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  • 25.11.2015 17:26

  • von Bernd Mayländer

Bernd Mayländer: Anekdoten aus Abu Dhabi

Die Kolumne des Safety-Car-Fahrers vor Abu Dhabi: Wo James-Hunt-Partys auf arabisches Flair treffen und Sicherheit groß geschrieben wird

Titel-Bild zur News: Bernd Mayländer

Bernd Mayländer: Vorfreude auf den letzten Grand Prix der Formel-1-Saison 2015 Zoom

Hallo, liebe Leser,

die Formel-1-Saison 2015 neigt sich dem Ende zu, und nach dem Grand Prix von Brasilien steht jetzt mit Abu Dhabi meine letzte größere Reise des Jahres auf dem Programm. Sportlich ist eigentlich alles schon gesagt, den Weltmeister Lewis Hamilton habe ich ja schon in einer früheren Kolumne gewürdigt. Mich persönlich freut es, dass Nico Rosberg wieder in die Spur gefunden hat. Auch, weil er damit Momentum für 2016 aufbaut. Das könnte mit einem wiedererstarkten Ferrari-Team eine spannende Saison werden.

Brasilien war für die Formel-1-Community insofern ein beklemmendes Wochenende, weil natürlich alle zutiefst betroffen und schockiert verfolgt haben, was in Paris passiert ist. Die Reaktion im Paddock war dementsprechend, zumal wir alle ständig mit Großveranstaltungen und stark frequentierten Reisezentren wie zum Beispiel Flughäfen konfrontiert sind. Zu sagen, dass das alles völlig spurlos an mir vorbeigeht, wäre eine glatte Lüge. Natürlich beschäftigt es mich, aber ich lasse mich davon auch nicht verrückt machen.

Besonders im Hinblick auf Abu Dhabi habe ich kein ungutes Gefühl, weil gerade diese Länder die Sicherheitsvorkehrungen schon seit Jahren extrem ernst nehmen. Wenn man an die Rennstrecke kommt, wird man mit dem Scanner erst einmal durchgecheckt, wie man das vom Flughafen kennt. Das finde ich okay, wenn es der Sicherheit dient, und man fühlt sich dadurch auch subjektiv sicherer. Bahrain war das erste Formel-1-Rennen, das dieses Thema so gehandhabt hat.

Augen auf, aber Panik vermeiden

Die tragischen Ereignisse von Paris haben uns sicher alle verängstigt. Ich für meinen Teil glaube, dass es nicht schaden kann, in Zeiten wie diesen die Augen noch ein bisschen weiter aufzumachen als sonst. Am Flughafen oder bei Großveranstaltungen schauen, ob und wo ein unbeobachteter Koffer steht, und so etwas dann auch direkt melden. Das Schlimme ist ja, dass man seit Paris das Gefühl hat, es kann überall passieren und jeden treffen. Darum habe ich mir vorgenommen, wachsam zu sein, ohne aber deswegen in Panik zu verfallen. Das bringt nämlich auch niemandem was.

Also lasse ich mir die Vorfreude auf ein hoffentlich tolles Saisonfinale nicht verderben. Es ist immer aufregend, in den Mittleren Osten zu fliegen, vor allem in die Vereinigten Arabischen Emirate. Abu Dhabi ist ein ganz spezieller Grand Prix, mit sehr viel Glamour, pompösen Gebäuden in sehr moderner, aber doch arabischer Architektur. Und man kann in Abu Dhabi nicht nur das Erdöl, sondern auch das Geld förmlich riechen.

"Man kann in Abu Dhabi nicht nur das Erdöl, sondern auch das Geld förmlich riechen." Bernd Mayländer

Wenn man zum Beispiel beim inzwischen schon berühmten Viceroy-Hotel direkt an der Rennstrecke parkt, fällt man mit einem Porsche gar nicht mehr groß auf. Da stehen dann schon eher die Autos Kaliber Maybach & Co. Es gibt auf Yas Island auch preiswertere Hotels (die dann halt keine Formel-1-Strecke unter dem Balkon haben), aber ich wohne diesmal zum ersten Mal seit ein paar Jahren wieder in einem Hotel in der Stadt. Einerseits schade, weil ich nicht mehr zu Fuß zur Arbeit gehen kann, andererseits schön, weil ich so mal wieder abends durch die Stadt flanieren kann.

Vom kalten Winter in die Wüste

Ich freue mich auf Abu Dhabi, alleine schon um dem kalten Winter in Deutschland für ein paar Tage zu entkommen. Okay, ich möchte nicht dauerhaft in einem Land leben, in dem öffentliches Händchenhalten verboten ist, und die Wüste ist landschaftlich auch nicht ganz meins, aber als Gast ist der Mittlere Osten immer wieder spannend. Alleine schon, weil sich die Metropolen wie Abu Dhabi und auch Dubai immer noch rasant verändern und entwickeln.

