• 18.10.2009 03:07

  • von Roman Wittemeier

Barrichello: "Das war die erste Hälfte des Jobs"

Gemischte Gefühle im Brawn-Lager: Rubens Barrichello bejubelt seine Pole-Position, Jenson Button startet im wilden Mittelfeldgetümmel

(Motorsport-Total.com) - In vielen Medien wird der Titelkampf in der Formel 1 zum Duell zwischen Jenson Button und Sebastian Vettel gemacht, doch ausgerechnet Rubens Barrichello hat nun blendende Karten. Der Brasilianer fuhr in einem chaotischen Quailifying im Regen von Interlagos vor heimischer Kulisse auf die Pole-Position. Die beiden Konkurrenten um die Krone scheiterten unterdessen in den ersten Abschnitten der Qualifikation.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Rubens Barrichello startet am Sonntag bei seinem Heimspiel von vorne

"Ich bin unfassbar glücklich, dass ich mich in einer solch unegwöhnlichen Session beim Heim-Grand-Prix für die Pole-Position qualifizieren konnte", jubelt der Formel-1-Veteran. Die Qualifikation war im ersten Teil nach einem Dreher von Giancarlo Fisichella unterbrochen worden, im zweiten Abschnitt gab es eine fast einstüdige Pause, weil sich Vitantonio Liuzzi bei stärker einsetzendem Regen in die Reifenstapel legte.#w1#

"Es war das erste Mal in 17 Jahren meiner Karriere, dass ich während eines Qualifyings gleich zweimal aus dem Cockpit klettern durfte", beschreibt Barrichello. "Ich bin sehr stolz. Allerdings hatte ich im zweiten Abschnitt wirklich Glück, denn man hätte schon da Intermediates fahren müssen. Im dritten Qualifikationsabschnitt lief es dann blendend." Der Brasilianer hatte sich als Zehnter knapp für das letzte Shootout qualifiziert, die Pole-Position wurde auch mit wenig Benzin erkauft.

"Es ist wichtig, dass man hier vorne steht, denn dann kannst du dein eigenes Rennen fahren", sagt Barrichello, der im Falle von Regen am Sonntag einen erheblichen Sichtvorteil haben könnte. "Das war nun allerdings erst die erste Hälfte des Jobs. Ich muss auf dem Boden bleiben und mich voll auf das Rennen konzentrieren. Für die Fans in Interlagos war es natürlich toll, dass ich ihr Durchhaltevermögen im starken Regen mit der Pole-Position danken konnte."

Jenson Button

Jenson Button hatte in der Qualifikation Sorgen mit der Balance seines Brawn Zoom

Jenson Button hatte nicht viel zu lachen. Der britische WM-Favorit lag im ersten Durchgang auf dem Niveau seines Teamkollegen, doch im zweiten Abschnitt ging es nicht voran. "Es war eine verrückte Session. Natürlich bin ich nach Platz 14 enttäuscht", gibt Button zu verstehen. "Im ersten Abschnitt lief es gut und ich konnte ein gutes Tempo fahren. Die Strecke trocknete im zweiten Abschmitt dann ab und wir haben deswegen Veränderungen am Setup vorgenommen."

Genau diese Veränderungen verhinderten letztlich ein Weiterkommen. "Das Auto war irgendwie ganz anders. Ich hatte massives Untersteuern und ab der dritten Runde bauten die Hinterreifen extrem ab. Ich konnte einfach keine gute Zeit fahren", erklärt Button, an dessen BGP 001 man offenbar den falschen Reifendruck gewählt hatte. "Das Rennen wird hart. Ich bin mitten im Mittelfeldgetümmel. Ich muss das Beste daraus machen und jede Chance zur Verbesserung konsequent nutzen."


Fotos: Großer Preis von Brasilien, Samstag


"Für uns gibt es gemischte Gefühle mit der Pole-Position für Rubens auf der einen Seite, nur Platz 14 für Jenson auf der anderen", gibt Teamchef Ross Brawn offen zu. Gerade die lange Unterbrechung im zweiten Quailifyingabschnitt habe nicht der Konzentration der Piloten gedient. "Die Probleme mit der Fahrzeugbalance bei Jenson traten unerwartet auf. Wir hatten gehofft, dass wir mit Regenreifen durchkommen, aber im Nachhinein betrachtet war das die falsche Strategie."

"Jenson ist ganz am Ende noch einmal auf eine schnelle Runde gegangen, aber er konnte sich einfach nicht entscheidend verbessern", sagt Brawn enttäuscht. "Rubens hat einen tollen Job gemacht. Unser Auto funktioniert schon das gesamte Wochenende lang gut. Rubens hat unser Potenzial mit der Pole-Position deutlich aufgezeigt", meint der Teamchef. Da Barrichello jedoch wenig Benzin an Bord hatte, gelten unter anderem Mark Webber, Adrian Sutil und Jarno Trulli als Mitfavoriten.