Berger hat nichts gegen schmutzige Hände
Gerhard Berger hat kein Problem damit, sich bei Toro Rosso die Hände schmutzig zu machen, weil die Erfolge dafür dann umso süßer schmecken
(Motorsport-Total.com) - Als Gerhard Berger im Herbst 2003 seinen Posten als BMW Motorsport Direktor niederlegte, um erst einmal ausgiebig Urlaub zu machen, war er in der Boxengasse ein gefragter Mann. Gerüchten zufolge hätte er sogar bei seinem alten Ferrari-Freund Luca di Montezemolo als Berater einsteigen können, doch der Österreicher entschied sich für die schwierige Variante mit Toro Rosso.
© xpb.cc
Ein Job wie der von Michael Schumacher würde Gerhard Berger nicht reizen
Vom B-Team des österreichischen Energydrink-Herstellers Red Bull übernahm er 50 Prozent, während die andere Hälfte weiterhin bei seinem engen Vertrauten Dietrich Mateschitz liegt. Allerdings waren die ersten anderthalb Jahre keineswegs einfach: Der sportliche Erfolg hielt sich mit bisher einem WM-Punkt in Grenzen und zahllose politische Diskussionen wie die aktuelle um das Kundenchassis trübten die Freude Bergers an der Formel 1.#w1#
Berger kennt die Situation schon
Aber: "Als ich mit ATS als Fahrer begonnen habe, steckte ich völlig in der Scheiße", erklärte er nun gegenüber 'SpeedTV.com'. "Da musste ich durch - und ich landete bei Ferrari und McLaren. Es war ein langer und harter Weg, aber das ist heute nicht anders. Wir beginnen ganz hinten und müssen uns irgendwie unseren Weg nach vorne bahnen. Das ist sehr herausfordernd. Ich genieße nicht jeden Moment davon, aber eigentlich mag ich es."
Der 47-Jährige gab zu, dass es sehr wohl gelegentlich Momente gibt, in denen er sein Engagement hinterfragt, wo er doch genauso gut mit seiner portugiesischen Frau Ana und seinen Kindern in Monaco die Seele baumeln lassen könnte. Aber Berger ist keiner, der es lange zu Hause aushält - selbst nach seinem Ausstieg bei BMW konnte er es nicht lassen, sich seinerzeit von seinem Vater gegründete Spedition vor dem Konkurs zu retten.
Beraterrolle reizt Berger nicht mehr
Dass er sich nun nicht vornehm wie Michael Schumacher von zu Hause aus die Rennen anschauen und gleichzeitig eine Beratergage einkassieren kann, sondern sich die Hände schmutzig machen muss, stört ihn aber nicht: "Das würde mir nichts geben. Ich mag es, mir die Hände schmutzig zu machen! Wenn du etwas selbst machst und einen Fehler machst, dann hast du Scheiße in der Hand. Wenn es aber klappt, dann kannst du stolz sein. Deswegen mache ich das", so der Toro-Rosso-Teilhaber.
An die Zukunft will er nicht zu viel denken: "Es ist ein Fehler, immer ans nächste Jahr zu denken. Wir müssen in diesem Jahr etwas erreichen", gab Berger zu Protokoll. "Wir konnten im vergangenen Jahr Suzuki und Spyker schlagen, daher ist der nächste Schritt, ein weiteres Team zu überholen. Das wird aber sehr schwierig, denn sogar Suzuki macht jetzt einen Superjob." Und Williams und Toyota sind derzeit auch außer Reichweite...