Brawn trauert ehemaligen Ferrari-Ingenieuren nach

Ferraris Technischer Direktor Ross Brawn glaubt, dass die Krise des Teams unter anderem mit den Abgängen dreier hochrangiger Ingenieure zu tun hat

(Motorsport-Total.com) - Genau 553 Tage ist es her, dass Ferrari letztmals aus eigener Kraft - das Skandalrennen von Indianapolis 2005 ausgenommen - einen Grand Prix gewonnen hat, doch ein sofortiges Ende dieser Durststrecke ist momentan nicht absehbar. Zwar arbeiten die Italiener auf Hochtouren an der Wende, doch ein Sieg schon in einer Woche in Imola erscheint angesichts der derzeitigen Renault-Dominanz eher unwahrscheinlich.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn

Ross Brawn glaubt nicht, dass Ferrari einen zweiten Windkanal braucht

Naturgemäß rätselt das gesamte Fahrerlager über die Ursachen für diese Krise, zumal Ferrari zwischen 1999 und 2004 sechsmal hintereinander Konstrukteursweltmeister wurde und im selben Zeitraum zum Drüberstreuen auch fünfmal den Fahrertitel nach Maranello holte. Einige Experten meinen, dass die Fabrik mit nur einem Windkanal nicht mehr zeitgemäß ist, doch Ross Brawn, Technischer Direktor der Italiener, teilt diese Einschätzung nicht.#w1#

Tombazis, Allison und Terzi wechselten zur Konkurrenz

"Es wäre zu einfach, die Probleme von 2005 an der Zahl der Windkanäle festzumachen." Ross Brawn

"Es wäre zu einfach, die Probleme von 2005 an der Zahl der Windkanäle festzumachen", winkte er in einem Interview mit der 'Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung' ab. "Unser System mit einem Windkanal hat ja auch 2004 funktioniert." Vielmehr seien andere Faktoren ausschlaggebend gewesen: "Vor fünf Jahren waren wir in der Aerodynamik meilenweit voraus. Dann haben wir Nicholas Tombazis, James Allison und Antonia Terzi an die Konkurrenz verloren."

Tombazis wechselte zu McLaren-Mercedes, hat am 1. März aber wieder sein altes Büro in Maranello bezogen, während Terzi von Frank Williams rausgeschmissen wurde, weil ihre umstrittene "Hammerhai"-Konstruktion in der Saison 2004 floppte. Allisons Weggang im selben Jahr machte wesentlich weniger Schlagzeilen, weil der Brite einige Monate pausierte und erst 2005 zu Renault in die Formel 1 zurückkehrte.

Brawn glaubt, dass dieses Trio Ferraris Absturz möglicherweise verhindern hätte können: "Die hatten natürlich unsere Geheimnisse mit im Gepäck. Da haben unsere Rivalen erst einmal gemerkt, auf welchem Niveau und mit welcher Konsequenz bei uns das Thema Aerodynamik angegangen wurde. Das hat bei den Gegnern ein Nachrüsten in Gang gesetzt, was zwangsläufig unseren Vorteil ausgelöscht hat", so der 51-Jährige.

Todt verweist auf Ferraris Erfolge zwischen 1999 und 2004

"Es ist kaum jemandem bewusst, welche Schwierigkeiten wir überwinden mussten, um diese Resultate zu erreichen." Jean Todt

Indes erklärte Teamchef Jean Todt gegenüber der 'Neuen Zürcher Zeitung', dass derzeit nur noch "wenig" fehle, um wieder Rennen zu gewinnen, aber: "Es ist kaum jemandem bewusst, welche Schwierigkeiten wir überwinden mussten, um die Resultate von 1999 bis 2004 zu erreichen. Wir gewannen in diesen Jahren elf Titel", bat er darum, dass die großen Erfolge des Teams nicht wegen der momentanen Durststrecke vergessen werden.

"Wenn alles wie am Schnürchen läuft, glauben alle, dass es einfach ist, auf dieses Niveau zu kommen, aber das ist nicht so. Uns gelang es in jenen Jahren, alles perfekt zu kombinieren. In dieser Saison haben wir es noch nicht geschafft, unser Potenzial zu zeigen", gab Todt zu Protokoll. Ferrari befinde sich aber auf dem richtigen Weg, weshalb er für das bevorstehende Heimrennen in Imola selbstbewusst eine starke Leistung ankündigte.