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  • 24.08.2008 11:42

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

BMW: Neue Struktur, neuer Fahrer?

Ende des Jahres steigt die Credit Suisse beim BMW Sauber F1 Team aus - Fahrerentscheidung soll bis Saisonende getroffen werden

(Motorsport-Total.com) - Noch steht nicht fest, welche Fahrer 2009 für das BMW Sauber F1 Team an den Start gehen werden. Robert Kubica gilt als gesetzt, obwohl er angeblich um mehr Gage pokert, doch die Zukunft von Nick Heidfeld hängt noch in der Luft. Eine Entscheidung soll laut BMW Motorsport Direktor Mario Theissen spätestens bis zum Saisonende fallen.

Titel-Bild zur News: Credit-Suisse-Logo

Die Credit Suisse wird als Teilhaber beim Formel-1-Team von BMW aussteigen

Immer wieder wird derzeit Fernando Alonso mit BMW in Verbindung gebracht. Eine interessante Konstellation könnte sich diesbezüglich auch auf kommerzieller Ebene ergeben, denn die Großbank Credit Suisse wird per Jahresende wie geplant ihre Anteile am Team abstoßen und auch als Sponsor aussteigen. Dann wäre theoretisch Platz für Santander, also jenes spanische Finanzunternehmen, welches gerne wieder mit Alonso gemeinsame Sache machen möchte.#w1#

80 Prozent BMW, 20 Prozent Sauber

"Mit jedem Jahr ist eine Tranche übergegangen. Ende des Jahres ist Credit Suisse raus", bestätigte Theissen gestern in Valencia die sukzessive Umschichtung der Anteilsverhältnisse. "Im Gegenzug zum Ausstieg von Credit Suisse wird der Anteil von Peter Sauber auf 20 Prozent hochgefahren. Wir haben jetzt die ursprünglich angestrebte Konstellation von 80 Prozent BMW, 20 Prozent ein anderer Teilhaber."

"Wir haben jetzt die ursprünglich angestrebte Konstellation von 80 Prozent BMW, 20 Prozent ein anderer Teilhaber." Mario Theissen

Sauber ganz auszukaufen, sodass BMW 100 Prozent halten würde, ist kein Thema - und es ist wohl auch gar nicht notwendig: "Ab einem gewissen Prozentsatz ist BMW dazu in der Lage, die Geschicke des Teams zu steuern. Das ist der Fall und darauf kommt es uns an", so Theissen. Eine Mehrheit von 51 Prozent hätte dazu nicht gereicht, weil aufgrund der Rechtslage in der Schweiz für manche Gremien eine Zweidrittel-, für manche eine Dreiviertelmehrheit notwendig ist.

Was die Fahrerentscheidung angeht, so geht es weiterhin um Heidfelds Probleme im Qualifying: "Das muss ein Faktor sein. Was man vom zehnten Startplatz ausrichten kann, ist begrenzt", bestätigte Theissen, der zur gestrigen Session in Valencia sagte: "Der zweite Run in Q2 war eine fast perfekte Runde. Davor hatte er in zwei Passagen Probleme, aber in der einen Runde bekam er das sehr sauber hin. Er ist noch nicht voll auf der Höhe, aber er wird wieder hinkommen."

Alonso eventuell nur für ein Jahr verfügbar

In Zusammenhang mit den Alonso-Gerüchten ist zu bedenken, dass der zweifache Weltmeister offenbar langfristig zu Ferrari wechseln möchte. Eine Einschränkung, wenn ein Starfahrer nur für ein Jahr unterschreiben würde? "Da gibt es kein klares Ja oder Nein", so Theissen. "Man muss sich die spezielle Situation ansehen, den speziellen Fahrer, die Umstände. Es ist möglich, aber grundsätzlich bevorzuge ich eine längerfristige Vereinbarung."

"Man muss sich die spezielle Situation ansehen." Mario Theissen

Einen Bonus wegen seines deutschen Passes habe Heidfeld jedenfalls nicht - und auch nie gehabt: "Die Nationalität war nie ein Kriterium für uns. Wir waren von seinem Speed und seiner Fähigkeit, ein Auto weiterzuentwickeln, überzeugt. Er hat bei Williams bewiesen, dass er eine echte Verstärkung ist, und er kannte nicht nur BMW, sondern auch das Sauber-Team. Daher war er der perfekte Mann für den Beginn des neuen Teams", unterstrich der BMW Motorsport Direktor.

Welche Auswirkungen hat das neue Reglement?

Eine weitere Überlegung, die für BMW eine Rolle spielen könnte, ist die Tatsache, dass nächstes Jahr ein neues Reglement - unter anderem mit Slicks und weniger Anpressdruck - in Kraft tritt. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass solche gravierenden Einschnitte die Kräfteverhältnisse unter den Fahrern zwar nicht auf den Kopf stellen, aber sehr wohl beeinflussen können. Stellt sich die Frage, ob man derartige Faktoren vorhersehen kann.

"Ich bin nicht in der Lage, im Vorfeld zu sagen, welche das sein werden." Mario Theissen

Theissen: "Es kann sehr wohl zur Folge haben, dass einzelne Fahrer damit besser zurechtkommen als andere, aber ich bin nicht in der Lage, im Vorfeld zu sagen, welche das sein werden." Rein theoretisch müsste die neue Formel 1 aggressiven Fahrertypen wie Kubica oder auch Alonso entgegenkommen, denn die Slicks gelten als gutmütiger und verzeihender als die äußerst kritischen Rillenreifen...