Brawn: Ferrari gut vorbereitet auf "Auswärtsspiel"
Der Brite über das Rennen in Silverstone, die Herausforderungen der Strecke und die weiteren Entwicklungspläne für die Saison 2003
(Motorsport-Total.com) - Für die Scuderia Ferrari ist der Große Preis von Großbritannien in Silverstone eine Art Auswärtsspiel, gleichzeitig ist es für viele Angestellten des italienischen Rennstalls aber auch ein Heimspiel, denn neben Ross Brawn, dem Technischen Direktor, gibt es einige Angestellte die in Großbritannien das Licht der Welt erblickten. Natürlich werden am kommenden Rennwochenende die britischen Teams wie McLaren und Williams von den Fans frenetisch bejubelt werden, sagt Ross Brawn, doch der Chefstratege der "Roten" weiß auch, dass viele englische Fans "sein" Team unterstützen werden.

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Brawn kennt Silverstone in und auswendig
Um sich optimal auf den zehnten WM-Lauf vorzubereiten, testete Ferrari bekanntlich Ende Mai in Silverstone. Zwar hatte man an den beiden Testtagen kein optimales Testwetter vorgefunden, doch trotzdem gelang es wertvolle Informationen bezüglich der mechanischen Abstimmung des Autos, welche der Schlüssel für eine gute Balance und zu einer schnellen Rundenzeit ist, zu gewinnen. Motorsportexperten sehen trotz des Heimvorteils der britischen Teams keinen Grund, warum Ferrari nicht auch am kommenden Rennwochenende um den Sieg kämpfen sollte. Begründung: Der F2002 ist in all jenen Bereichen stark in denen ein Bolide in Silverstone gefordert wird. Besonders im "Infield" vor der Rückkehr auf die Start-/Zielgerade benötigt man eine gute Aerodynamik. Die "Becketts" ist so etwas wie eine Schlüsselstelle, denn wenn das Auto dort nicht gut liegt, dann kann man auch keine gute Rundenzeit fahren.
"Es ist dort ein wenig wie die S-Kurven in Suzuka - Richtungswechsel bei hohem Tempo. Wenn man dort Zeit verliert, dann kommt man automatisch mit weniger Speed zurück auf die Hangar Straight und ist folglich auf der ganzen Runde langsamer. Wichtig ist auch, dass man einen guten Kompromiss für die enge Sektion vor der Einfahrt zu den Boxen findet, denn das ist ebenfalls eine kritische Stelle", berichtet Brawn.
Während die Bremsen im Gegensatz zu anderen Rennstrecken in Silverstone kein Problem darstellen, könnten die Reifen zu einem werden. Der 5,141 Kilometer lange Kurs fordert nämlich das "schwarze Gold". Diesbezüglich macht sich Ferraris Technischer Direktor jedoch keine Sorgen: "Wir sind zufrieden mit den Fortschritten die Bridgestone bei der Reifenentwicklung macht, welche darauf ausgerichtet ist einen Reifen zu produzieren der nicht speziell auf eine Strecke angepasst ist, sondern eine insgesamt stärke Rennperformance ermöglicht, wenngleich Michelin zuletzt bewiesen hat auf eine schnelle Qualifikationsrunde gesehen, auf Strecken wie zum Beispiel Monaco oder Kanada, besser zu sein. Bei uns ist das Verhältnis der Leistung in der Qualifikation und im Rennen ausgeglichener. Deshalb machen wir uns auch nicht verrückt auf einer Strecke wo man durch die Strategie und Überholmöglichkeiten etwas erreichen kann die Pole Position zu holen", macht sich der Brite schon im Vorfeld keine Sorgen, sollte es auch am Samstag wieder nicht mit der Pole Position klappen.
Da viele der britischen Teams für ihren Heim-Grand Prix Verbesserungen am Auto parat halten, hat sich auch Ferrari etwas ausgedacht, um der Konkurrenz Paroli bieten zu können. So wird man in der Qualifikation einen neue Motorenausbaustufe einsetzen. Darüber hinaus werden sicherlich noch ein paar Verbesserungen am Aerodynamikpaket zum Einsatz kommen. Die Verbesserung des F2002 will man Ende Juni zu Gunsten der Entwicklung des nächstjährigen Autos aber bereits einstellen. Bei dem Vorsprung den man in der Weltmeisterschaft hat, kann man sich das aber auch leisten. Nach dem Rennen in Silverstone, hofft man, die letzte Entwicklungsstufe des Motors auch im Rennen einsetzen zu können. Außerdem hält man einen neuen Frontflügel und für den Einsatz in Monza ein überarbeitetes Aerodynamikpaket bereit.
Sollte Ferrari beide Weltmeisterschaftstitel vor Ablauf der Saison gewinnen, plant man die restlichen Rennen als Testmöglichkeit zu benutzen, was einem den einmaligen Vorteil bringen würde unter Rennbedingungen und dem an einem Rennwochenende herrschenden Druck neue Dinge am Auto und neue Leute auszuprobieren.

