• 18.11.2003 15:53

  • von Marco Helgert

Pat Symonds blickt zurück

Renaults Chefingenieur Pat Symonds analysiert die für Renault äußerst erfolgreiche Saison 2003 - Viel Licht, nur wenig Schatten

(Motorsport-Total.com) - Ein Chefingenieur eines Formel-1-Teams hat auch außerhalb der Rennsaison genug Arbeit, die es zu erledigen gilt. Bei Renault arbeitet Pat Symonds derzeit an den strategischen Entscheidungen, die bei den Rennen in dieser Saison gefällt wurden ? eine Aufgabe mit Lerneffekt. "Ich schaue mir alle Rennen von 2003 nochmals an und verändere verschiedene Variablen: Benzinmenge, die Runde des Boxenstopps, usw. Dies erlaubt es uns zu verstehen, bei welchen Rennen wir unserer Leistung hätten verbessern können."

Titel-Bild zur News: Pat Symonds (Chefingenieur von Renault)

Pat Symonds blickt mit Stolz auf die abgelaufene Saison 2003

Doch auch wenn der Engländer Schwachpunkte aufspüren sollte, mit dem Verlauf der Saison ist er zufrieden: "Wir waren von den Wintertests an optimistisch", erklärte er. "Zu diesem Zeitpunkt ist es sehr schwer zu wissen, wo genau man im Vergleich zur Konkurrenz steht, aber für unser Team sah alles gut aus: Das aerodynamische Paket war ein Erfolg, die Fahrer waren zufrieden, und das Auto war einfach abzustimmen."

Leistungssprünge in der Saison 2003

"Während der ersten Rennen des Jahres wurde deutlich, dass wir das drittschnellste Team waren. Williams war von Monaco an wieder vorn dabei, aber auch unser Leistungsniveau stieg weiter an: In Silverstone brachten wir den R23B, und viele Ausbaustufen des Motors waren dafür verantwortlich, dass wir auf jedem Streckentyp um Podiumsplätze kämpften. Die schnellsten Zeiten am Freitag zeigen dies deutlich. Ich denke, dass Renault die beste Leistungsverbesserung des Jahres gezeigt hat."

Doch wo Licht ist, da gibt es auch Schatten. So hatte auch das Renault-Team einen großen Schwachpunkt, welcher eine bessere Saisonleistung verhinderte: Die Zuverlässigkeit. "Das war der schwarze Punkt in unserer Saison", so Symonds. "Mit zehn Ausfällen haben wir unser Zuverlässigkeitsziel nicht erreicht. Ferrari, Williams und McLaren war da viel besser, und wir müssen dieses Niveau auch erreichen, wenn wir 2004 ernsthaft gegen sie kämpfen wollen."

"Jarno und Fernando waren fantastisch"

Kein kritisches Wort kann der 50-Jährige jedoch über Fahrer verlieren: "Jarno (Trulli) und Fernando (Alonso) waren fantastisch", erklärte er. "Ich bin seit langer Zeit im Motorsport aktiv, und ich kann sagen, dass ich seit mindestens zehn Jahren keine Fahrerpaarung gesehen habe, die so ausgeglichen ist. Sie haben eine freundschaftliche Rivalität, arbeiten hart für das Team und tun das, was wir von ihnen verlangen."

"Natürlich hilft es auch, dass beide extrem schnell sind! Fernando hatte eine außergewöhnliche erste Saison mit uns. Und bezüglich Jarno: Ich muss sagen, ich bin Ingenieur, und ich glaube nicht an Pech ? aber das war vor dieser Saison. Doch die letzten Rennen des Jahres haben deutlich gemacht, wie schnell Jarno ist."

Renaults strategische Meisterleistungen

Auch wenn Pat Symonds alle erdenklichen Strategien erneut durchspielt, auf die eigenen Entscheidungen in den Rennen blickt er dennoch mit Stolz zurück. "Wir können stolz auf das sein, was wir getan haben", so der Engländer. "Als die neuen Regeln bekannt gegeben wurden, haben wir viel Zeit damit verbracht, unsere Strategien zu analysieren."

"Wir haben schnell verstanden, dass wir bei jedem Rennen mindestens einen zusätzlichen Boxenstopp benötigen würden. Während der ersten Rennen hatten wir etwas Zweifel, weil wir das einzige Team waren, welches diese aggressive Herangehensweise verfolgte. Als unsere Gegner erkannten, dass dies der richtige Weg war, machten sie das Gleiche. Ich schätze, das ist ein Kompliment!"

In Anbetracht der Regeländerungen verhielt sich das Renault-Team generell sehr intelligent. "Ich glaube, dass wir auf diesem Gebiet das stärkste Team waren", so Symonds. "Wir haben uns sorgfältig die 'Heathrow'-Option angesehen, während andere Teams dies gar nicht in Betracht zogen. Auch unser Herangehen an die 'Parc-Fermé-Regeln' war exemplarisch. Dies zeigt, dass unsere Philosophie der Aufgeschlossenheit funktioniert."