• 15.10.2005 13:52

  • von Marco Helgert

Briatore: Fahrer "brauchen ihre Freiheit"

Flavio Briatore über sein Erfolgskonzept in der Formel 1, die Angst in den vergangenen Monaten und seinen Umgang mit den Fahrern

(Motorsport-Total.com) - Noch steht Renault-Teamchef Flavio Briatore die Anspannung in das Gesicht geschrieben. Erst beim letzten Saisonrennen in China wird sich entscheiden, ob Renault nach der Fahrerwertung mit Fernando Alonso auch die Konstrukteursmeisterschaft gewinnen wird. Doch ein wenig des übermäßigen Druckes der vergangenen Wochen ist bereits gewichen - der erste Titel ermöglichte es.

Titel-Bild zur News: Flavio Briatore

Flavio Briatore versteht es durchaus, ein Team erfolgreich zu führen

"Der Druck war über Monate hinweg enorm", gestand Briatore in der 'Marca'. "Erst schienen es genug Punkte zu sein, dann wieder nicht. Je näher wir kamen, desto mehr dachten wir an Probleme. Aber das Ziel des Titels wurde erreicht und wir können ihn bereits in den letzten Rennen feiern." Dabei hat Renault als Hersteller gerade einmal vier Jahre gebraucht, um zu Titelehren zu kommen.#w1#

Auch für Briatore ist es der erste Titel seit dem Benetton-Erfolg 1995 mit Michael Schumacher. "Ich bin nun zehn Jahre älter, aber sonst hat sich eigentlich nichts verändert", erklärte er. "Um mich herum habe ich eine exzellente Truppe, die großartig gearbeitet hat. Renault ist der erste große Automobilhersteller, der seit dem Erfolg von Mercedes in den 50er Jahren zu Titelehren kam."

Doch ein Ziel steht noch aus, der Herstellertitel. Auch wenn dieser in der Öffentlichkeit ein wenig untergehen mag, er könne eine bedeutende Rolle spielen. "1999 fuhr Ferrari diesen Titel ein und er wurde sehr wichtig für sie", so Briatore, der sich in seiner Formel-1-Laufbahn immer wieder Kritik ausgesetzt sah.

"Wenn man in diesem Bereich arbeitet, wird man eben kritisiert", betrachtet der Italiener seine Situation gelassen. "Wir können nun aber etwas deutlicher werden als unsere Kritiker. Dies ist der dritte Titel, mit zwei unterschiedlichen Teams. Das zeigt auch, dass die Titel mit Benetton nicht nur Zufall waren."

"Sie müssen auch Spaß haben, es sind doch junge Menschen." Flavio Briatore

"Beim Erfolg geht es um die Menschen, nicht um den Fahrer oder meine eigene Person, sondern um die gesamte Gruppe", erklärte er seine Führungsphilosophie in Red Bulls Paddock-Zeitung 'Red Bulletin'. "Der Fahrer ist die Person, die die Arbeit des Teams auf die Strecke transferiert. Er spielt nur den letzten Akt. Ein Fahrer muss die Arbeit von 100, 200 oder 500 Leuten nach außen vertreten."

Dabei ist der Renault-Teamchef auch selbst Fahrermanager, und auch hier verfolgt er durchaus andere Grundziele als seine Kollegen. "Einige Manager meinen, die Fahrer sollten wie Spielzeugsoldaten funktionieren, aber das denke ich nicht", stellte er klar. "Sie brauchen ihre Freiheit, wenn auch nur bis zu einem bestimmten Maß. Diese Grenze wird ein kluger Fahrer erkennen. Aber sie müssen auch Spaß haben, es sind doch junge Menschen."