Brawns Masterplan soll wieder Früchte tragen
Michael Schumacher soll im Rennen nach den Renaults zum ersten Stopp kommen und so das Rennen gewinnen - Ross Brawn sehr zuversichtlich
(Motorsport-Total.com) - 0,322 Sekunden fehlten Michael Schumacher heute Nachmittag in Barcelona auf die Pole Position, doch im Fahrerlager wird der Ferrari-Pilot ungeachtet dessen als eigentlicher Topfavorit auf den Sieg im morgigen Rennen gehandelt. Diese Meinung vertritt auch sein Technischer Direktor Ross Brawn, der sich nach dem Qualifying extrem optimistisch präsentierte.

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Welche Taktik lässt sich Ross Brawn diesmal für das Rennen einfallen?
Schumacher fuhr in der zweiten Phase des Ausscheidungsfahrens, die am ehesten als Indikator für das tatsächliche Kräfteverhältnis gilt, um 0,487 Sekunden schneller als Fernando Alonso, blieb aber im Finale um 0,333 Sekunden hinter seiner eigenen Q2-Bestzeit zurück. Im Gegensatz dazu wurde Alonso von Q2 auf Q3 um 0,476 Sekunden schneller - und man muss kein Experte sein, um daraus entsprechende Rückschlüsse auf die jeweilige Startbenzinmenge zu ziehen.#w1#
Brawn voller Zuversicht für das Rennen
"So schlecht ist dieses Ergebnis nicht", zeigte sich Brawn mit dem dritten Platz zufrieden. "Es ist natürlich schade, dass Fisichella zwischen Michael und Alonso steht, aber damit müssen wir morgen eben zurechtkommen. Ich hoffe nur, dass er uns nicht aufhalten wird. Wir sind nahe dran und sehr zufrieden mit unserer Leistung. Hoffentlich können wir morgen etwas ausrichten, denn wir werden später zum ersten Boxenstopp hereinkommen. Ich bin sehr optimistisch."
"Speziell im Hinblick auf das Rennen" sei der Speed des 248 F1 auf dem 'Circuit de Catalunya' zufrieden stellend, denn "im zweiten Qualifying waren wir mit Abstand am schnellsten. Wenn morgen nichts Komisches passiert, wird es ein gutes Rennen für uns. Michael ist sehr gut in Form, das Auto auch. Die Reifen sind so beständig, dass man am Ende eines Stints fast schneller als vorher fahren kann", gab Brawn zu Protokoll.
Sein Masterplan könnte ähnlich wie am Nürburgring aussehen, als der 51-Jährige seinen Schützling mit einer cleveren Strategie beim zweiten Boxenstopp zur Führung verhalf. Allerdings gibt es Unterschiede zum Rennen in der Eifel: Erstens fährt Schumacher diesmal nicht vor deutschem, sondern vor spanischem Publikum, und zweitens steht mit Fisichella ausgerechnet der zweite Renault zwischen ihm und Alonso.
Start könnte die Vorentscheidung bringen
"Es wird schon schwieriger", weiß Brawn, der hofft, dass Schumacher gleich am Start einen Platz gutmachen kann, denn "Fisichella steht auf der schlechteren, wir auf der sauberen Seite der Startaufstellung. Unsere Starts sind normalerweise gut. Vielleicht können wir dadurch besser wegkommen. Die Chance, als Zweiter in die erste Kurve einzubiegen, ist vorhanden. Das wäre der erste Schritt. Sonst müssen wir halt abwarten, wie sich das Rennen entwickelt."

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Michael Schumacher will Fernando Alonso im Rennen unter Druck setzen Zoom
Sollte alles wie geplant laufen, könnte Schumacher seinen Rückstand zum leichteren Alonso schon im ersten Stint im Rahmen halten - um dann mit einem späteren Boxenstopp wieder nach demselben Muster zu attackieren wie vor einer Woche. Wichtig sei vor allem, Renault alles abzuverlangen: "Wenn man Leute unter Druck setzt, müssen sie ihre ursprünglichen Entscheidungen manchmal radikaler überdenken - oder sie entscheiden sich überhaupt falsch", so Brawn.
"Unser Auto ist seit Imola unverändert, denn wir konnten ja nicht testen. Wir werden aber nächste Woche eine Menge ausprobieren. Ich bin zufrieden mit unserer Weiterentwicklung. Wir sind da besser unterwegs als im Vorjahr, aber das Auto stellte auch von Anfang an eine gute Basis dar. Vielleicht wurden wir unterschätzt. Ich war jedenfalls amüsiert darüber, als man uns schon abschreiben wollte, bevor die Saison noch richtig im Gang war", holte der Brite anschließend etwas weiter aus.
Ferrari im WM-Kampf wieder auf einem guten Weg
Dass der erste Sieg Imola keine Eintagsfliege bleiben würde, sei von Anfang an klar gewesen: "Man muss analysieren, warum wir dort 2005 konkurrenzfähig waren und auf anderen Strecken nicht. Damals spielten andere Gründe mit. 2005 hatte Bridgestone keinen guten Reifen und es gab in den Rennen große Probleme. Wir hatten aber plötzlich einen konstanten Reifen - und in Imola ist der Verschleiß sowieso gering. Daher waren wir dort besser als anderswo", sagte Brawn.
"Die Gründe dafür, dass wir auch dieses Jahr konkurrenzfähig waren, waren jedoch ganz andere", sprach er Schumachers diesjährigen Sieg im 'Autodromo Enzo e Dino Ferrari' an. "Wir haben ganz einfach ein wirklich schnelles Auto! Die Michelin-Reifen waren in Imola sehr stark. Wir gerieten mit unseren Reifen gegen Rennmitte in Probleme, aber wir konnten Renault diesmal unter etwas anderen Umständen als vor einem Jahr besiegen."
Mit einem vollen Erfolg morgen in Barcelona würde Ferrari endgültig auch die allerletzten Zweifel über die Konkurrenzfähigkeit des 248 F1 aus der Welt schaffen, denn die 4,627 Kilometer lange Strecke gilt als aerodynamisch anspruchsvollster Kurs im Kalender. Darüber hinaus testen praktisch alle Teams regelmäßig dort, so dass die meisten Autos annähernd optimal abgestimmt sind - was jeden Sieg doppelt wertvoll macht...

