• 25.04.2004 19:24

Das große Siegerinterview mit Michael Schumacher

Der Imola-Triumphator schwieg zur Montoya-Kritik, analysierte aber den Rest des Tages im Interview in allen Details

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Die ersten Runden waren recht interessant. Wie hast du sie gesehen?"
Michael Schumacher: "Ja, absolut. Es war überwältigend, was Jenson da vorne abgezogen hat. Ich habe ihm gerade gesagt, ich hatte das Gefühl, für mich würde es regnen, aber bei ihm wäre die Fahrbahn trocken. Er zog gleich ins Nichts davon und ich habe mich schon sehr gewundert. Es hat ein paar Runden gedauert, bis wir in Fahrt kamen und alles auf Temperatur kam und dann konnte ich ihn jagen. Ich war wirklich schnell. Ich habe die Rundenzeiten gesehen, er fuhr niedrige 1:21er und ich dachte schon, das kann ein sehr, sehr anstrengender Nachmittag werden. Zum Glück konnten wir aber unter allen Umständen unseren Speed halten und sie fielen gegenüber der Anfangspace ein bisschen zurück."

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

So sehen Sieger aus: Michael Schumacher heute Nachmittag in Imola

Frage: "Es war eine aufregende erste Runde mit einigen Zwischenfällen, wie du vorhergesagt hast. Wie ist es aus deiner Sicht zu der Situation nach der Schikane, in der 'Tosa'-Kurve, gekommen?"
Schumacher: "Naja, es war auf meiner Seite sehr rutschig und ich kämpfte mit Juan. Es war schwierig, ihn hinter mir zu halten, aber ich wollte ihn nicht durchlassen, weil ich wusste, dass ich schneller als er sein würde, wenn einmal die ersten paar Runden vorbei sind. Ich wollte unbedingt an Jenson dran bleiben, denn das war eine vorentscheidende Phase."#w1#

Schumacher hatte mehr Benzin an Bord als Button

Frage: "Du hattest für zwei Runden mehr Benzin an Bord als Jenson. War das im Nachhinein entscheidend?"
Schumacher: "Ich glaube nicht, dass das wichtig war. Jenson hat eine sehr gute Runde hingelegt. Ich eben nicht und so kam es zu dieser Startaufstellung. Er hatte sich die Pole Position verdient und ich den zweiten Platz."

Frage: "Was bedeutet dir dieser Sieg hier, der dritte hintereinander auf dieser Strecke und noch dazu auf Ferrari an einem sehr emotionellen Wochenende?"
Schumacher: "Das stimmt alles, aber darüber hinaus bin ich noch Botschafter für den San-Marino-Grand-Prix und das Land. Wir haben einen Heim-Grand-Prix in der Tasche, bei dem wir unseren Unterstützern, den Tifosi, eine Freude machen konnten. Die Emotionen, die da frei werden, sind wirklich fantastisch. Es ist wie ein Traum, nach drei erfolgreichen Rennen nach Hause zu kommen und so ein Traumresultat zu erreichen - mit der Ausnahme des Qualifyings."

Frage: "Es war sehr rutschig. Glaubst du, das hing mit dem nächtlichen Regen zusammen und hattest du damit vielleicht mehr Schwierigkeiten als andere Piloten?"
Schumacher: "Hm, vielleicht. Sicher hat der Regen den Gummiabrieb vom Asphalt gewaschen und die Temperaturen waren kühler und alles zusammen sorgte dafür, dass es so rutschig war. Es hatte den Anschein, dass wir etwas mehr Zeit brauchten, um die Reifen auf Temperatur und Grip zu bringen, wenn man mit den Reifen unserer Mitstreiter vergleicht."

Über das Qualifying: "Man kann nicht immer perfekt sein"

Frage: "Vierter Sieg im vierten Rennen - viel besser kann es nicht mehr werden, nicht wahr?"
Schumacher: "Nein, sicher nicht. Vielleicht mit der Ausnahme des Fehlers von gestern, aber man kann nicht immer perfekt sein."

Frage: "Am Ende hast du sicher Speed rausgenommen. Stimmt das?"
Schumacher: "Ja, klar. Ich hatte einen großen Vorsprung und wurde über Funk über Jensons Pace informiert, also habe ich meine Zeiten einfach seinen angepasst und verlangsamt."

Frage: "Juan-Pablo hat sich über dein Verhalten in der ersten Runde beschwert. Willst du ihm etwas antworten?"
Schumacher: "Nein."

Frage: "Was ist für dich akzeptabel, wenn man Rad an Rad fightet, und was nicht?"
Schumacher: "Ich habe Juans Angriff außen beim Bremsen gesehen. Zuerst habe ich ihn nicht gesehen. Außen um eine Kurve verliert man normalerweise an Boden, daher hätte ich nicht gerechnet, dass er noch da ist."

Streichung Imolas aus dem Kalender wäre "sehr schade"

Frage: "Das könnte der letzte Grand Prix von San Marino gewesen sein. Was sagst du dazu?"
Schumacher: "Meiner Meinung nach wäre es sehr schade, falls es so kommen sollte, aber es wäre ja nicht das erste Mal, dass sich noch etwas ändert und ein Grand Prix wieder ins Programm aufgenommen wird. Es gibt noch Hoffnung und solange es Hoffnung gibt, drücke ich den Daumen."

Frage: "Du hast den Sieg als Traumergebnis bezeichnet. Hat dir die Kritik von Juan-Pablo diesen Sieg vermiest?"
Schumacher: "Nicht für mich."

Frage: "Dein erster Sieg hier gelang dir im Rennen, als Ayrton Senna gestorben ist. Jetzt hast du hier zum sechsten Mal gewonnen. Bedeutet dir das etwas, gerade weil sich sein Todestag zum zehnten Mal jährt?"
Schumacher: "Ehrlich gesagt kommen wir jedes Jahr hierher und denken immer, was Roland und Ayrton damals zugestoßen ist. Dass es zehn Jahre her ist, macht es für mich nicht mehr oder weniger speziell."

Frage: "Du hast einen 16-Punkte-Vorsprung in der Weltmeisterschaft. Wen siehst du jetzt als größten Konkurrenten - vielleicht sogar Jenson?"
Schumacher: "Er ist voll dabei, absolut."

Frage: "Was sagst du zur unschönen Geste von Juan-Pablo in der Auslaufrunde?"
Schumacher: "Ich dachte, er wollte mir gratulieren..."