• 25.03.2011 05:22

  • von Stefan Ziegler

Brawn: "Es ist nicht mehr so, wie es einmal war"

Mercedes-Teamchef Ross Brawn über die neue Reifensituation in der Formel 1 und die Möglichkeiten bei der taktischen Ausrichtung im Rennen

(Motorsport-Total.com) - Die neue Formel-1-Saison bringt einmal mehr einige Neuerungen mit sich, wobei die Reifen des neuen Formel-1-Lieferanten Pirelli eine Schlüsselrolle spielen. Die Pneus der italienischen Firma sind nämlich darauf ausgelegt, keine großen Distanzen zu erlauben, sondern verschleißen schon nach kurzer Zeit. Fahrer und Teams müssen in dieser Saison daher ganz andere Reifentaktiken anwenden.

Titel-Bild zur News: Pirelli-Reifen

Ross Brawn glaubt: Der Reifenhaushalt steht in diesem Jahr im Vordergrund

Laut Mercedes-Teamchef Ross Brawn darf man aus diesem Grund davon ausgehen, 2011 weitaus spannendere Rennen zu sehen. "Die Grands Prix werden weniger vorhersehbar sein", sagt der Brite gegenüber 'Autosport'. Die neuen Reifen hätten durchaus das Potenzial, die Ergebnisse "ziemlich auf den Kopf zu stellen", meint Brawn. "Damit muss man sich in der ersten Saisonhälfte beschäftigen."

Und zwar sehr ausführlich, wie der Mercedes-Teamchef betont. Die Pirelli-Pneus könnten in diesem Jahr nämlich über Sieg und Niederlage entscheiden. "Ich denke, ein schnelleres Fahrzeug kann durch ein clevereres Team geschlagen werden. Es ist nicht mehr so einfach, wie es einmal war", erklärt Brawn. "2010 konntest du mit dem schnellsten Rennwagen und ohne Fehler nicht besiegt werden."

"In diesem Jahr gibt es viel mehr Möglichkeiten, einen Fehler zu begehen. Die weniger schnellen Teams werden vielleicht mehr Risiken bei der Strategie eingehen und könnten so für Überraschungen sorgen. Wir alle sind auf jeden Fall schon sehr gespannt darauf, was passieren wird", sagt Brawn am Rande des ersten Trainingstags. Zudem verschiebe sich der Fokus etwas mehr zum Qualifying hin.

"In diesem Jahr gibt es viel mehr Möglichkeiten, einen Fehler zu begehen." Ross Brawn

"Wer in der Qualifikation zu viele Reifen verbraucht, muss im Rennen den Preis dafür zahlen", bringt es Brawn auf den Punkt und erläutert seine Sicht der Dinge: "In diesem Fall müssen im Grand Prix gebrauchte Pneus eingesetzt werden. Am stärksten werden daher die Fahrer sein, welche die beste Balance zwischen Qualifying und Rennen finden." Kompromisse seien 2011 gefragter denn je.

"Die Pole-Position ist nicht unbedingt erstrebenswert, wenn man auf dem Weg dorthin zu viele Reifen verwenden muss", erklärt der Mercedes-Teamchef und merkt an: "Am Ende des Rennens wird sich zeigen, was Sache ist. Wer schon früh hereinkommt und neue Reifen holt, wird anfangs schnell sein. Die Frage ist nur: Wie oft kannst du dir das leisten? Es ist halt ein Balanceakt", hält der Brite fest.

"Am Ende des Rennens wird sich zeigen, was Sache ist." Ross Brawn

"Es scheint offensichtlich zu sein, dass man stets anstreben sollte, als Erster beim Reifenwechsel zu sein. Das könnte dich nämlich an die Spitze des Mittelfeldes spülen. So etwas macht aber keinen Sinn, wenn du einen zusätzlichen Stopp einlegen musst oder am Ende keine Reifen mehr hast", gibt Brawn zu Protokoll. Wer diese Situation prima meistere, sei bei der Zieldurchfahrt vorne dabei.