• 31.07.2003 10:39

  • von Marcus Kollmann

Barrichello: Die Wahrheit liegt auf der Strecke

Der Ferrari-Pilot über seine Motivation, die Auswirkungen des Testverbots, den Hockenheimring und seinen Wunsch für das Rennen

(Motorsport-Total.com) - Als Mann des Rennens und derjenige mit den meisten Überholmanövern wurde Ferrari-Pilot Rubens Barrichello im Anschluss an seinen Sieg beim Großbritannien-Grand Prix gefeiert und die Kritik am Brasilianer, nach seiner Leistung in Magny-Cours wurde er ja als lahme Ente verspottet, schlug in Anerkennung für die aggressiven Manöver um.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello (Ferrari)

Freut sich auf den Hockenheimring und möchte erneut gewinnen: Barrichello

Zwar zerbrach noch vor dem Rückflug nach Brasilien sein Siegerpokal, doch in Sao Paulo feierte man Rubinho auch ohne diese Trophäe frenetisch.

"Ich wurde sehr herzlich bei meiner Rückkehr empfangen und alle waren erfreut über meinen Sieg. Vor Silverstone hatte ich einige nicht so gute Rennen gehabt, doch meine Moral befindet sich jetzt definitiv auf einem Hoch", so Barrichello, der neue Motivation gewonnen hat, jedoch auf Grund der Unberechenbarkeit der Formel 1 lieber mit beiden Beinen auf dem Boden bleibt, anstatt abzuheben. "Ich habe allen hier in Brasilien gesagt, dass ich mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehe, denn zukünftige Erfolge sind vom Auto und den Reifen abhängig."

Heiße Bedingungen sollten kein Problem für Ferrari sein

Für das Rennen auf dem Hockenheimring ist der 31-Jährige zuversichtlich und macht sich auch keine Sorgen, dass man bei einer Hitzeschlacht wie auf dem Nürburgring oder in Magny-Cours keine Chance haben wird. "Es gibt diejenigen die der Meinung sind, dass wir beim typischen heißen Wetter in Deutschland Schwierigkeiten haben werden, doch ich glaube, dass das Gegenteil der Fall sein wird. Wir haben seit dem Frankreich-Grand Prix einen Schritt nach vorne gemacht. Ich denke, dass wir gut sein können - so lange wir hart arbeiten und unser Bestes geben."

Dazu gehört nicht nur die unermüdliche Arbeit des Teams, sondern auch eine gute konditionelle Vorbereitung auf der Fahrerseite und für die hatte Barrichello auf Grund des Testverbots in seiner Heimat einige Zeit. "Es ist merkwürdig, wieder hier in Brasilien zu sein, denn momentan ist hier Winter. Ich bin mit dem Mountainbike in den Bergen, wo die Temperaturen bis auf null Grad fallen können, trainieren gewesen. Dies gesagt, muss ich erwähnen, dass es zuhause in Sao Paulo dreißig Grad warm ist!"

Trotz Testverbot: Entwicklung steht nie still

Obwohl sich die Teams auf ein freiwilliges Testverbot bis Ende August einigten, bedeutet das jedoch nicht, dass die Weiterentwicklung der Autos in den testfreien Wochen ruht. Im Gegenteil, die Arbeit zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit ist auch ohne Testfahrten möglich. "Die Technologie in der Formel 1 ist so fortschrittlich, dass man selbst ohne Testfahrten Fortschritte machen kann", verdeutlicht Barrichello.

"Die Wahrheit liegt natürlich auf der Strecke, doch im Windkanal und an der Reifenfront steht die Entwicklung nie still. Okay, einige Entwicklungen mögen ein Pokerspiel sein, doch man hat dafür ja den Freitagmorgen, um sie in Hockenheim auszuprobieren", deutet der Paulista an, dass die F2003-GA beim Deutschland-Grand Prix auch von zwischenzeitlich entwickelten neuen Teilen profitieren könnten - vorausgesetzt diese erweisen sich am Freitag als Schritt nach vorne.

Neues Punktesystem hat eine aufregende und schwierige Meisterschaft beschert

Als Fünftplatzierter in der Fahrerwertung besitzt Barrichello rein rechnerisch mit seinen 49 WM-Punkten durchaus noch Chancen auf den Gewinn des Titels, doch auf Grund seines Rückstandes von 20 Zählern auf seinen die WM-Führung inne habenden Teamkollegen, und wegen des diesjährigen Punktesystems, hält es der Brasilianer für schwierig tatsächlich dieses Ziel zu erreichen.

"Wenn ich nach Hockenheim gehe und dort erneut gewinne wäre das ein Schritt vorwärts. Dieses Jahr belohnt das Punktesystem ein konstantes Punkten und es ist deshalb sehr viel schwieriger nach vorne zu kommen. Allerdings denke ich, dass genau das für diese aufregende und schwierige Meisterschaft in diesem Jahr verantwortlich ist."

An den Hockenheimring hat Rubens Barrichello besonders gute Erinnerungen, schließlich gelang ihm hier in der Saison 2000 sein erster Sieg in der Königsklasse, doch seit letztem Jahr fährt die Formel 1 auf einer modifizierten Streckenversion.

Barrichello rechnet bei den Top-Teams mit einer sehr konkurrenzfähigen Situation in Hockenheim

"Die langen Geraden in Hockenheim haben den Charme der Strecke ausgemacht, doch das neue Lay-out ist nicht schlecht, denn es bietet einige Überholmöglichkeiten, jedoch nicht so viele wie die alte Strecke. Ohne die langen Geraden ist das Gefühl und der erste Eindruck, wenn man in den Stadiums-Bereich fährt, dass das Auto so viel besser ist, doch tatsächlich kommt die Performance daher, dass man mit mehr Abtrieb unterwegs ist. Die neue Strecke ist ziemlich anstrengend und die Fahrzeugabstimmung komplex."

"Durch die neuen Regeln ist beim Abstimmen ein Kompromiss erforderlich, denn man qualifiziert sich quasi mit der Abstimmung fürs Rennen, muss jedoch sicherstellen, dass das Auto für eine Runde am Samstagmittag schnell ist und im Rennen dann bis zum ersten Boxenstopp gut ist. Letztes Jahr erlebten wir ein gutes Rennen und ich hoffe, dass das Gleiche dieses Jahr der Fall sein wird. Ich glaube, dass nicht nur wir selbst und Williams, sondern auch McLaren konkurrenzfähig sein werden und wir werden Renault im Auge behalten müssen", rechnet der Ferrari-Pilot mit einer insgesamt starken Konkurrenz.