• 09.05.2010 09:49

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Bridgestone: Rücktritt vom Rücktritt?

Exklusiv: Bridgestone zieht in Betracht, der Formel 1 weiterhin treu zu bleiben - FOTA diskutiert über Vor- und Nachteile der vier Angebote

(Motorsport-Total.com) - Zu dieser Stunde tagt in Barcelona die Teamvereinigung FOTA, um darüber zu beratschlagen, wer in Zukunft die Reifen für die Formel 1 liefern soll. Dabei zeichnet sich eine Überraschung ab, denn wie 'Motorsport-Total.com' aus gut informierten Quellen erfahren hat, könnte es sich Bridgestone doch noch einmal anders überlegen und weiterhin aktiv bleiben.

Titel-Bild zur News: Bridgestone-Flaggen

Bridgestone könnte die Formel 1 auch nächstes Jahr mit Reifen beliefern

Im vergangenen November haben die Japaner offiziell angekündigt, dass sie sich Ende 2010 aus der Königsklasse des Motorsports zurückziehen wollen. Nun scheint jedoch das Gefühl vorzuherrschen, dass dies eine überhastete Entscheidung gewesen sein könnte. Einer unserer Informanten berichtet, dass bei Bridgestone bereits ein Dokument vorbereitet wird, mit dem der Ausstieg über den Haufen geworfen werden könnte.#w1#

Gestern Nachmittag fand ein Treffen zwischen FOTA-Chef Martin Whitmarsh und Bridgestone-Vertretern statt. Dabei ging es offenbar genau darum: "Bridgestone hat großartige Arbeit geleistet. Wenn wir sie dazu überreden können, dem Sport treu zu bleiben, dann wäre das sehr stark", so Whitmarsh. Man habe auch andere Möglichkeiten, "aber die Formel 1 ist ein sehr anspruchsvolles Umfeld. Wir müssen mit Newcomern vorsichtig sein, dürfen keine Risiken eingehen."

Bei Bridgestone hat man offenbar erkannt, dass man mit der einjährigen Ankündigungsfrist zwar formell alle Regeln eingehalten, den Grand-Prix-Sport aber dennoch vor ein großes Problem gestellt hat. Außerdem wurmt es die Japaner möglicherweise, wenn nun ein Konkurrent wie Michelin einspringen und dafür auch noch Geld kassieren darf. Denkbar, dass Bridgestone bleiben, aber in Zukunft keine Gratisreifen mehr liefern wird.

Frank Williams wusste gestern noch nichts von der Bridgestone-Variante: "Es sind drei Firmen im Rennen", sagte er. "Bei allen müssten wir zahlen, aber eine ist etwas teurer, eine etwas billiger." Auch Peter Sauber äußerte sich ähnlich: "Wir müssen die drei Möglichkeiten sorgfältig in Betracht ziehen, aber wir wissen zum jetzigen Zeitpunkt nicht, wie seriös die drei Möglichkeiten sind. Vielleicht bleibt am Ende nur noch eine übrig."

¿pbvin|512|476||0|1pb¿"Die Teams müssen gemeinsam eine Lösung finden", warf Ross Brawn in die Diskussion ein. "Das Ermutigende ist, dass sich drei Reifenfirmen dazu bereit erklärt haben, in Diskussionen mit uns einzutreten. Diese Diskussionen finden gerade statt. Jetzt wäre es noch zu früh, ein Interesse an einer Lösung zu bekunden, denn wir haben die detaillierten Angebote noch nicht gesehen. Das wird nächste Woche passieren."

Klar ist, dass nicht die FIA oder Bernie Ecclestone den oder die neuen Reifenhersteller aussuchen werden, sondern die Teams selbst: "Es ist eine FOTA-Entscheidung", hält Williams fest. "Es ist eine kommerzielle Angelegenheit, schließlich müssen wir etwas zahlen. Also kann es keine FIA-Entscheidung sein." Die FIA als Sporthoheit darf sich nämlich laut Richtlinie der Europäischen Union nicht in kommerzielle Angelegenheiten einmischen.

Insgesamt liegen nach aktuellem Wissensstand vier Angebote auf dem Tisch: Neben Bridgestone sind offenbar auch Michelin, Pirelli und Avon am Formel-1-Deal interessiert. Michelin wäre aus Sicherheitsgründen die beste Ersatzlösung, weil die Franzosen noch genau wissen, welchen Belastungen moderne Grand-Prix-Reifen ausgesetzt sind. Allerdings ist Michelin angeblich auch sehr fordernd, was die kommerziellen Rahmenbedingungen angeht.