Horner-Interview: "Es ist frustrierend"

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich müsste Sebastian Vettel mit dem Punktemaximum von 50 Zählern die Fahrer-WM anführen, aber stattdessen liegt der Red-Bull-Pilot nach dem heutigen Grand Prix von Australien gerade mal an siebter Stelle der Fahrerwertung. In der 26. Runde beendete ein Bremsdefekt die souveräne Fahrt des Vierten von Bahrain. Mark Webber wurde nach einer Kollision mit Lewis Hamilton nur Neunter - ein Ergebnis, mit dem Teamchef Christian Horner nicht zufrieden sein kann.

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Christian Horner ist davon überzeugt, dass Sebastian Vettel gewonnen hätte

Frage: "Christian, beginnen wir mit dem Positiven. Sebastian Vettel war am Anfang wirklich sehr gut unterwegs..."
Christian Horner: "Ja. Er hat einen sensationellen Start hingelegt und hatte das Rennen unter Kontrolle, kam dann auch genau zum richtigen Zeitpunkt an die Box. Auf einmal meldete er aber am Funk Vibrationen. Wir wollten ihn in jener Runde reinholen, aber dann trat links vorne der Defekt auf. Australien war wieder einmal grausam zu Sebastian!"#w1#

Vettel schon im Cruisingmodus

Frage: "Hätte er unter normalen Umständen gewonnen?"
Horner: "Sehr wahrscheinlich, auch wenn es noch ein langes Rennen geworden wäre. Er konnte spazieren fahren und die Reifen schonen, hatte ja niemanden vor sich. Mark hingegen steckte im Verkehr in Luftverwirbelungen, da grainen die Reifen schneller. Das macht natürlich alles schwieriger."

Frage: "Wann war euch klar, dass es ein Problem geben könnte?"
Horner: "Gleich nach Sebastians Funkspruch, daher wollten wir ihn ja reinholen. Wir werden die Ursache nun genau untersuchen."

Frage: "Trat so ein Problem im Winter einmal auf?"
Horner: "Nein."

Frage: "Das ist schon das zweite Mal hintereinander, dass Sebastian solches Pech hat..."
Horner: "Es ist frustrierend, aber ich tröste mich damit, dass wir ein sehr schnelles Auto haben und dass uns die nächste Strecke noch besser liegen sollte. Müssen wir halt in Malaysia gewinnen."

Frage: "Ihr scheint Zuverlässigkeitsprobleme zu haben. Was kannst du als Teamchef tun, um das in den Griff zu bekommen?"
Horner: "Eine Zündkerze liegt außerhalb unseres Einflussbereichs, das heute war also das erste Chassisversagen. Es war ein Chassisversagen, aber das erste seit einem Jahr. Außerdem ist es noch zu früh, um das heutige Problem im vollen Umfang zu kennen."

Webber beim Heimrennen glücklos

Frage: "Mark Webber hatte ein sehr turbulentes Rennen. Wie hast du das miterlebt?"
Horner: "Es war ein sehr ereignisreiches Rennen für ihn. Am Start hat er einen Platz verloren und dann später wieder zurückgewonnen. Wir waren Erster und Zweiter und haben dann entschieden, das erste Auto zuerst reinzuholen, um dem vorderen Fahrer Priorität einzuräumen. Beide Fahrer gleichzeitig reinzuholen, wäre noch schlechter gewesen, also musste Mark eine Runde länger draußen bleiben. Mark verlor so einige Positionen, aber er kämpfte sich wieder nach vorne."

"In jener Phase geriet er das erste Mal mit Hamilton aneinander. Da hatten wir nichts mehr zu verlieren, also gaben wir ihm einen neuen Reifensatz, genau wie Rosberg und Hamilton. Hamilton und er holten erstaunlich schnell auf die Gruppe Kubica/Massa/Alonso auf. Mark wollte Lewis attackieren, ich glaube zum dritten Mal an diesem Wochenende, und dabei kam es leider zur Kollision."

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Mark Webber erlebte heute ein turbulentes Heimrennen in Melbourne Zoom

Frage: "Hättet ihr Mark nicht auch draußen lassen können?"
Horner: "Er spürte, dass die Hinterreifen nachlassen und nicht mehr lange halten würden - und andere Fahrer hatten offenbar einen ähnlichen Eindruck. Dann kannst du entweder riskieren oder nicht. Wenn die Reifen bei den anderen Fahrern massiv abgebaut hätten, hätte er so vielleicht sogar noch gewinnen können, wer weiß? Wenn du Fünfter oder Sechster bist, hast du nichts zu verlieren, also entschieden wir uns für diesen Poker - genau wie Rosberg und Hamilton. An Rosberg kamen wir beim Stopp vorbei, beinahe auch Hamilton, aber leider war Kovalainen im Weg, als Mark aus der Box fuhr."

Frage: "Wäre es nicht für beide Fahrer besser gewesen, früher zum Boxenstopp zu kommen?"
Horner: "Vielleicht, aber wenn du in Führung liegst, musst du auch ein bisschen schauen, was die anderen machen. Button war nach dem Wechsel auf Slicks gleich mal neben der Strecke, also wollten wir lieber an der Spitze pushen und schauen, wie sich die Slicks bei den anderen entwickeln."