• 20.06.2005 02:46

  • von Nimmervoll/Stracke

BMW WilliamsF1 Team wäre gerne gefahren

Das BMW WilliamsF1 Team hatte in Indianapolis keine akuten Reifenprobleme und hätte an einem Rennen ohne Punkte teilgenommen

(Motorsport-Total.com) - Das BMW WilliamsF1 Team gehörte zu den wenigen Rennställen, die mit den Michelin-Reifen ohne weiteres das Rennen hätten bestreiten können, doch auf Empfehlung von Michelin hin nahmen Nick Heidfeld und Mark Webber nicht am Grand Prix der USA teil. BMW Motorsport Direktor Mario Theissen hatte bis zuletzt auf eine Einigung gehofft.

Titel-Bild zur News: Mario Theissen und Nick Heidfeld

Hätten in Indianapolis gerne teilgenommen: Theissen und Heidfeld

"Michelin hat uns heute Morgen mitgeteilt, dass wir keine Reifen zur Verfügung haben, mit denen man das Rennen sicher fahren kann", erklärte er. "Michelin hat uns empfohlen, nicht zu fahren, und wir können nicht die Sicherheit der Fahrer gegen den Rat der Experten aufs Spiel setzen. Damit war klar, dass es bei der gegebenen Streckenführung nicht geht. Am Vormittag ist dann versucht worden, eine Lösung herbeizuführen - bis 20 Minuten vor dem Start. Es gab auch Ideen, wie man das machen kann, aber leider hat das keine Zustimmung gefunden. Deswegen konnten wir leider nicht starten."#w1#

Schikane in der Steilkurve wurde lange diskutiert

"Es ging darum, ob man am Eingang zum Oval eine Schikane einbaut, um damit die Geschwindigkeiten runterzuholen und insbesondere die Einfahrt ins Oval sicher zu machen", wurde Theissen etwas konkreter. "Das wäre aus Sicht aller Teams eine praktikable Lösung gewesen. Unter den Umständen hätten wir das Rennen fahren können. Das wäre für die Fans, für die Formel 1 und für den Motorsport insgesamt sicher das Richtige gewesen."

Freilich hätten bei so einem Rennen - unabhängig vom Ausgang - nur die Bridgestone-Teams WM-Punkte erhalten, doch Michelin war im Sinne des Sports sehr darauf bedacht, die Schikanen-Lösung dennoch durchzusetzen. Diese Idee scheiterte schlussendlich jedoch am Veto von Ferrari. Möglicherweise befürchteten die Italiener, in einem normalen Rennen durch einen Zwischenfall von der Strecke zu fliegen, während man anders einen ungefährdeten Doppelsieg einfahren konnte.

Theissen hätte nichts dagegen gehabt, in einem solchen Rennen nur eine Statistenrolle zu spielen: "Es war für uns in Ordnung, dass die Punkte dann an die Bridgestone-Teams gehen. Wir hätten das Rennen für die Fans, die hier angereist sind, gefahren, aber leider wurde diesem Weg nicht zugestimmt", teilte er mit. "Ich kann die Enttäuschung der Fans nachvollziehen - vor allem deshalb, weil sie gar nicht in vollem Unfang informiert waren, was da vor sich gegangen ist."

Thema für den Motorsport insgesamt?

Das Thema sei nun "nicht mal so sehr ein Formel-1-Thema, es ist ein Thema für den Motorsport insgesamt", fuhr der BMW Motorsport Direktor fort, "denn es geht darum, wie man in solchen Problemsituationen, die immer wieder entstehen können, im Sinne des Sports und der Zuschauer entscheidet." Ferrari könne man nicht verantwortlich machen: "Letzten Endes ist es die FIA, die hier entscheidet. Ich gehe nicht davon aus, dass sich die FIA nur von einem Team leiten lässt."

Von einem Bruch mit Michelin wollte Theissen nichts wissen: "Es ist einfach so, dass in der Formel 1 alle am Limit operieren - das gilt für die Motorenhersteller genauso wie für die Chassisbauer und für die Reifenhersteller. Ab und zu hat jeder mal ein Problem. Das ist ganz normal. Dann muss man sich zusammensetzen und eine Lösung für dieses Problem finden. Das wäre heute ohne weiteres möglich gewesen", gab er zu Protokoll.

Heidfeld wollte eigentlich starten

Übrigens: Da das BMW WilliamsF1 Team in den Freien Trainings kaum Schwierigkeiten mit den Reifen hatte, wollte Heidfeld an und für sich unbedingt starten, doch natürlich musste auch er sich der Anordnung von Michelin beugen. Der Deutsche machte aber keinen Hehl daraus, dass er darüber sehr enttäuscht war, und verließ das Streckenareal schon, als das Rennen noch im Gange war.

"Wir hatten keine Wahl", seufzte der Deutsche auf seinem Weg aus dem Fahrerlager hinaus. "Niemand will, dass sich ein Fahrer oder Zuschauer verletzt. Das alles ist sehr schlecht, aber zumindest bringen wir so niemanden um. An unserem Auto gab es nur ein ganz kleines Problem, aber wir wissen nicht, wie sich das im Rennen entwickelt hätte. Bei den anderen Autos war es offenbar schlimmer. Wir wären natürlich gerne gefahren, aber wir Fahrer können dagegen nichts machen."

Theissen, Heidfelds Chef, appellierte abschließend noch an die Zuschauer: "Wir haben bisher eine sehr spannende Saison mit sechs Teams, die um Podiumsplätze kämpfen, gehabt. Das gab es seit 15 Jahren nicht mehr und das wird auch in Magny-Cours wieder so sein. Von daher haken wir dieses Rennen ab. Wir werden sicher über die Konsequenzen zu reden haben, aber in Magny-Cours wird es weitergehen wie vorher. Da sollten alle Fans dabei sein", sagte er.