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  • 11.07.2001 09:59

  • von Marcus Kollmann

Bei Prost Grand Prix schrillen die Alarmglocken

Alain Prosts Rennstall hat derzeit kein Geld für Testfahrten und langsam laufen ihm auch die Mitarbeiter davon

(Motorsport-Total.com) - Nach der Katastrophensaison im Vorjahr läuft es dieses Jahr in sportlicher Hinsicht für den Rennstall des vierfachen Weltmeisters Alain Prost, Prost Grand Prix, eigentlich ganz gut. Mit bislang vier geholten WM-Punkten ist man zwar noch ein wenig von den 1999 geholten neun WM-Zählern entfernt, jedoch stehen ja noch sieben Grand Prix an. Zudem erfuhr der Prost AP04 zuletzt einige Verbesserungen in Form neuer Aerodynamikteile, jedoch kann dies alles nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass das Team in einer finanziellen Klemme steckt. So kann man sich derzeit die Teilnahme an Testfahrten, welche zum einen der Weiterentwicklung, zum anderen aber auch der Vorbereitung auf die kommenden Rennen dienen, nicht leisten. So mussten Jean Alesi und Luciano Burti dann auch ausgerechnet beim Heimspiel in Magny-Cours die neuen Teile am AP04 in den Freien Trainings ausprobieren und hatten prompt Probleme mit der Abstimmung ihrer Autos. Von "aus der Not eine Tugend machen" kann also keine Rede sein, wann immer ein Rennstall die unweigerlich zur Formel 1 dazugehörenden Testfahrten streicht und diese quasi gleichzeitig an den Rennwochenenden durchführt - oder besser durchführen muss.

Titel-Bild zur News: Alain Prost (Teamchef Prost Grand Prix)

Alain Prost stehen die Sorgen derzeit ins Gesicht geschrieben

Längst ist es kein Geheimnis mehr, dass sich Alain Prost mit der im Vorjahr gefundenen Lösung, von Ferrari als zweiter Partner mit Kundenmotoren versorgt zu werden, finanziell übernommen hat. Zwar bestätigte Jean Todt, Ferraris-Sportdirektor, dass man mit dem französischen Rennstall in Verhandlungen stehe, jedoch erklärte er auch, dass die Zusammenarbeit wohl nicht über diese Saison hinaus fortgesetzt werden wird. Mit Patrizia Spinelli hat das Team nun auch eine auf dem Marketinggebiet wichtige Person verloren. Spinelli arbeitet ab sofort wieder für Benetton-Renault, wo sie schon einmal Anfang der 90er-Jahre arbeitete. Anscheinend hat der Name Prost alleine keine Zugkraft bei den Sponsoren und so ist das Auto des Teams zwar in einem wunderschönen Blau lackiert, jedoch prangen selbst auf einem Minardi mehr Sponsorenlogos.

Fest steht, dass Alain Prost derzeit das gesamte Geld zusammenhalten muss. Bis man in Sachen Motor - vermutet wird eine engere Zusammenarbeit mit Asiatech, welche sich Ende der Saison von Arrows verabschieden - Klarheit hat, ist also mit keiner Verbesserung der Lage zu rechnen. Die am Prost-Team beteiligte Diniz-Familie gilt unter Formel-1-Kennern derzeit als einziger Interessent an einem stärkeren Engagement im französischen Team. Es heißt jedoch, dass Prost auf Grund seiner Geldknappheit zu viel Geld für das Abkaufen weiterer Anteile an seinem Rennstall verlangt. Auf der anderen Seite möchten die Investoren dafür auch Ergebnisse sehen.

Bislang wurde Prost noch nicht gezwungen sein Privatvermögen in das Team zu stecken, jedoch könnte es bald so weit sein, geht es noch weiter bergab. Jedoch erklärte der Franzose in der Vergangenheit, dass er eigentlich sein eigenes Geld nicht in das Unternehmen stecken möchte, sondern sich dieses selbst finanzieren müsse.

Offensichtlich ist, dass man schnellstmöglich die Probleme in den Griff bekommen muss, da sonst auch die Vorbereitungen für die kommende Saison erheblich leiden. Dies wäre ganz gewiss nicht im Interesse des sich nach der Pleiten, Pech und Pannen umfassenden Saison des Vorjahres gerade wieder im Aufwind befindenden Teams. So bleibt nur zu hoffen, dass man im Hause Prost schnellstmöglich wieder Herr der Lage wird und nicht an allen Enden gespart wird, sodass die bislang eigentlich recht zuverlässigen Autos nicht frühzeitig den Geist aufgeben und Jean Alesi und Luciano Burti so an der Chance gehindert werden weitere Punkte zu holen.