• 26.04.2004 09:10

  • von Fabian Hust

Brawn: "Wir wollen alle Rennen gewinnen"

Ferraris Technischer Direktor erklärt, dass es das - zugegebenermaßen unrealistische - Ziel ist, alle Rennen zu gewinnen

(Motorsport-Total.com) - Seit Hockenheim 2001 ist Michael Schumacher abgesehen von Fahrfehlern in jedem Rennen ins Ziel gekommen - Ferrari verfügt über eine unglaublich gute Zuverlässigkeit. Doch eines Tages wird auch der Deutsche ein Rennen nicht zu Ende fahren können. Doch welches Ziel soll sich ein Team ausgeben, das die ersten vier Rennen einer Saison für sich entscheiden konnte? "Es sollte unser Ziel sein, alle 18 Rennen zu gewinnen, das ist unser Ziel!", gibt Ross Brawn, Technischer Direktor von Ferrari, in Imola die Antwort.

Titel-Bild zur News: Ferraris Technischer Direktor Ross Brawn

Ferraris Technischer Direktor Ross Brawn hat ehrgeizige Ziele

Doch der Brite gibt zu: "Es wäre aber wohl mutig zu behaupten, dass uns diese gelingen wird. Wir wollen aber nirgendwo mehr ein Gebiet haben, auf dem wir schwach sind. Es gab im letzten Jahr Rennen, in denen wir schwach waren, und genau diese haben wir uns vorgenommen und dort wollen wir stärker sein. Ob uns dies gelungen ist, müssen wir noch sehen. Es gibt Strecken, auf denen wir nicht testen und da wissen wir nicht, ob wir das Ziel erreicht haben, bis wir nicht dort gefahren sind und sehen, wie unser Paket funktioniert."#w1#

Schwache Rennen soll es nicht mehr geben

Besonders in Hockenheim und in Ungarn sei man vergangenes Jahr nicht besonders stark gewesen: "Dies sind Strecken, von denen wir wissen, dass wir uns auf ihnen verbessern müssen. Aber wir können dort nicht testen. Ich denke, dass wir einige unserer Schwächen dort im Auto- und Reifenbereich erkannt haben. Es ist unser Ziel, nach Möglichkeit jedes Rennen zu gewinnen. Natürlich kann es sein, dass man einen Level erreicht hat, von dem man glaubt, dass es genügt und dann wird der Wettbewerb noch ein wenig besser und man realisiert, dass die Standards erneut nach oben verschoben worden sind."

Reifen als Schlüsselfaktor

Gerade ein überlegener Reifen könne laut Ross Brawn dazu führen, dass ein Team gewinnt, das nicht über ein Paket bestehend aus bestem Chassis, Motor, Reifen und Fahrer verfügt: "Renault kann ein Rennen gewinnen, obwohl sie ganz klar nicht den besten Motor in der Formel 1 haben." Aus diesem Grund haben die "Roten" im Winter intensiv an den Reifen gearbeitet, um beispielsweise nicht noch einmal in Budapest gegen Fernando Alonso im Renault zu verlieren, wo man unter anderem wegen der großen Hitze Probleme hatte.

"Was die Sache mit der Hitzebeständigkeit angeht, so ist dies nicht nur ein Thema des Reifens sondern auch eines des Autos", erklärt Brawn. "Wir konnten sehen, dass die Reifentemperaturen mit dem neuen Auto deutlich niedriger sind. Wir haben dies erreicht, in dem wir die Belastung, die auf die Reifen wirkte, optimierten. Auch Bridgestone konnte uns helfen, indem man einen haltbareren Reifen herstellte, aber auch wir haben mit dem Auto Fortschritte gemacht."

Zusammenarbeit mit Bridgestone musste verbessert werden

Nach der dominanten Saison 2002 wurden Ferrari und Bridgestone in der darauf folgenden Saison wachgerüttelt: "Wir hatten schon eine starke Partnerschaft, aber während der Saison 2003 merkten wir unter Druck stehend, dass wir sogar noch härter arbeiten müssen. Man denkt, dass man den bestmöglichsten Job macht und dann bemerkt man, dass man sogar noch besser werden muss. Ich denke, dass wir im Verlauf des Jahres die Gebiete erkannt haben, auf denen wir uns verbessern mussten. Ferrari nahm ein paar Veränderungen bei der Arbeitsweise vor und Bridgestone ebenso. Somit sind wir zusammen um einiges stärker geworden."

Dennoch ist man vom Idealzustand weit entfernt: "Es ist schwierig, einen Reifen über ein breites Band an Bedingungen zum Arbeiten zu bekommen. Wir kämpfen ein wenig, wenn wir mit einem Trockenreifen auf einer feuchten Strecke fahren. In Malaysia haben wir in den ersten beiden oder drei Runden Probleme gehabt. Es gibt also ein Fenster, in dem unsere Reifen nicht so effektiv sind und dies ist das Gebiet, auf dem wir uns verbessern wollen. Wenn die Strecke nass ist und wir mit Regenreifen fahren können, dann haben wir einen guten Vorteil. Wir sind also sehr glücklich, wenn es nass ist, sehr glücklich, wenn es trocken ist - dazwischen passt es uns aber nicht!"

Noch keinen optimalen Reifen gefunden

Derzeit hat man zusammen mit Bridgestone zwei verschiedene Reifentypen entwickelt: "Beide sind sehr gut und wir versuchen sie zu verbessern. Sie sind auf verschiedene Weise gut und wir wollen wirklich einen Pneu haben, der die guten Eigenschaften beider Reifen vereint. Die Entwicklung steht nie still, das ist ein sehr intensives Testprogramm." In Imola hat sich gezeigt: In den ersten Runden ist der Michelin-Pneu jenem von Bridgestone überlegen. Es gibt also noch Arbeit zu erledigen, um noch dominanter zu werden...