbonscheiben hart drücken, um das gewünschte Resultat zu erzielen."#w1#
Die Formel 1 fasziniert die Menschen weltweit, da sie ein Zusammenspiel zwischen hochgestochener Technik und dem Menschen darstellt. Die menschliche Komponente entscheidet aber oft über Sieg und Niederlage. "Wenn man einen Fehler begeht, kann es das Rennende oder einen schweren Unfall zur Folge haben", so Button. "Wir müssen auf einem hohen mentalen und physischen Level operieren, obwohl man häufig unter Erschöpfung, Hitze und Austrocknung leidet."
Dazu kommen die äußeren Bedingungen. Vor vier Jahren wurden in Sepang Temperaturen von über 50 Grad gemessen. Buttons Trinkflasche hatte im Rennen den Geist aufgegeben. "Gegen Ende habe ich verschwommen gesehen. Das ist nicht sehr hilfreich wenn man 300 km/h fährt", erinnert sich der Brite. 3,5 Liter Flüssigkeit hat Button damals ausgeschwitzt. Das entspricht rund 8,5 Prozent des Wasserhaushalts im Körper. "Ein anderer Faktor, der zur Erschöpfung beiträgt, sind die ständigen Vibrationen. Das laugt dich massiv aus."
Ständiges Training ist also Grundvoraussetzung für einen Rennfahrer. In der Winterpause absolvieren die Piloten ein persönliches Trainingsprogramm. Button fährt dazu unter anderem in den Club La Santa auf Lanzarote. "Dort, aber auch in den Hügeln um Monte Carlo, gehe ich laufen und Radfahren. Beides ist für den Kreislauf und die generelle Fitness sehr gut. In den französischen Alpen gehe ich Skifahren. Das baut dich für die kommende Saison auf."
Dazu kommt das speziell abgestimmte Training. "Ich konzentriere mich auf drei Bereiche. Der erste dreht sich um Stabilität und Balance. Beim zweiten geht es generell um Gewichte. Bei meiner Größe darf ich nicht schwerer werden, ohne einen Nachteil davon zu tragen. Gleichzeitig darf ich aber meine Stärke nicht verlieren. Man muss das also richtig abschätzen."
"Der dritte Bereich umfasst Übungen, die nur Rennfahrer und Boxer machen. Mein Trainer legt mir ein Handtuch um meinen Hals. Dann ziehen wir in die entgegengesetzte Richtung. Wir wiederholen das mehrmals für jeweils 30 Sekunden. Das baut deine Nackenmuskeln auf. Die brauchst du, wenn die Fliehkräfte ständig an die ziehen."
Trotzdem findet das beste Training im Rennauto statt. "Die beste Übung ist es, das Auto wirklich zu fahren", so Button. "An einem Rennwochenende musst du drei Tage lang konstant fahren. Glaub mir, nach einem Rennen willst du für ein, zwei Tage nicht trainieren."

