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Aus und vorbei: Minardi ist nur noch Geschichte!

Ex-Teamchef Paul Stoddart fuhr heute in Vallelunga höchstpersönlich die allerletzte Runde des Rennstalls nach 21 Jahren Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Es ist also endgültig: Schon am 1. November ist Red Bull offiziell als Eigentümer bei Minardi eingestiegen, doch heute in Vallelunga erlebte der Rennstall seinen allerletzten Formel-1-Auftritt im bekannten Erscheinungsbild. Teamchef Paul Stoddart höchstpersönlich ließ es sich nicht nehmen, bei dieser Gelegenheit selbst ins Cockpit zu steigen.

Titel-Bild zur News: Minardi-Teamchef Paul Stoddart

Bye, bye, Paul! Stoddart und Minardi werden der Formel 1 in Zukunft fehlen...

Der 50-Jährige ging am späten Nachmittag auf die nahe Rom gelegene Teststrecke und schlug damit nach 21 Jahren die Geschichte Minardis in der Königsklasse des Motorsports offiziell zu: "Die letzte Person zu sein, die ein Formel-1-Auto von Minardi fährt, stellte sich als eine emotionalere Erfahrung als erwartet dar", meinte er gerührt. "Minardi hat über so viele Jahre hinweg versucht, so vielen so viel zu geben, und es war diese Woche sehr bewegend, so viele positive Kommentare zu erhalten."#w1#

Stoddart wird der Scuderia Toro Rosso die Daumen drücken

"Nun ist das Team zur Squadra Toro Rosso (richtig wäre: Scuderia Toro Rosso; Anm. d. Red.) geworden, und ich wünsche ihnen allen Erfolg, auch wenn ich nicht der Einzige bin, der denkt, dass das Team im Kopf so vieler Menschen immer Minardi sein wird", fuhr Stoddart fort. "Abschließend möchte ich noch sagen, dass Minardi immer nur das ist, was die Leute im Team sind, und ich habe die besten fünf Arbeitsjahre meines Lebens mit ein paar wirklich professionellen Individuen genossen. Vielen Dank an alle!"

Neben dem Australier saß heute auch Chanoch Nissany wieder am Steuer eines Minardi-Cosworth PS05, weil der Israeli aufgrund seiner Sponsorengelder noch Formel-1-Fahrten offen hatte. Für ihn dürfte es ebenfalls der letzte Auftritt in einem Grand-Prix-Auto gewesen sein, schließlich ist es mehr als unwahrscheinlich, dass ein anderes Team in den nächsten Jahren noch einmal auf seine Dienste zurückgreifen wird.

"Im Verlauf der letzten vier Tage haben wir teilweise am Setup des Chassis' und teilweise an der Fahrtechnik gearbeitet", bilanzierte der 42-Jährige. "Die Asphalttemperatur hat sich während des Tests dramatisch verändert, was das Fahren sehr herausfordernd gestaltet hat. Ich bin jedoch mit dem Ergebnis zufrieden und möchte diese Möglichkeit nutzen, um Minardi - und besonders Paul Stoddart - dafür zu danken, dass sie mir die Möglichkeit verschafft haben, Teil dieses großartigen Teams zu sein."

Doornbos und Friesacher wieder in den Doppelsitzern

Parallel zum normalen Testbetrieb wurden mit Robert Doornbos und Patrick Friesacher am Steuer zweier F1x2-Doppelsitzer neuerlich ungefähr 40 Passagiere um den 4,085 Kilometer langen Kurs chauffiert. Dabei handelte es sich in erster Linie um Mitarbeiter von Geldgeber Harry Muermans aus den Niederlanden, der Minardi über seine Firma in den vergangenen Jahren finanziell maßgeblich unterstützt hat.

Unter die wenigen Motorsportenthusiasten, die in Vallelunga anwesend waren, um Minardi zu verabschieden, mischten sich übrigens auch ein paar bekannte Gesichter: Merc Gené und Gianni Morbidelli, beides ehemalige Piloten des Rennstalls aus Faenza, sowie der italienische Popstar Max Gazzè schauten interessiert zu, wie die schwarzen Boliden zum allerletzten Mal in Action waren.

Übrigens: Der Himmel weinte angesichts des historischen Ereignisses, welches von der Stimmung her ein wenig an eine Beisetzung erinnerte, zwar nicht, sondern bescherte allen Anwesenden strahlenden Sonnenschein, doch bei Temperaturen von fünf bis zwölf Grad wurde wohl kaum jemandem warm ums Herz...