Barrichello hebt nicht ab
Trotz Pole-Position hat Rubens Barrichello seine südamerikanischen Emotionen im Griff und weiß, dass er das Rennen noch lange nicht gewonnen hat
(Motorsport-Total.com) - Rechnerisch hat Rubens Barrichello zwei Rennen vor dem Ende der Formel-1-Saison 2009 schlechte Karten, die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Der Brasilianer hat 14 WM-Punkte Rückstand auf seinen Teamkollegen Jenson Button. Doch die Ausgangslage vor seinem Heimrennen in Interlagos könnte nicht besser sein, schließlich startet Barrichello von der Pole-Position, Button lediglich von Position 14.

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Rubens Barrichello blieb erst auf der Strecke - und dann auf dem Boden
Dass seine Gegner im Kampf um den Titel so weit hinter ihm stehen, kann der Paulista kaum glauben: "Das ist verrückt, oder? Man hätte wohl nicht gedacht, dass dies passieren kann. Man hat wohl nicht gedacht, dass Rubens von der Pole startet und Sebastian und Jenson plötzlich von hinten. Wenn man darüber zuvor nachgedacht hätte, dann hätte man gesagt, dass es unmöglich ist. Aber dann kam der Regen..."#w1#
"Das war eine wahre Lotterie, die Dinge spielten in meine Hand. Das Beste, was du tun kannst, ist ruhig bleiben, einfach alles geben. Ich bin mir sicher, dass alle ziemlich starke Kopfschmerzen haben, denn das war eine schreckliche Zeit. Anderthalb Stunden mit Strategien von A bis Z - wir mussten eine Menge nachdenken. Das Team hat fantastisch gearbeitet, um mein Auto so vorzubereiten, wie ich es wollte."
"Ich denke nicht, dass wir das Auto hatten, um auf der Pole zustehen, besonders im Nassen. Wir haben also weniger Benzin als unsere Gegner. Aber so sind die Regeln im Moment nun einmal. Im kommenden Jahr qualifizieren wir uns ohne Benzin. Es war eine großartige Runde, ich holte das Maximum aus dem Auto, darüber bin ich erleichtert. Ich wollte gern von vorne starten, das darf ich nun tun. Ich habe niemanden vor mir, kann also ein perfektes Rennen haben. Aber ich bleibe mit meinen Füßen auf dem Boden."
Dass der Brawn-Pilot mit einem Startgewicht von 650,5 Kilogramm zusammen mit Nick Heidfelds der leichteste Fahrer im Feld ist, stört ihn nicht: "Es ist besser, an der Spitze zu starten und sein eigenes Tempo zu bestimmen, als in der Mitte des Felds zu fahren. Ich bin mit der Situation sehr, sehr glücklich."
Für den Lokalmatador war es bereits die zweite Pole-Position bei seinem Heimrennen: "Es ist natürlich großartig, von der Spitze zu starten. Das ist eine Zahl, die in die Geschichtsbücher eingeht. Was das mir bedeutet? Es sagt mir, dass ich meiner Arbeit so nachgehe, wie ich dies tun muss. Ich muss so schnell sein, wie ich nur sein kann, muss an der Spitze stehen."
Als die speziellste Pole-Position seiner Karriere möchte Barrichello diese aber nicht bezeichnen: "Ich bin sehr glücklich, aber ich bleibe mit den Füßen auf dem Boden. Die Leute sind verrückt, so, als hätten wir das Rennen gewonnen. Aber ich möchte sehr, sehr vorsichtig sein."
In der Box drückten auch seine beiden Söhne Eduardo und Fernando dem Papa die Daumen: "Sie waren auch schon zuvor einmal vor Ort. Wir halten sie ziemlich versteckt, das ist der Grund, warum man sie nicht sieht. Aber sie waren hier auch schon im vergangenen Jahr dabei, sie waren in Barcelona und Monaco."
"Es war ein großartiges Bild, als ich im Auto saß, sich alle konzentrierten und man sah, wie sich Eduardo und Silvana plötzlich im Fernsehen sahen und sagten 'Oh, ich bin im TV'. Ich muss sie also wieder auf den Boden zurückholen, wenn ich nach Hause zurückkehre, aber das war ein großartiges Gefühl."

