Keith Saunt: Der Kampf mit der Zeit
Renaults Chef der Produktionsabteilung, Keith Saunt, über seine Aufgaben und den Kampf um die Einhaltung der Zeitpläne
(Motorsport-Total.com) - Während bei jedem Formel-1-Team einige Mitarbeiter Rennen für Rennen, Testfahrt für Testfahrt im Rampenlicht der Öffentlichkeit, sorgen einige weniger bekannte Leute für den reibungslosen Ablauf der tagtäglichen Arbeiten. In Enstone, der einstigen Teambasis von Benetton, stellt das Renault-Team knapp 90 Prozent der benötigten Chassisteile in Eigenregie her. Keith Saunt, Chef der Produktionsabteilung, ist hier dafür zuständig, dass jedes Teil fehlerlos und rechtzeitig die Produktionshallen erlässt.

© Renault
Der Herr der Maschinen: Renaults Chef der Produktionsabteilung Keith Saunt
Frage: "Wie verlief dein Karriereweg, ehe du deine jetzige Position erlangt hast?"
Keith Saunt: "Nachdem ich für eine Kommunalregierung gearbeitet hatte, gründete ich 1987 meine eigene Firma. Zwei Wochen später nahm ich den Posten eines Einkäufers bei Lotus an. Ich wurde dann bereits Chefeinkäufer, ehe ich 1988 zu Benetton ging, wo ich die Einkaufsabteilung aufbaute. Bis dahin hatte es dort so etwas nicht gegeben. Während meiner Zeit bei Benetton wechselte ich in den Produktionsbereich. Ich war dann zwei Jahre nicht in diesem Geschäft aktiv, ehe ich 2001 als Chef der Produktionsabteilung zu Renault kam."
Ohne Einhaltung des Zeitplan funktioniert nichts
Frage: "Was beinhaltet deine Arbeit?"
Saunt: "Einfach gesagt: Wir haben ein Plan, der den Bau eines neuen Autos vorschreibt, und einen für die Entwicklung neuer Teile in der Saison und deren Tests. Ein Formel-1-Auto besteht grob gerechnet aus 3.000 Teilen, und jedes Teil könnte in der Saison geändert werden. Meine Aufgabe, zusammen mit meinen Kollegen aus der Einkaufabteilung, der Qualitätsüberwachung und dem Lager, ist es, sicherzustellen, dass wenn immer ein neues Teil benötigt wird, es rechtzeitig hergestellt oder beschafft wird, damit es in den Autos verbaut werden kann."
Frage: "Welche Fähigkeiten benötigt man dafür?"
Saunt: "Das Wichtigste ist, dass man koordinieren kann, mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigt und ein Verständnis dafür hat, wie man das Beste aus den Leuten herausholen kann, mit denen man arbeitet. Wenn wir ein neues Chassis bauen, dann müssen wir sicherstellen, dass tausende Teile rechtzeitig in ausreichender Stückzahl produziert werden. Alles muss für den siebentägigen Fahrzeugaufbau bereit sein. Wir haben einen fixen Termin: Der Zeitpunkt, an dem die Autos das Werk in Richtung des ersten Rennens verlassen müssen. Wenn dann Teile nicht fertig sind, dann möchte man nicht im Büro sein, wenn der Chefmechaniker anruft!"
Arbeiten im Dunkel der Nacht
Frage: "Deine Arbeit spielt sich eher hinter den Kulissen ab: Was ist das Beste daran?"
Saunt: "Ohne Zweifel der Teamgeist. Es ist wirklich aufregend, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die das gleiche Ziel verfolgen. Und dann das Gefühl, wenn das neue Auto für den ersten Shakedown aus dem LKW gerollt kommt ? rechtzeitig natürlich!"
Frage: "Und was ist das Schlimmste?"
Saunt: "Das Ende des letzten Rennens der Saison: Jeder hier liebt den Rennsport, und den Winter müssen wir überstehen, um wieder neu anfangen zu können. Natürlich auch die Zeitumstellung, die Nacht bricht herein, und ich bekomme von November bis Februar kaum das Tageslicht zu sehen, weil das inmitten der winterlichen Aufbauphase liegt. Die Tage erst im Dunkeln zu beenden ist hart."
Frage: "Was ist das Beste, was dir in deiner Karriere bisher widerfahren ist?"
Saunt: "Der Gewinn der Weltmeisterschaft mit Benetton, und besonders die Feier. Das sind fantastische Erinnerungen. Dann natürlich auch die Vorstellung des R202. Es war das erste komplette Auto von Renault, seit sie wieder in der Formel 1 sind. Und es war auch das erste Auto, an dem ich beteiligt war, seit ich bei diesem Team bin. Als in Paris die Tücher weggezogen wurden, war es ein unglaublich zufrieden stellender Moment."

