Bernard Dudot: "Philosophie-Änderung war notwendig"
Renaults Motorenchef Bernard Dudot über die Saison 2003 und die Auswirkung der neuen Regeln der nächstjährigen Saison
(Motorsport-Total.com) - Vor knapp neun Monaten kehrte Bernard Dudot zu Renault zurück. Der 64-Jährige sollte Teamchef Flavio Briatore dabei helfen, die Motorenabteilung des Teams in Viry-Châtillon zu leiten. Außerdem galt es, dem weitwinkligen RS23-Motor etwas mehr Leistung zu spendieren. Dudot war der Kopf hinter den erfolgreichen Renault-Triebwerken, die zwischen 1992 und 1997 sechs WM-Titel in der Formel 1 einfuhren. Nun lässt der Franzose die Saison 2003 Revue passieren.

© Renault
Bernard Dudot: "Schlechte Motoren gewinnen keine Rennen"
Frage: "Wir schätzt du jetzt das Weitwinkel-Konzept ein?"
Bernard Dudot: "In der Saison 2003 fand dieses Triebwerk seinen Platz in der ausgelesenen Gruppe der Motoren, die einen Grand Prix gewinnen konnten. Dabei zeigt sich deutlich: Schlechte Motoren gewinnen keine Rennen. Ich denke, dass das Ergebnis eine gute Belohnung für all die harte Arbeit der Ingenieure in Viry-Châtillon war. Sie haben in der Saison große Anstrengungen unternommen, und der Geschmack des Erfolges hat sicher einige schlaflose Nächte wieder gutgemacht."
Renaults Sorgenkind: Die Zuverlässigkeit
Frage: "Zehn Ausfälle bei 32 Starts. Die Zuverlässigkeit war nicht sehr zufrieden stellend. Ist das Besorgnis erregend?"
Dudot: "Es stimmt, unsere Zuverlässigkeit war nicht gut. Wenn wir jedes Rennen auf dem Platz beendet hätten, auf dem unsere Autos lagen als sie ausfielen, dann hätten wir bis zum Ende der Meisterschaft mit McLaren kämpfen können. Es ist schon etwas frustrierend, aber wir wissen von jedem Ausfall den Grund. Dies zeigt aber auch, dass das Konzept nicht für die Regeln des nächsten Jahres geeignet ist. Jeder Motor muss dann mindestens 700 Kilometer am Stück durchstehen. Eine Änderung in unserer Philosophie war notwendig, und wir sind bezüglich 2004 zuversichtlich."
Frage: "Es hatte den Anschein, als ob die Entwicklung in der zweiten Saisonhälfte schneller verlief."
Dudot: "Exakt. Ab Montreal hat sich unsere Entwicklungsgeschwindigkeit beschleunigt. Außerdem sind wir mehr technische Risiken eingegangen, als wir wussten, dass wir den vierten Platz in der Konstrukteurswertung sicher haben. Sie haben sich nicht immer bezahlt gemacht, weil höhere Drehzahlen auch viele andere Teile mehr belasten. Aber der Unterschied in der Leistungsausbeute von Melbourne zu Suzuka war schon beträchtlich."
Dudot: "Die Meisterschaft wird noch umkämpfter werden"
Frage: "Wie viele Entwicklungsstufen habt ihr genutzt?"
Dudot: "Zwischen dem Australien-Grand-Prix und Japan hat Renault zehn verschiedene Motorversionen benutzt. Das ist ziemlich beeindruckend, und es zeigt, wie hart das Team in Viry-Châtillon gearbeitet hat."
Frage: "Wie hast du die Saison persönlich erlebt?"
Dudot: "Es war ein schwieriges Jahr, weil wir immer alles gegeben haben. Jedes Rennen war ein Balanceakt zwischen Leistung und Zuverlässigkeit. Als Formel-1-Enthusiast muss ich sagen, dass 2003 eine erlesene Formel-1-Saison war, und ich denke, dass die neue Punkteverteilung zu einer engeren Meisterschaft geführt hat. Vorausblickend glaube ich, dass die neuen technischen Regeln weitere Änderungen der Kraftverteilung nach sich ziehen werden, und dass die Meisterschaft noch umkämpfter werden wird. Für jeden, der die Formel 1 liebt, ist das eine gute Nachricht."

