• 01.04.2010 15:57

  • von Dieter Rencken

Webber: "Die WM ist erst im November vorbei"

Red-Bull-Pilot Mark Webber ist unzufrieden mit dem Verlauf der ersten beiden Rennen, gibt sich aber noch lange nicht geschlagen

(Motorsport-Total.com) - Mark Webber hat nach zwei Rennen nur um sechs Punkte weniger auf dem Konto als sein Teamkollege Sebastian Vettel, aber während der Deutsche zweimal unverschuldet in Führung liegend ausfiel, blieb der Australier bisher noch einiges schuldig. Dennoch lässt er vor dem Grand Prix von Malaysia den Kopf nicht hängen.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber steht vor dem dritten Saisonrennen bereits gehörig unter Druck

Frage: "Mark, war Australien ein frustrierendes Rennen für dich? Schnell genug wärt ihr ja gewesen..."
Mark Webber: "Es war ein zäher Sonntag für das Team. Wir lieferten das ganze Wochenende gute Arbeit ab, aber das Rennen war hart. Wir hatten beide Autos in der ersten Reihe, aber durch den Regen vor dem Start wurden die Dinge ein bisschen angespannt. Es gab auf einmal mehr Variablen. Wir beide hatten den schwierigsten Teil des Rennens, nämlich die ersten fünf oder sechs Runden, schon hinter uns."#w1#

Schwieriges Heimrennen

"Als die Entscheidungen zu treffen waren und mehr Regen kam, war es einfach sehr schwierig. Wir hatten eine Menge zu verlieren und wir haben es falsch gemacht. Seb kam gerade noch mit einem blauen Auge davon, aber ich musste noch eine Runde länger draußen bleiben, hatte in ein paar Kurven mächtig zu kämpfen und steckte nach dem Stopp im Verkehr fest. Von da an machte sich das Rennen selbstständig. Das war frustrierend, denn es hätte ganz anders laufen können, aber so ist es nun einmal. Die Ergebnisse werden einem halt nicht geschenkt."

Frage: "Niki Lauda hat heute Morgen gesagt, dass Red Bull nicht Weltmeister werden kann..."
Webber: "Es sind noch 750 Punkte (425; Anm. d. Red.) zu vergeben, glaube ich. Er darf natürlich seine Meinung haben, aber die Weltmeisterschaft ist nicht mit diesem Wochenende vorbei, sondern erst im November. Bis dahin ist es noch ein langer Weg."

Frage: "Euer Auto hätte die ersten beiden Rennen gewinnen müssen, aber ihr habt es nicht einmal auf das Podium geschafft. Ist die Zuverlässigkeit eine Sorge?"
Webber: "Niemand strengt sich mehr an als wir..."

¿pbvin|512|2593||0|1pb¿Frage: "Aber macht sich da nicht ein bisschen Frust breit?"
Webber: "Ja, aber wir sind stark. Wir haben viele Leute, die schon seit langer Zeit die gleichen Positionen bekleiden. Im Vorjahr hatten wir eine sensationelle Saison. Damals waren das sehr stolze Leute - und das sind wir auch jetzt noch. Wir sind ein sensationelles Team, wirklich! Jede Position ist seit Jahren unverändert. Das hilft uns. Wir haben die ersten beiden Rennen nicht so gut hinbekommen, wie wir uns das gewünscht hätten, aber es sind noch 17 Rennen zu fahren, in denen wir es besser machen wollen."

Frage: "Was genau müsst ihr tun, damit euer Auto genauso zuverlässig wie schnell wird?"
Webber: "Das Auto zuverlässig zu machen, ist am allerwichtigsten. Wir hatten in den ersten beiden Rennen zwei unterschiedliche Probleme, aber das kann passieren. Wir hoffen, dass diese Probleme nun hinter uns liegen. Wir müssen an den Dingen arbeiten, durch die wir in der Vergangenheit unter Wert geschlagen wurden. Wir sind da viel strenger mit uns selbst, als ein Außenstehender überhaupt sein kann."

Psychokrieg gegen Red Bull?

Frage: "Hast du das Gefühl, dass ein psychologischer Krieg gegen euch geführt wird? Erst das Gerede von Lewis Hamilton über deinen angeblichen Rücktritt, jetzt die Sache mit der aktiven Radaufhängung..."
Webber: "Das ist ganz normal. Wenn die Leute viel über ihre Gegner reden - sei es im Boxen oder im Fußball -, dann ist das eine angenehme Situation für uns. Wir wissen aber, dass wir uns steigern müssen, und das nehmen wir uns klarerweise vor. Hoffentlich werden wir am Sonntagabend eine ganz andere Unterhaltung führen!"

