• 24.11.2003 13:36

Bell: "Unser Sieg war kein Zufallserfolg"

Renaults Technischer Direktor im Gespräch über die zurückliegende Saison und warum er zuversichtlich in die Zukunft blickt

(Motorsport-Total.com) - Genau einen Monat und zwölf Tage ist es her, dass die Formel-1-Weltmeisterschaft 2003 mit dem Großen Preis von Japan offiziell zu Ende ging.

Titel-Bild zur News: Renaults Technischer Direktor Bob Bell

Bell weiß, dass 2004 für die Blau-Gelben schwieriger als dieses Jahr werden wird

Angesichts des von rasanten Geschwindigkeiten auf der Rennstrecke und einem nicht weniger beeindruckendem Entwicklungstempo abseits davon geprägten Wettbewerbs, verwundert es nicht, dass das zurückliegende Jahr von den meisten Teams nach Saisonende schnell zu den Akten gelegt wird.

Wenn man sich aber so steigern konnte wie es RenaultF1 in diesem Jahr gelungen ist, blickt man gerne noch einmal zurück auf die vergangene Saison, so wie Bob Bell, der neue Technische Direktor des Rennstalls.

Kontinuierliche Entwicklung und richtige Entscheidungen halfen den Blau-Gelben

Frage: "Hat der R23 in diesem Jahr die Erwartungen des Teams erfüllt?"
Bob Bell: "Ja, hat er. Die 2003 damit erzielten Ergebnisse haben unsere Erwartungen sogar übertroffen. Wir waren mit der Leistung des Autos sehr zufrieden, welches auf vielen Strecken mit unterschiedlichen Charakteristiken schnell war. Grundsätzlich war der R23 zudem auch zuverlässig. Vor dem Beginn der Saison hatten wir noch Sorgen wegen des Motors gehabt, doch in Melbourne kamen beide Autos ins Ziel. Darüber hinaus war das Entwicklungstempo in Viry vor allem in der zweiten Saisonhälfte sehr gut."

Frage: "Hat das neue Bodywork, welches in Silverstone erstmalig verwendet wurde, die Leistungsfähigkeit verbessert?"
Bell: "Ich würde sagen, dass es ein nützlicher Schritt war, doch wir hatten ja für jedes Rennen neue Entwicklungsteile. Die 'B'-Version zeichnete sich besonders dadurch aus, dass sie über achtzig einzelne neue Komponenten in sich vereinte und das brachte eine spürbare Verbesserung in den Rundenzeiten mit sich. Während der gesamten Saison hatte unser Ziel aber in einer kontinuierlichen Entwicklung bestanden. Wir haben auch bezüglich des Managements unseres Reifenentwicklungsprogramms gute Arbeit geleistet. Dabei mag es sich zwar nicht um den glamouröseste Aspekt handeln, doch es ist ein Schlüsselfaktor was die Leistungsfähigkeit betrifft. Egal wie gut das eigene Auto auch ist, ohne die damit harmonierenden Reifen kann man es nicht beweisen."

Gute Ergebnisse motivierten Renault ungemein

Frage: "Wie war die Stimmung im Hauptquartier in Enstone während der Saison?"
Bell: "Nach den frühen Erfolgen waren alle extrem motiviert. Wir haben alle 100 Prozent gegeben, um ein hohes Tempo bei der Entwicklung beizubehalten."

Frage: "Du hast gesagt, dass alle 100 Prozent gegeben haben. Welche Vorteile wird das hinsichtlich der kommenden Saison mit sich bringen?"
Bell: "Nun ja, 2004 können wir uns in keinem Bereich eine Schwäche erlauben. Wenn wir zukünftig um die Weltmeisterschaft kämpfen wollen können, dann ist das die Einstellung die wir verfolgen müssen. Jeder hat bis an das Maximum seiner Leistungsfähigkeit gearbeitet und alle wissen, dass sie das auch in der Zukunft tun müssen. Unsere Konkurrenzfähigkeit hängt nun einmal von der Arbeit eines jeden Einzelnen ab."

Teams in Enstone und Viry sind wie eine Einheit

Frage: "War es während der Meisterschaft in diesem Jahr leicht, motiviert zu bleiben?"
Bell: "Ja, es war wirklich ziemlich einfach die Motivation zu halten, denn alle wussten ja, dass wir Fortschritte machen und dass wir wettbewerbsfähig sind. Nächstes Jahr wird schwieriger, und unsere Erwartungen werden größer sein. Wir müssen uns einfach noch stärker anstrengen."

Frage: "Wie würdest du das Verhältnis zwischen den Teams in Enstone und Viry beschreiben?"
Bell: "Die Beziehung zwischen Enstone und Viry wird von Tag zu Tag besser. Wir arbeiten sehr eng miteinander und das hat sich bereits in dieser Saison positiv bemerkbar gemacht. Beide Seiten sind nie zuvor besser integriert gewesen als sie es jetzt sind. Unsere Arbeit an der Strecke hat sich auch verbessert. Der Fortschritt in diesen Bereichen wird mit dem R24 und seinem Nachfolger, dem R25, noch mehr sichtbar werden."

"Hätten in diesem Jahr noch einige andere Male gewinnen können"

Frage: "Ist das der Grund, warum das neue Motorenkonzept euch auch keine Sorgen bereitet?"
Bell: "Wir werden keinerlei Probleme dadurch haben, denn mit dem Weitwinkel-Motor haben wir viel über das Thema Integration gelernt. Und diese Lektionen werden alle beim R24 angewandt werden."

Frage: "Wie hast du die diesjährige Meisterschaft aus Sicht als Formel-1-Fan empfunden?"
Bell: "Ich glaube, dass 2003 für die Zuschauer eine fantastische Saison mit einigen extrem spannenden Rennen war. Besonders auch deshalb, weil ein Werks-Renault nach zwanzig Jahren wieder einen Grand Prix gewonnen hat. Damit haben wir demonstriert, dass wir ein Team sind mit dem in Zukunft gerechnet werden muss. Unser Sieg war kein Zufallserfolg und wir hätten in diesem Jahr noch einige andere Male gewinnen können. Dies ist hauptsächlich der Qualität unseres Teams zu verdanken, die eine wahre Quelle der Zufriedenheit ist."