• 10.11.2003 17:01

Briatore: "Wir mögen die Herausforderung"

Der Teamchef über die Saison 2003, Stärken und Schwächen der Blau-Gelben und den Entwicklungsstand des neuen Motors

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Flavio, du bist seit zwei Jahren der Chef des RenaultF1-Teams. Was ist der Status der Integration zwischen Enstone and Viry-Châtillon?"
Flavio Briatore: "Als Erstes muss man darauf hinweisen, dass das Team in jedem Bereich Fortschritte gemacht. Unsere in diesem Jahr erzielten Ergebnisse sind das Produkt der Arbeit eines jeden, egal auf welcher Seite des Kanals. Das Team ist auf jedem Gebiet besser und die Integration funktioniert. Wir sind nicht zwei separate Teams sondern ein Team."

Titel-Bild zur News: Flavio Briatore

Briatore ist optimistisch, dass Renault 2004 konkurrenzfähig sein wird

Frage: "Hat der Umstand, dass dir die Verantwortung für den Motorenbereich zu Saisonbeginn des letzten Jahres übertragen worden ist zu Veränderungen geführt?"
Briatore: "Nun, dadurch konnten wir die Abstimmung zwischen Enstone und Viry optimieren. Wir wissen genau, wo wir stehen. Beide Seiten verfügen über sehr gute Ingenieure und unser Erfolg hängt davon ab wie wohl sie sich bei ihrer Arbeit fühlen. Eine der Konsequenzen ist die, dass wir schneller agieren können und dadurch konnten wir auch einen starken Motor für die nächste Saison vorbereiten. Darüber hinaus hat das Team auch schon mit der Planung des Motors für 2005 begonnen. Wir sind diesbezüglich sehr zuversichtlich und Selbstvertrauen ist wichtig."

RenaultF1-Team ist durch Erfolge in dieser Saison gewachsen

Frage: "Hat es bei der Integration des Motors in das Chassis Probleme gegeben?"
Briatore: "Nein, gar keine. Wir haben unsere Entscheidungen ja schon vor acht Monaten getroffen und hatten jede Menge Zeit, um ein Auto zu entwickeln welches einen von seiner Bauart traditionelleren Motor aufnehmen wird. In den letzten zwei Jahren haben wir über das Thema Integration viel gelernt und deshalb bereitet uns das auch keine Kopfzerbrechen. Die von unserem Technischen Direktor Bob Bell und Chefdesigner Mark Smith geführten Teams haben fantastische Arbeit geleistet."

Frage: "Der Leistungszuwachs in diesem Jahr war schon erstaunlich, denn zu Saisonbeginn wurde das Team als Außenseiter gehandelt und in den letzten Rennen war es dann ein regelmäßiger Kandidat für Podiumsplätze. Bist du zufrieden mit den Verbesserungen die während der Saison vorgenommen wurden?"
Briatore: "Wie ich schon gesagt habe, wir haben uns überall verbessert. Das Chassis wurde ständig weiterentwickelt und in Silverstone gab es ein Update was ein großer Faktor war. Der Motor wurde ebenfalls einem intensiven Entwicklungsprogramm unterzogen, welches sich in der zweiten Saisonhälfte ausgezahlt hat. Die Fahrer wurden auch immer besser. Darüber hinaus waren auch unsere Rennstrategien gut und wir passten uns an die neuen Bedingungen perfekt an. Zusammengefasst kann man meiner Meinung nach sagen, dass das RenaultF1-Team in Suzuka ein besseres Team war als das in Melbourne der Fall gewesen war."

Motivation kommt von selbst

Frage: "Wie hat sich eure Wettbewerbsfähigkeit auf die Moral der Mannschaft ausgewirkt?"
Briatore: "Dass wir schon im zweiten Rennen um die Pole Position und einen Podiumsplatz kämpfen konnten, war eine tolle Belohung für die Arbeit des Teams. Wenn die Dinge laufen, die Leistungsfähigkeit stimmt und man um Siege kämpfen kann, kommt die Motivation von selbst. In Enstone und Viry kann man spüren, dass jeder vorbereitet ist in der Saison 2004 alles zu geben."

Frage: "Glaubst du, dass eure Leistungen auf der Rennstrecke den Kritikern etwas zum Nachdenken gegeben haben?"
Briatore: "Nun ja, einige unserer Entscheidungen, zum Beispiel zu Gunsten der Tests nach dem 'Heathrow'-Abkommen, führten zu sarkastischen Bemerkungen innerhalb des Fahrerlagers. Die Podiumsplätze und der Sieg waren die bestmögliche Antwort darauf. Ferner haben wir demonstriert, dass wir ein Team sind mit dem in Zukunft gerechnet werden muss."

2004 will man im Bereich Zuverlässigkeit besser sein

Frage: "Alte Weisheiten zu ignorieren und stattdessen der eigenen Überzeugung zu folgen, könnte man so Renaults Philosophie in der Formel 1 definieren?"
Briatore: "Ja. Aber wir tun einfach das was das Beste für die Renault-Gruppe ist. Wir haben unsere eigenen Ideen und haben nicht die Einstellung etwas genauso wie Ferrari, Williams oder McLaren machen zu müssen. Warum? Ganz einfach. Weil wir sie besiegen wollen!"

Frage: "Dass die Saison für das Team erfolgreich war, steht außer Frage. Es gab aber auch 10 Ausfälle, überwiegend auf Grund technischer Probleme. War das enttäuschend?"
Briatore: "Es stimmt, dass wir uns vorgenommen hatten in Sachen Zuverlässigkeit besser zu sein. Dieses Jahr war eben nicht in jedem Bereich brillant. Auf diesem Gebiet haben wir noch immer eine Menge Arbeit vor uns. Wir wussten, dass 2003 eine schwierige Saison werden würde und es war uns bewusst, dass es schwierig werden würde unseren Motor zum perfekten Funktionieren zu bringen. Das ist auch der Grund, warum wir uns für 2004 für ein Konzept entschieden haben das leichter zu meistern ist."

Erste Tests des RS24-Motors sind "sehr gut verlaufen"

Frage: "Wie kommt das Motorenentwicklungsprogramm für die neue Saison voran?"
Briatore: "Durch die neuen Bestimmungen ist eine Zuverlässigkeit über eine Distanz von 700 Kilometern das Minimum das man erzielen muss, was verschiedene technische Änderungen erfordert. Wir haben in der zur Verfügung stehenden Zeit die bestmögliche Arbeit geleistet und neue Entwicklungen werden schnell folgen. Im Moment sieht alles sehr positiv aus. Der erste Langzeittest auf dem Prüfstand ist sehr gut verlaufen."

Frage: "Also sieht für 2004 alles positiv aus?"
Briatore: "Ja, tut es. Wir haben aber auch die Tatsache nicht aus den Augen verloren, dass der Schritt den wir 2004 machen müssen größer ausfallen muss als alle bisherigen Schritte. Das ist aber in Ordnung, denn wir mögen die Herausforderung."