Frage: "Es gibt hier zwei lange Geraden und viele schnelle Kurven. Wie wird euch diese Strecke liegen?"
Webber: "In Bahrain war unser Auto auch sehr gut, obwohl es dort lange Geraden gibt und einige langsame Kurven. In Melbourne war es ein bisschen anders, denn dort gibt es weniger ganz langsame Kurven."

"Ich sehe keinen Grund, weshalb wir hier nicht konkurrenzfähig sein sollten."

"Ich sehe keinen Grund, weshalb wir hier nicht konkurrenzfähig sein sollten - ob auf langweilige Art und Weise, das werden wir sehen. Vielleicht nicht, denn wir wissen, dass McLaren mit ihrem System einen enormen Topspeed hat. Darum war es so schwierig, in Melbourne gegen Lewis zu fahren. Das haben sie wirklich gut hinbekommen. Die zwei langen Geraden werden ihnen sicher entgegenkommen, aber wir sind zuversichtlich, dass unser Auto auf allen Strecken konkurrenzfähig sein wird."

Frage: "Du hattest in Melbourne am Ende die Kollision mit Lewis Hamilton. Wäre sonst mehr drin gewesen?"
Webber: "Absolut. Als die beiden gemeinsam in Kurve 13 einbogen, dachte ich erst, Lewis würden es außen probieren, denn als er zum ersten Mal bremste, war er schon fast neben Fernando. Im Mittelteil des Bremsmanövers ging er wieder auf die normale Linie und für mich war kein Raum mehr. Ich verlor dabei Anpressdruck und fuhr ihm hinten rein."

Schuld an der Kollision mit Hamilton

"Ganz klar mein Fehler, aber wir versuchen alle, auf das Podium zu kommen, und es war ja nicht die erste Runde im Grand Prix, sondern schon kurz vor dem Ziel. Da attackierst du natürlich, weil du nicht mehr weit hast - es waren nur noch sechs Sektoren bis ins Ziel. Es war sicher nicht der reibungsloseste Nachmittag für mich, aber wenn du ins Feld zurückfällst, ist es mit unserem Topspeed schwierig, jemanden zu überholen. Neben der Linie war es rutschig und es gab andere Faktoren, durch die es schwierig war, aber am Ende bekamen wir das, was uns zustand, nämlich zwei Punkte. Natürlich reicht das nicht."

Frage: "Einige Fahrer haben sich über die schlechten Lichtverhältnisse am Ende des Rennens beschwert. Wie ging es dir?"
Webber: "Nicht problematisch. Ich fand es sogar angenehmer als am Samstag, weil die Sonne nicht tief stand, sondern hinter den Wolken war."

Frage: "Eure Gegner vermuten, dass ihr ein System zur Kontrolle der Bodenhöhe verwendet..."
Webber: "Unser Auto hat alle technischen Inspektionen bestanden. Erst wenn man uns etwas verbietet, würde sich daran etwas ändern."


Fotos: Mark Webber, Großer Preis von Malaysia


Frage: "McLaren hat auf den Geraden das schnellste Auto, während ihr bei den Geschwindigkeitsmessungen ziemlich weit hinten seid. Dafür habt ihr wohl am meisten Anpressdruck. Siehst du das genauso?"
Webber: "Nicht wirklich. Wir wissen, warum sie auf den Geraden schnell sind. In Melbourne hatten wir unsere Flügel recht steil eingestellt, was vielleicht ein Fehler war, weil es das im Rennen schwierig macht, wenn es um die Zweikämpfe geht."

Frage: "Es hat heute schon extrem stark geregnet. Bereitet dir das Sorgen für das Rennen, was die Sicherheit angeht?"
Webber: "Nein. Wir wissen, dass der Regen hier unvorhersehbar ist - hier tröpfelt es nicht, sondern es pisst, aber richtig! Das wissen wir. Wenn es hier regnet, ist es immer schwierig, ein Autorennen zu fahren, aber es hat in der Vergangenheit schon solche Grands Prix gegeben. Im Vorjahr wurde es leider dunkel. Dieses Jahr starten wir eine Stunde früher, also haben wir etwas mehr Zeit, das Rennen zu unterbrechen, sollte es erforderlich sein."