• 07.05.2011 21:17

  • von Dieter Rencken

Glock: "Es macht keinen Sinn, Frust zu schieben"

Marussia-Virgin-Fahrer Timo Glock spricht über den ausgebliebenen Fortschritt bei seinem Team und die Situation vor dem vierten Rennen des Jahres

(Motorsport-Total.com) - Für Timo Glock lief an diesem Wochenende bislang nicht viel zusammen. Der Deutsche wurde in der Qualifikation sowohl von seinem Teamkollegen Jerome D'Ambrosio als auch von einigen seiner direkten Rivalen geschlagen. Zudem brachte sein Rennstall das angestrebte Update nicht wirklich zum Arbeiten, weshalb der erhoffte Fortschritt ausblieb. Im Interview spricht Glock über die Lage seines Teams und was er sich in den kommenden Wochen von seiner Mannschaft erhofft.

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Timo Glock macht gute Miene zum bösen Spiel - die Updates funktionieren nicht

Frage: "Timo, du wirkst an diesem Wochenende nicht sonderlich glücklich..."
Timo Glock: "Das stimmt. An diesem Wochenende bin ich nicht wirklich glücklich."

Frage: "Was ist die Hauptbaustelle bei Marussia-Virgin? Weshalb funktionieren die Updates nicht so, wie ihr euch das vorstellt?"
Glock: "Wir hatten Probleme mit dem neuen Auspuffsystem. Das ist aber auch bei vielen anderen der Fall. Deswegen ist dieser Fortschritt nicht so groß. Es funktionierte nicht perfekt für uns, also gingen wir einen Schritt zurück und setzten wieder auf den alten Unterboden und das alte Auspuffsystem."

Frage: "Kannst du die Schwierigkeiten deines Teams in diesem Bereich etwas näher erläutern?"
Glock: "Der Fortschritt trat nicht ein und das Auto war sehr nervös. Das Heck wurde zum Teil beim aufs Gas gehen und beim Verzögern derart instabil. Das Auto war einfach nicht wirklich gut zu fahren. Es war schwierig, das Auto zu kontrollieren."

"Einige Teile waren ein bisschen angekokelt." Timo Glock

Frage: "Wie ist es dem Unterboden ergangen? Verschmorten da einige Teile?"
Glock: "Einige Teile waren ein bisschen angekokelt, ja."

Frage: "Ist dir dabei warm geworden?"
Glock: "Nein, mir nicht. Das ist ja irgendwo hinter mir."¿pbvin|512|3653|inside|0|1pb¿

Statt einer Sekunde "nur" vier Zehntel

Frage: "Wie viel Zeitgewinn hattet ihr euch von diesem Updatepaket versprochen? Gibt es überhaupt einen Zugewinn?"
Glock: "Wir hatten eigentlich mit einem großen Schritt von über einer Sekunde gerechnet. Unterm Strich sind es wohl vier Zehntel, wenn überhaupt. Allerdings halt nur mit dem halben Paket."

"Für mich ist es schwierig zu beurteilen. Die Ingenieure müssen halt wissen, was sie zu tun haben. Dann liegt es an uns, das Beste daraus zu machen. Die anderen Teams kamen nach einigen Rennen damit zurecht und so muss es auch bei uns laufen."

"Frust ist vielleicht die falsche Bezeichnung." Timo Glock

Frage: "Wie frustrierend ist es, dass die Verbesserungen nicht wie gewünscht ihren Dienst verrichten?"
Glock: "Frust ist vielleicht die falsche Bezeichnung dafür. Wir hatten einfach nur einen Fortschritt erwartet und eben dieser Sprung blieb aus. Es macht keinen Sinn für das Team, Frust zu schieben. Wir müssen diese Schwierigkeiten lösen. Wir müssen gewisse Veränderungen vornehmen, um uns zu verbessern."

Frage: "Würdest du deine Situation im Team für 2012 überdenken, wenn sich keine Veränderung einstellt?"
Glock: "Wenn wir so weitermachen, dürfte es schwierig werden, sich für das Rennen zu qualifizieren. Wir werden Schwierigkeiten bekommen, wenn es uns nicht gelingt, unsere Updates zum Arbeiten zu bringen. Für solche Überlegungen ist es aber noch zu früh. Ich stehe hinter dem Team. Wir haben einige gute Leute. Es geht nur darum, einige Dinge für die Zukunft auszusortieren."

