• 07.05.2011 21:17

  • von Dieter Rencken

Boullier: "Wir haben noch einiges in der Hinterhand"

Renault-Teamchef Eric Boullier im Interview über anstehende Updates, die Reifen- sowie die Fahrerfrage im Team und die Lage in Bahrain

(Motorsport-Total.com) - Die Renault-Piloten Witali Petrow und Nick Heidfeld nehmen den Grand Prix der Türkei von den Startpositionen sieben und neun aus in Angriff. Der erhoffte Sprung nach vorn ist dem Team nach Ansicht von Boss Eric Boullier speziell mit den Option-Reifen von Pirelli bisher nicht gelungen.

Titel-Bild zur News: Eric Boullier

Renault-Teamchef Eric Boullier sieht das Team noch nicht am Optimum angelangt

Im Interview spricht Boullier über die Reifenfrage, die zu erwartenden Updates am R31, die Fahrerfrage für die Saison 2012 sowie über den gegenwärtigen Stand der Dinge bezüglich eines Rennens in Bahrain.

Frage: "Eric, erwartest du an diesem Wochenende einen Sprung nach vorn was die Performance betrifft?"
Boullier: "Durchaus. Es sieht so aus, als wäre unsere Geschwindigkeit mit den Prime-Reifen sehr gut. Beim Option-Reifen sieht es etwas anders aus. Um ehrlich zu sein, ist es ein wenig frustrierend, dass uns mit den weichen Reifen der Schritt, den die anderen Teams gemacht haben, bisher nicht gelungen ist. Für das Rennen bin ich zuversichtlich. Wir sollten im Verlauf eines Runs eine gute Pace an den Tag legen können."

Frage: "Der Kampf im Mittelfeld scheint hinter Red Bull und McLaren sehr eng zuzugehen. Mercedes hat gute Fortschritte erzielt. Wie siehst du das?"
Boullier: "Diese Strecke kommt Mercedes generell entgegen. Zudem scheinen ihre letzten Updates, die sie hier erstmals einsetzen, gut zu funktionieren."

Frage: "Wie steht es hier in Istanbul um den Reifenabrieb. Ist er in etwa so wie erwartet?"
Boullier: "Vor den ersten Runden am Freitag weißt du nie, was dich erwartet. Die Reifen mögen dieselben sein wie beim letzten Rennen. Es hängt jedoch stark vom Layout der jeweiligen Strecke ab. Ich wäre nicht überrascht, wenn wir hier mehr Boxenstopps - sagen wir drei bis vier - sehen werden."

Frage: "Gestern war aufgrund des Wetters an verlässliche Abriebsdaten bekanntlich nicht zu denken. Habt ihr heute Morgen im dritten Freien Training ausreichend Informationen über die Reifen sammeln können?"
Boullier: "Wir haben unseren Plan geändert und im Verlauf des zweiten Freien Trainings ein paar Longruns absolvieren können. Wir kamen auf die Anzahl Runden, die wir für eine verlässliche Aussage benötigt haben."

Frage: "Was können wir in Zukunft vom Renault R31 noch erwarten? Sind für Spanien weitere Updates geplant?"
Eric Boullier: "Im Verlauf der kommenden vier Rennwochenenden werden wir Schritt für Schritt ein paar Updates am Auto haben. Speziell für Spanien ist nichts Größeres geplant."

Frage: "Sprechen wir da von Aero-Updates oder von Verbesserungen im Bereich des Auspuffs?"
Boullier: "Was den Auspuff betrifft, so haben wir noch einiges in der Hinterhand. Aber auch im aerodynamischen sowie im mechanischen Bereich wird es Verbesserungen geben. Wir versuchen, das Fahrzeug in seiner Gesamtheit zu verbessern."

"Wir versuchen, das Fahrzeug in seiner Gesamtheit zu verbessern." Eric Boullier

Frage: "Wo steht ihr in Bezug auf RRA (Kostenbeschränkung der Teams oder Resource Restriction Agreement; Anm. d. Red.)?"
Boullier: "Wir liegen komplett im Rahmen der Vorgaben, aber auch nicht viel darunter."

Witali Petrow für 2012 gesetzt

Frage: "Gibt es schon Überlegungen wie die nächstjährige Fahrerpaarung bei Renault aussehen wird?"
Boullier: "Das ist natürlich noch sehr früh. Das einzige, was ich sagen kann ist, dass Witali (Petrow; Anm. d. Red.) bei uns an Bord bleiben wird. Er hat im vergangenen Dezember einen Zweijahresvertrag bei uns unterschrieben."

Frage: "Wie sieht es bei Nick Heidfeld aus?"
Boullier: "Nick hat nur einen Einjahresvertrag. Es gibt aber immer die Option, dass wir verlängern, wenn wir ihn länger als Fahrer behalten möchten oder wenn er länger mit dem Team zusammenarbeiten möchte. Wir müssen aber erst einmal abwarten, wie es mit Robert (Kubica; Anm. d. Red.) weitergeht. Danach werden wir entscheiden."

Frage: "Werden wir Robert, jetzt da er das Krankenhaus inzwischen verlassen durfte, in diesem Jahr noch an der Strecke sehen?"
Boullier: "Das liegt ganz an ihm. Er weiß, dass er wann immer er will vorbeischauen kann. Er ist zu jeder Zeit mehr als willkommen. Ich denke, er wird zurückkommen, sobald er sich bereit fühlt, wieder mit der Öffentlichkeit und den Medien in Kontakt zu treten."

"Robert ist zu jeder Zeit mehr als willkommen." Eric Boullier

Frage: "Wann hast du ihn zuletzt gesehen?"
Boullier: "Das war bevor die Saison begonnen hat. Wir haben aber seitdem regelmäßig telefoniert."

Frage: "Was denkst du über die gegenwärtige Lage in Bahrain. Die Verantwortlichen wollen das Rennen nach wie vor ausrichten. Wie denkst du darüber?"
Boullier: "Das ist eine schwierige Frage. Als Mitglieder der Formel 1 wollen wir natürlich Rennen fahren. Bahrain war ein Teil unseres Kalenders, weshalb wir natürlich gern gefahren wären. Unterm Strich ist es die Entscheidung der FIA und von Bernie Ecclestone, ob wir dort antreten oder nicht. Es liegt an ihnen zu entscheiden, ob wir nach alldem, was in Bahrain vorgefallen ist, dort hinfahren müssen. Um unsere Sicherheit und die Sicherheit unserer Mitarbeiter machen wir uns natürlich Sorgen. Wir müssen abwarten."

Frage: "Hast du bereits mit Bernie Ecclestone darüber gesprochen, was dir das Liebste wäre in diesem Zusammenhang?"
Boullier: "Nein, noch nicht. Wir müssen dabei auch an die Lage der Teams denken. Wenn entschieden werden sollte, dass wir in Bahrain antreten, dann werden wir das tun."

Frage: "Es gibt Gerüchte, dass es am Mittwoch ein Treffen der Teamverantwortlichen zu diesem Thema geben soll. Weißt du etwas davon?"
Boullier: "Das möchte ich nicht weiter kommentieren."