Ferrari bläst mit runderneuertem Auto zum Angriff

Die Ferrari-Granden wissen, dass Michael Schumacher ab Imola siegfähig sein muss, wenn er dieses Jahr wieder um den WM-Titel mitfahren will

(Motorsport-Total.com) - Das erste Europarennen in Imola ist traditionell jenes Wochenende, zu dem die Teams nach dem Auftakt in Übersee recht stark modifizierte Pakete bringen und versuchen, die bisher gemachten Fehler auszumerzen. Dies gilt in diesem Jahr ganz besonders für Ferrari: Vor eigenem Publikum wollen die Italiener mit einem Sieg die Wende in der Weltmeisterschaft herbeiführen.

Titel-Bild zur News: Ferrari-Fans

In Imola wollen die Ferrari-Fans über einen Heimsieg ihrer Roten jubeln

Nach positiven Testfahrten, bei denen neben neuen Kolben eine überarbeitete Aerodynamik sowie eine verbesserte Radaufhängung rennreif entwickelt wurden, steht für Präsident Luca di Montezemolo fest: "Wir müssen in Imola gewinnen", wie er gegenüber der 'Bild am Sonntag' klarstellte. Und auch Teamchef Jean Todt legte seiner Truppe via 'Neuer Zürcher Zeitung' einen gewissen Erfolgsdruck auf: "Jedes Rennen ist entscheidend - besonders jetzt, da wir einen Saisonstart hatten, der unsere Erwartungen nicht erfüllt."#w1#

Schon 17 Punkte Rückstand nach drei Rennen

Der Franzose weiß, dass der WM-Zug wieder ohne Ferrari abfahren könnte, wenn nicht heute in einer Woche ein Schritt in die richtige Richtung gelingt, denn Schumachers Rückstand auf die Spitze der Fahrerwertung beträgt schon jetzt 17 Zähler: "Wir dürfen jetzt nicht noch mehr Rückstand anhäufen. Deshalb ist es wichtig, dass wir verstehen, wo die Fehler liegen. Noch sind wir dazu in der Lage, und solange das so ist, können wir die Wende schaffen. Dafür wird Imola sehr wichtig sein", so Todt.

Im Gegensatz zur vergangenen Saison macht er 2006 übrigens nicht Bridgestone für die sportliche Krise seiner Roten aus Maranello verantwortlich: "Beim Rennen in Melbourne wählten wir die Reifen schlecht, nachdem Bridgestone exzellente Reifen mitgebracht hatte. Wenn es dieses Jahr schief läuft, kann ich sicher nicht sagen, dass es die Schuld von Bridgestone ist", hielt der 60-Jährige fest - und versuchte auf diese Weise, die Wogen zu glätten, nachdem sich Bridgestone intern bitter über Ferraris erfolglosen Alleingang bei der Reifenwahl in Melbourne beschwert hatte.

Indes zeigte sich Technikchef Ross Brawn zuversichtlich für Imola: "Das Motorproblem sollte gelöst sein", gab er gegenüber der 'Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung' zu Protokoll. "Das neue Kolbendesign hat sich bei den jüngsten Testfahrten bewährt. Damit können wir in Imola wieder die Maximaldrehzahl ausnutzen. In Melbourne mussten wir aus Sicherheitsgründen um 400 Umdrehungen unter diesem Wert bleiben. Auch am Auto hat sich einiges verändert: ein neues Aerodynamikpaket, eine überarbeitete Hinterradaufhängung. Wir sind gut gerüstet."

Ferrari plant Getriebe ohne Zugkraftunterbrechung

Luca Badoer

Bei Testfahrten in Barcelona probierte Ferrari neue Teile für den 248 F1 aus Zoom

Im Gegensatz zu McLaren-Mercedes, Honda und Williams setzt Ferrari übrigens noch nicht auf ein Getriebe ohne Zugkraftunterbrechung, welches spätestens nächstes Jahr praktisch alle Teams verwenden wollen, doch die Arbeiten an einem solchen System sind auch in Maranello längst voll angelaufen. Theoretisch könnte die neue Kraftübertragung, die pro Runde zumindest in der Theorie bis zu drei Zehntelsekunden bringen würde, sogar schon dieses Jahr im 248 F1 debütieren.

"Wir befinden uns in der Prüfstandsphase", erklärte Brawn. "Das Getriebe soll noch in der ersten Saisonhälfte eingesetzt werden. Wir hatten zunächst ein sehr komplexes System in Arbeit, das uns auch eine hohe Zuverlässigkeit versprochen hätte. Aber dieses System ist kompliziert, wartungsunfreundlich, schwer und teuer. Wir haben dann ein simpleres Konzept gebaut, das aber mit Risiken behaftet ist. Wenn da bei einem Schaltvorgang das geringste Problem auftritt, kannst du das Getriebe abschreiben."

Schumacher schwärmt von der neuen Kraftübertragung

"Deshalb brauchen wir noch ein paar Tests, um die Risiken mit der einfacheren Variante zu minimieren. Das stört uns aber nicht, weil wir die Schaltzeiten bei unserem normalen Getriebe deutlich verkürzen konnten. Michael schwärmt richtiggehend davon. Das bringt uns pro Runde eineinhalb Zehntel. Das stufenlose Getriebe legt noch mal eineinhalb Zehntel drauf", ergänzte der Brite.

Unabhängig davon sollte Ferrari für das Heimrennen in einer Woche dank der Verbesserungen gut gerüstet sein - auch, weil die Streckencharakteristik in Imola dem 248 F1 eigentlich entgegenkommen müsste. Schon im vergangenen Jahr setzte Schumacher auf dem 4,933 Kilometer langen Stop-and-Go-Kurs in der Emilia Romagna eines der seltenen Glanzlichter der Saison, als er gegen Rennmitte überlegen schnellster Fahrer im Feld war und am Ende nur knapp hinter Fernando Alonso Zweiter wurde.