• 01.04.2010 18:19

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Bodenhöhe: Red Bulls Trick gelüftet?

Ein komprimiertes Gas könnte der Schlüssel zu Red Bulls angeblich verstellbarer Bodenhöhe sein - Ferrari mit etwas anderem System

(Motorsport-Total.com) - Obwohl aktive Radaufhängungs-Systeme in der Formel 1 schon seit Ende 1993 verboten sind, kursieren derzeit Gerüchte, wonach es Red Bull gelungen sein soll, einen Mechanismus zur Anpassung der Bodenhöhe zu entwickeln. Sollte dem tatsächlich so sein, könnte das pro Runde einen Vorteil von mehreren Zehntelsekunden bedeuten.

Titel-Bild zur News: Red-Bull-Renault RB6

Ein komprimiertes Gas könnte der Schlüssel zu Red Bulls Bodenhöhe sein

Denn bekanntlich gilt in puncto Bodenhöhe die Faustregel: Je tiefer, desto besser. Ein optimales Setup zu finden, ist jedoch schwieriger geworden, seit die Tankstopp während des Rennens verboten wurden, denn während die Autos 2009 am Start genauso schwer waren wie im Qualifying, kann der Gewichtsunterschied unter dem neuen Reglement bis zu 160 Kilogramm betragen. Was also für das Qualifying ideal (möglichst tief) ist, kann im Rennen zu massiven Aufsetzern am Boden führen.#w1#

Auch Ferrari hat ein Schlupfloch entdeckt

Dementsprechend groß wäre der Vorteil einer Anpassung der Bodenhöhe, aber Artikel 10.2.2 des Technischen Reglements der FIA besagt, dass "jedes angetriebene Gerät" zur Veränderung der Konfiguration oder der Performance des Radaufhängungs-Systems strikt untersagt ist, während es unter Artikel 10.2.3 heißt, dass "das Radaufhängungs-System nicht verändert werden darf, solange sich das Auto bewegt".

¿pbvin|512|2596||0|1pb¿Letzteren Punkt hat Ferrari geschickt umschifft, indem eine mechanische Vorrichtung entwickelt wurde, durch die die Bodenhöhe während des Boxenstopps verringert werden kann. "Sobald das Auto in den Parc Fermé geht, muss es bis zum Start des Rennens unverändert bleiben", erklärt Williams-Technikchef Sam Michael, fügt aber an: "Sobald das Rennen läuft, dürfen Einstellungen nur verändert werden, wenn das Auto steht. Der erste Boxenstopp ist also die erste Gelegenheit, etwas zu ändern."

Red Bull scheint aber einen Weg gefunden zu haben, die Bodenhöhe schon vor dem ersten Boxenstopp anzupassen. Artikel 34.1 des Sportlichen Reglements besagt unter anderem, dass "komprimierte Gase" in der Zeit zwischen Qualifying und Rennstart abgesaugt oder eingefüllt werden dürfen. Michael: "Ich weiß nicht, ob sie so ein System haben, aber ich bin mir sicher: Wenn sie etwas haben, dann entspricht es dem Reglement."

Mehr oder weniger Gas, mehr oder weniger Bodenhöhe

Hintergrund: Red Bull könnte im Qualifying mit leichtem Auto und einer niedrigen Bodenhöhe fahren, die für das viele Gewicht am Rennstart völlig ungeeignet wäre. Doch laut der jüngsten Theorie könnten die Stoßdämpfer mittels eines Gases entsprechend umjustiert werden, sodass die Bodenhöhe auch in der Startphase des Rennens gleich bleibt, obwohl das Auto dann um bis zu 160 Kilogramm schwerer ist.

"Unser Auto hat alle technischen Inspektionen bestanden. Erst wenn man uns etwas verbietet, würde sich daran etwas ändern", bleibt Red-Bull-Pilot Mark Webber vage, nachdem Teamchef Christian Horner schon in Australien betont hatte, er könne "absolut garantieren", dass der RB6 über kein System zur Anpassung der Bodenfreiheit während der Fahrt verfüge. Das wäre auch gar keine Lüge, denn von einer Anpassung während der Fahrt ist nicht die Rede.

"Es ist notwendig, dass die FIA präzisiert, was erlaubt ist", fordert Mercedes-Teamchef Ross Brawn. "Die Regel besagt in etwa, dass die Radaufhängungen zwischen Qualifying und Rennen nicht verändert werden dürfen. Alles, was die Radaufhängungen beeinflusst - sei es der Gasdruck oder die Manipulation der Temperatur -, würde sich auswirken. Charlie (Whiting, Technischer Delegierter der FIA; Anm. d. Red.) muss das klarstellen, damit die Kontroverse aus der Welt geschafft werden kann."