• 31.12.2001 12:28

  • von Marcus Kollmann

Brunner: TF102 konventionell aber State of the Art

Toyota-Chefdesigner Gustav Brunner erklärt, weshalb man den TF102 nicht hinter der Konkurrenz verstecken muss

(Motorsport-Total.com) - Als das Panasonic Toyota Racing Team in diesem Jahr seine Vorbereitungen auf das dem Rennstall am 3. März 2002 bevorstehende Formel-1-Debüt startete, da beobachtete vor allen Dingen die Konkurrenz die ersten Versuche des Neulings aus Köln gespannt. Doch Toyota zog es vor unter Ausschluss der neugierigen Augen auf der eigenen Haus- und Hofteststrecke, dem Circuit Paul Ricard, zu testen. Erst allmählich, nachdem die größten Kinderkrankheiten mit dem Prototypen aussortiert waren, ging man dazu über auf den Rennstrecken zu testen wo wenige Wochen vorher der Formel-1-Tross Halt gemacht hatte.

Titel-Bild zur News: Gustav Brunner hinter seinem ersten für Toyota entwickelten Boliden

Der von Brunner entworfene TF102 hat mit dem Prototypen nichts mehr gemeinsam

Die Rundenzeiten, die die Piloten Mika Salo und Allan McNish bei den Testsessions in den Asphalt brannten, beeindruckten die Konkurrenz jedoch nicht wirklich, sorgten aber auf Grund der oftmals mehrere Sekunden hinter den Vergleichszeiten dieser Saison hinterherhinkenden Zeiten für Verwunderung.

Während sich rasch Teams und Motorsportexperten fanden die bezweifelten, ob Toyota denn wirklich mit offenen Karten spiele und wirklich so langsam sei wie man es anhand der Rundenzeiten vermuten musste, ließ sich der in Köln angesiedelte Rennstall von diesen Tatsachen nicht beunruhigen. So erklärte man, dass man vornehmlich darauf bedacht sei Erfahrungen mit dem Prototypen und in der logistischen Organisation zu sammeln und es für 2002 ein komplett neues Auto geben werde. Die zurückhaltenden Rundenzeiten begründete man auch mit dem Umstand, dass man als einziges Team kaum die Strecke sauber fahren und eine ausreichende Gummispur legen könne, sodass wenigstens annähernde Verhältnisse wie an den Rennwochenenden, wo die elf Formel-1-Teams die von den Kritikern zum Vergleich herangezogenen Rundenzeiten fuhren, geherrscht hätten.

Wenngleich einige Kenner der Königsklasse befürchten mögen Toyota könnte in dieser Saison durchaus das ein oder andere Mal an der 107-Prozent-Hürde scheitern, so ist das Team aus Köln vom Gegenteil überzeugt, denn der neue Bolide, der TF102 ist schließlich von Gustav Brunner entworfen worden und hat mit dem Vorgänger kaum mehr etwas gemeinsam.

Brunner, der hofft dass sein erster Bolide für Toyota ein gelungener Wurf ist, bestätigte anlässlich der Präsentation des TF102 in diesen Monat noch einmal, dass man nicht den Fehler machen solle das vom Prototypen her bekannte Leistungspotenzial auf den TF102 zu projizieren: "Das Auto, welches wir in diesem Jahr getestet haben, war ein für die Tests entwickeltes Auto und nicht mehr. Es war vielleicht etwas zu schwer und nicht ganz modern, hat jedoch seinen Zweck voll erfüllt. Unser Bolide für die Saison 2002 ist konventioneller, jedoch State of the Art."

Darüber hinaus merkte der Österreicher an, dass man, obwohl die Zeit zur Entwicklung und Fertigstellung kurz war, doch alle Fristen einhalten und das neue Auto rechtzeitig fertig stellen konnte. Auch erklärte er, dass der TF102 mit seinem Vorgänger nichts mehr gemeinsam habe und deutete an, dass die interessanten Dinge ohnehin unter der Verkleidung versteckt seien.

Zwar mag Brunners erstes Auto für Toyota rein äußerlich sehr konservativ daherkommen, doch genau darin bestand wohl die Aufgabe des Österreichers. Er sollte dem Team ein Auto zeichnen welches besser als der Vorgänger ist, jedoch nicht zu gewagt, sodass man nicht von vornherein durch technische Probleme davon abgehalten wird an den Grand Prix teilzunehmen.

Ove Andersson, der Präsident der Toyota Motorsport GmbH, erwartet keine Wunder in der ersten Saison "seines" Teams, hofft natürlich aber auf ein paar Achtungserfolge: "Wir wollen uns für jedes Rennen qualifizieren und so viele davon wie möglich beenden", umschrieb Andersson die Ansprüche die Toyota an sich selbst stellt. Darüber hinaus fügte der Schwede an, dass man im ersten Jahr natürlich die ganzen Abläufe hinter den Kulissen der Formel 1 kennen lernen müsse und bekräftigte, dass man äußerst realistisch an die Saison 2002 herantrete.

Die Konkurrenz wirft dem Rennstall, nachdem bekannt wurde Toyotas Budget würde sich auf gleichem Level bewegen wie das der Top-Teams, Tiefstapelei vor und rechnet mit einigen Überraschungen durch den Neueinsteiger.

In wenigen Tagen wird die Zeit der Vermutungen und Spekulationen zum Glück jedoch ihr Ende finden, denn mit Wiederaufnahme der Testfahrten wird sich zeigen wo welches Team steht. Die Toyota-Piloten Mika Salo und Allan McNish werden die bis zum Saisonstart verbleibenden zwei Monaten nutzen, um so viel wie möglich zusammen mit der Konkurrenz zu testen, denn nur so kann man herausfinden in welchen Bereichen man noch aufholen muss...