• 18.10.2009 02:37

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Rosberg fürchtet: "Kein Formel-1-Fahren mehr"

Nico Rosberg schnupperte in São Paulo an der Pole-Position, macht sich aber mehr Gedanken über die extremen Wetterbedingungen

(Motorsport-Total.com) - Bestzeit im Freien Vormittagstraining auf Regenreifen, Bestzeit im ersten Qualifying auf Regenreifen, Bestzeit im zweiten Qualifying auf Intermediates - nicht wenige trauten Nico Rosberg vor dem gestrigen Top-10-Finale sogar die Pole-Position zu. Schlussendlich musste sich der Williams-Pilot aber mit Rang sieben zufrieden geben.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Nico Rosberg: Je stärker der Regen, desto schneller war er unterwegs...

"Ich war zuerst sehr enttäuscht, aber rückblickend kann ich es erklären", so Rosberg, der ähnlich wie Jenson Button mit den Bridgestone-Reifen zu kämpfen hatte - genauer gesagt mit den Intermediates, denn zu Beginn lief noch alles nach Plan: "Wir waren mit den Full-Wets super unterwegs - das hat echt Spaß gemacht, das Auto war richtig schnell. Ich war Erster und war mir sicher, dass ich die Pole hole. Dem war nicht so."#w1#

Keine Chance auf Intermediates

"Letztendlich war es okay", findet er. "Im Trockenen sind wir knapp in den Top 10. Unser Auto war auf Intermediates einfach nicht schnell genug. Im zweiten Qualifying war ich zwar auch auf Intermediates Schnellster, aber da bin ich vier Runden damit gefahren und die anderen nur eine oder zwei. Aber die Intermediates brauchen ein bisschen, bis sie warm werden. Es sah so aus, als wäre ich auf Intermediates Schnellster gewesen, aber das war eigentlich nicht der Fall."


Fotos: Nico Rosberg, Großer Preis von Brasilien, Samstag


Die mutige Entscheidung, im zweiten Qualifying als Erster auf Intermediates zu wechseln, ging voll auf: "Ich war der Überzeugung, dass es falsch war, und war schon sehr enttäuscht. In den letzten zwei Runden hat es aber gut geklappt. Das Geheimnis ist, dass im Regen diese Bäche über die Strecke laufen. Du musst dich fragen: Wie sehen die in fünf Minuten aus? Das ist uns mit den Intermediates in Q2 aufgegangen", erläutert der Deutsche.

Doch als es in den letzten zehn Minuten bei etwas besseren Bedingungen um die Pole-Position ging, fiel er sukzessive immer weiter zurück: "Wir bekamen keine Temperatur in den Intermediate-Vorderreifen. Das Auto war auf Intermediates also nicht nur nicht schnell genug. Und durch dieses Aufwärmproblem waren die Vorderreifen dann auch schnell hinüber. Wenn du einmal Untersteuern hast, machst du dir die Vorderreifen nur noch mehr kaputt", so Rosberg.

Kein Regensetup

"Wir haben ein Trockensetup." Nico Rosberg

Seine überragenden Regenzeiten legten den Schluss nahe, Williams könnte auf ein Regensetup gesetzt haben, doch das sei "überhaupt nicht" der Fall - im Gegenteil: "Wir haben ein Trockensetup", stellt der 24-Jährige klar. Regen scheint dem aerodynamisch starken FW31 einfach zu liegen, wie man an den Zeiten im kurvenreichen Mittelsektor sehen konnte. Trotzdem ist sich Rosberg nicht sicher, welches Wetter er sich wünschen soll.

"Am liebsten Regen", sagt er spontan, aber: "Das wird eine Katastrophe, denn sobald es ein bisschen regnet, ist es unfahrbar. Wenn du dann noch Gischt hast, siehst du nichts mehr. Wenn es regnet, sind wir schnell, aber das ist kein Formel-1-Fahren mehr. Da fährst du wie auf rohen Eiern und hoffst, dass das Ding nicht hinten ausbricht. Wenn es richtig regnet, wird es problematisch. Da kannst du kein Rennen fahren."

Rosberg ist sogar der Meinung, dass es ein Fehler der Rennleitung war, das Qualifying vor 16:00 Uhr Ortszeit freizugeben. Die Bedingungen seien die schlimmsten seiner ganzen Karriere gewesen: "Die Dreher und Unfälle am Anfang hätte man verhindern müssen. Das war inakzeptabel. Es war eine Katastrophe da draußen. Ich musste auf der Gerade vom Gas gehen. Da kannst du jederzeit in der Mauer landen und das ist nicht so lustig."