Glock steht weiterhin hinter Marussia-Virgin

Frage: "Im vergangenen Jahr machtest du deine Vertragsverlängerung von gewissen Verbesserungen an der Leistungsfähigkeit abhängig, die bislang nicht eintraten. Was ließ dich damals glauben, dass Marussia-Virgin 2011 an Tempo zulegen könnte?"
Glock: "Ich unterschrieb nicht erneut. Ich habe einen langfristigen Vertrag mit dem Team. Es gab keine Chance für mich, nach einem Jahr meinen Hut zu nehmen. Das Team plant langfristig."

Frage: "Wie fühlst du dich nun dabei, einen langfristigen Vertrag mit Marussia-Virgin abgeschlossen zu haben?"
Glock: "Gut. Wie ich schon sagte: Wir müssen gewisse Veränderungen einführen. Allen ist klar, welche Position wir einnehmen und in welcher Situation wir uns befinden. Das Team und wir müssen Änderungen im Hinblick auf die Zukunft vornehmen."

"Es geht darum, eine Richtung zu finden." Timo Glock

Frage: "Welche Leistung würdest du in diesem Jahr gerne von deinem Auto sehen?"
Glock: "Wie ich schon im vergangenen Jahr sagte: Es geht darum, eine Richtung zu finden. Es braucht eine Lösung, damit wir unsere Updates zum Arbeiten kriegen. Mehr kann ich nicht sagen."

Frage: "Im Rennen müsst ihr euch wohl mit HRT herumplagen. Gibt es eine Chance, dieses Team zu schlagen oder werdet ihr den Kürzeren ziehen?"
Glock: "Ich hoffe, wir können sie in Schach halten. Das werden wir am Sonntag sehen. Bis jetzt waren wir im Rennen immer stärker als sie. Ich hoffe, das ist nach wie vor der Fall."


Fotos: Timo Glock, Großer Preis der Türkei


Frage: "Wird es dir ein bisschen angst und bang, wenn du bedenkst, dass Lotus sein Update-Paket erst in Barcelona an den Start bringen wird?"
Glock: "Der Abstand zu Lotus war ohnehin recht groß. Es kann passieren, dass dieser Abstand jetzt noch größer wird, wenn sie einen Schritt nach vorne machen. Wir müssen schauen, ob wir unser System bis Barcelona in den Griff kriegen, denn dort werden die meisten ihre Verbesserungen einführen."

Rosberg ist keine Überraschung für Glock

Frage: "Wie siehst du die Aktion von Red Bull, die in Q3 einen Versuch verschenkten und gar nicht mehr hinausfuhren?"
Glock: "Sie merkten halt, dass sie schnell genug sind, um in der Box zu bleiben. Sie haben natürlich aus dem vergangenen Rennen gelernt. Sie machten alles richtig."

Frage: "Wie meinst du das? Weil Mark Webber durch seine Reifentaktik so viele Vorteile hatte?"
Glock: "Natürlich, ja. Aus diesem Grund hat man sich da wohl einen Reifensatz gespart."

"Nico zeigte schon bei Williams stets gute Leistungen in Qualifikation und Rennen." Timo Glock

Frage: "Wenn so etwas schiefgeht, wird das schnell als Arroganz ausgelegt..."
Glock: "Das macht ihr ja dann..."

Frage: "Überrascht es dich, dass Nico Rosberg unter die Top 3 fahren konnte und in diesem Jahr so deutlich vor Michael Schumacher liegt?"
Glock: "Mercedes zeigte in China, dass sie stark sind - auch bei kühlen Temperaturen. Sie stellten unter Beweis, dass sie definitiv einen Schritt nach vorne gemacht haben. Was bei Michael war, weiß ich nicht. Das sah etwas unüblich aus. Wirklich viel kann ich dazu nicht sagen."

Frage: "Rosberg war schon im vergangenen Jahr wesentlich besser als Schumacher..."
Glock: "Nico zeigte schon bei Williams stets gute Leistungen in Qualifikation und Rennen. Er war schon immer ein starker Fahrer. Deswegen überrascht es jetzt nicht wirklich, dass er so gut ist."