• 10.03.2010 12:10

  • von Roman Wittemeier

Brawn und die neuen Strategiespielchen

"Superhirn" Ross Brawn über den voraussichtlichen Kampf der Topteams und neue Voraussetzungen bei der Rennstrategie: Mehr Reaktion als Aktion

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Fahrzeuge werden in den 19 Rennen der neuen Saison deutlich weniger Zeit an der Box verbringen als in den Vorjahren. Weil Nachtanken nicht mehr erlaubt ist, werden im Grand Prix mindestens einmal die Reifen gewechselt. Man darf davon ausgehen, dass die Stoppzeiten bei unter drei Sekunden liegen werden. Diese kurzen Stopps können angesichts der hohen Leistungsdichte an der Spitze letztlich entscheidend sein.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn (Teamchef)

Ross Brawn geht davon aus, dass man bei vielen Rennen nur einen Stopp sieht

Vor allem im vergangenen Jahr konnten sich die Chefstrategen der Teams bereits am Samstagvormittag reichlich Gedanken machen. Spätestens vor dem Start des letzten Qualifikationsabschnitts musste die Marschroute feststehen. Das ist in diesem Jahr anders. Ohnehin erwartet man andere Rennverläufe. Mindestens vier Teams werden sich voraussichtlich an der Spitze tummeln. Nach einem verkorksten Saisonstart im Vorjahr sind Ferrari und McLaren 2010 offenbar sofort vorne dabei.#w1#

"2009 war eine ungewöhnliche Situation entstanden", wird Ross Brawn auf 'Adam Coopers F1 Blog' zitiert. Der Brite beschreibt: "Vor allem Ferrari hat damals schnell gemerkt, dass ihnen der Speed fehlt. Letztlich haben sie das Jahr schnell abgehakt und sich darauf konzentriert, für dieses Jahr in besserer Verfassung zu sein. Das war wohl die richtige Entscheidung. So gesehen war das vergangene Jahr seltsam. Das werden wir bestimmt nicht noch einmal so erleben."

In der neuen Saison dürfe man davon ausgehen, dass "die üblichen Verdächtigen wieder vorne sind. Auch Renault und Williams werden dran sein. Vor allem bei Williams wird es mit dem Cosworth-Motor interessant. Bei Renault bin ich gespannt, welchen Effekt die grundlegende Neustrukturierung haben wird. Sauber hat offenbar ein gutes Auto. Ich denke, die haben es genauso gemacht wie Ferrari: Schwächen erkannt und sofort für das Folgejahr gearbeitet."

¿pbvin|512|2487||0|1pb¿Ross Brawn gilt als genialer Stratege im Fahrerlager. Mehrfach hat das "Superhirn" mit interessanten Entscheidungen deutliche Vorteile erzeugt und seinen Piloten so zu Erfolgen verholfen. "Damals war der erste Stint durch die Benzinmenge im Qualifying vorgegeben. Etwas Spielraum hattest du dann durch die Länge deines zweiten Stints. Jetzt ist aber alles offen. Machst du einen oder zwei Stopps? Wann fährst du zur Box?"

Bei einem frühen Boxenstopp könne man 2010 Vorteile haben, weil der jeweilige Pilot mit frischen Reifen ein besseres Tempo fahren könne. "Doch der Schuss kann nach hinten losgehen, denn am Ende des Rennens kann es Probleme geben. Das kann sehr interessant werden. Ich denke, man wird viel kurzfristiger an der Boxenmauer auf Entscheidungen anderer Teams reagieren müssen. Ich bin sicher, dass es in diesem Jahr viele Ein-Stopp-Rennen geben wird. Vor allem dann, wenn du auf weichen Pneus starten kannst."

"Wenn der harte Reifen ausreichend haltbar ist, dann wird sich das Rennen wohl auf die ersten 15 Runden beschränken. Vielleicht bekommen dann am Ende einige nur noch etwas Probleme mit Benzinverbrauch, Reifenabnutzung oder Bremsenverschleiß", malt Brawn ein Bild von den zukünftigen Rennen. "Es wird zwei Teile im Rennen geben. In der ersten Phase wird heftig um Positionen gerangelt und am Ende geht es nur darum, den Wagen trotz eventueller Schwierigkeiten mit Reifen oder Bremsen ins Ziel zu bringen."