Dubai kennt man vom Tourismus, es ist die wohl bekannteste Stadt in den Emiraten. Aber Abu Dhabi holt extrem schnell auf - auch von den Bauten, von der Skyline her. Ich fliege zwei- bis dreimal im Jahr hin, manchmal nur als kurzer Stopover. Ein Beispiel: Yas Island war früher eine Halbinsel. Inzwischen ist die aber fast vollständig in die Infrastruktur von Abu Dhabi integriert, mit mehreren Autobahnen, mit kaum noch unbebauter Wüste zwischen den Ausläufern der Stadt und der Rennstrecke mit allem Drumherum.


Fotostrecke: FIA-Fast-Facts Abu Dhabi

Vielleicht habe ich dieses Jahr Gelegenheit, mir mal den historischen Stadtkern von Abu Dhabi anzusehen. Da wird einem dann erst so richtig bewusst, wie unvorstellbar sich die Metropolen in den Emiraten in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt haben. Das ist mit europäischen Maßstäben nicht zu vergleichen und sprengt jede Vorstellungskraft. Man muss dort gewesen sein, um das verstehen zu können - besonders als bodenständiger Schwabe, wie ich einer bin.

Rosenwasser statt Champagner

Mit den Party-Anekdoten aus Abu Dhabi hält es sich in Grenzen, schließlich gibt's dort selbst auf dem Podium keinen Champagner, sondern Rosenwasser ("Warrd"). Das sieht in einigen Hotelbars zugegeben ein bisschen anders aus, und gerade Dubai und Abu Dhabi werden da immer liberaler. Ich selbst erinnere mich an eine besonders spektakuläre Party, die, soweit mich die Erinnerung nicht trügt, von einem Mercedes-Sponsor veranstaltet wurde.

Der Event fand in einer riesigen Villa auf einer vorgelagerten Insel statt, ein Ambiente wie in Tausendundeiner Nacht. Wir wurden in der Nacht mit einem Schiff zur Location gebracht - ich fühlte mich ein bisschen wie James Bond -, wo dann ausgelassen und gechillt gefeiert wurde. Hollywood-Schauspieler, Formel-1-Prominenz, ein unglaublich gutaussehendes Publikum - und mittendrin der Mayländer aus Schorndorf. Man könnte sagen: eine moderne James-Hunt-Party mit arabischem Flair. Und es wurde nicht nur Rosenwasser getrunken.


Lewis Hamiltons Vorschau auf Abu Dhabi

Er steht bereits als Weltmeister 2015 fest, trotzdem freut sich Mercedes-Pilot Lewis Hamilton auf die letzte Herausforderung in dieser Formel-1-Saison Weitere Formel-1-Videos

Dieses Jahr gibt's in Abu Dhabi wieder eine Amber-Lounge-Party, bei der ich mich blicken lassen werde. Gut möglich, dass da am Saisonende auch ein paar Fahrer hingehen. Für mich übrigens auch eine der Gelegenheiten am kommenden Wochenende, ein paar von meinen vielen Bekannten in dieser Ecke der Welt wieder zu treffen. Ich habe einige arabische Bekannte und auch solche, die dorthin ausgewandert sind. Zum Saisonende empfinde ich Abu Dhabi auch deswegen als privates Highlight.

Votet für mich bei Stars & Cars!

Ein toller Abschluss nach einer tollen Saison, für tolle Weltmeister. Meine Bilanz 2015 ist, dass Mercedes verdient gewonnen hat. Ansonsten geht es sportlich nicht mehr um viel. Für das eine oder andere Team noch um wichtige Punkte und die Konstrukteurs-WM, also letztendlich um Geld für 2016. Aber die Luft ist ein bisschen draußen und so kann man das Wochenende vielleicht ein bisschen mehr genießen als andere.

Ich komme am Montag dann nach Hause, habe noch den einen oder anderen Termin für AMG und Mercedes-Benz Classic, mache ein bisschen Homeoffice. Am meisten freue ich mich drauf, regelmäßig zu Hause schlafen zu können - das ist ein recht seltener Luxus, den ich sehr zu schätzen weiß. Und wenn ich meine Büroarbeit vormittags wegbekomme, sehe ich zu, dass ich in dieser ruhigeren Zeit des Jahres (die ja auch immer kürzer wird) nachmittags ein bisschen Sport machen und relaxen kann.

Ach ja, eins noch: Wie in meiner letzten Kolumne angekündigt, würde ich liebend gern am Rennen bei Stars & Cars in Stuttgart teilnehmen. Das wäre mir dann im Nachklapp nochmal eine zusätzliche Kolumne für euch wert. Aber ich benötige dafür eure Unterstützung, indem ihr unter starsandcars.mercedes.me für mich votet - gern auch mehrfach! Besonders auf ein Duell mit Niki Lauda würde ich mich sehr freuen. Und euch würde ich dann ausführlich davon berichten.

Euer

Bernd Mayländer

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