• 01.02.2012 18:30

  • von Markus Lüttgens & Dieter Rencken

Arbeit im Simulator für McLaren immer entscheidender

Aufgrund der begrenzten Testfahrten findet die meiste Entwicklungsarbeit mittlerweile im Simulator statt - Jenson Button: "Wir sind in diesem Bereich sicherlich führend"

(Motorsport-Total.com) - Im Jahr 2009 einigten sich die Teams auf eine deutliche Beschränkung der Testfahrten. Wurde vorher teilweise in jeder Woche getestet, so sind finden in diesem Jahr mit den aktuellen Autos nur zwölf Testtage vor Saisonbeginn statt, vor dem ersten Europarennen wird drei weitere Tage in Mugello getestet. Hinzu kommen die drei Young-Driver-Days in der Schlussphase der Saison. Die Reduzierung der Testfahrten sollte der Kostensenkungen dienen, doch dieses Ziel wurde nicht vollständig erreicht.

Titel-Bild zur News: MP4-27

Der MP4-27 wurde schon intensiv im Simulator getestet

Denn weniger beschäftigt sind die Testfahrer der meisten Teams dennoch nicht. Statt auf der Rennstrecke findet ein Großteil der Entwicklung mittlerweile in Simulatoren statt. McLaren war eines der ersten Teams, die auf diese neue Technologie gesetzt haben, der Simulator in Woking gilt als einer der fortschrittlichsten in der Formel 1. Diente der Simulator früher hauptsächlich dazu, neue Strecken kennenzulernen, so werden mittlerweile viele Abstimmungsarbeiten virtuell durchgeführt.

Auch bei der Entwicklung des neuen McLaren MP4-27 spielte der Simulator eine wichtige Rolle, wie Testfahrer Gary Paffett im Rahmen der Präsentation erklärte. "Wir haben das Auto schon seit etwa sechs Monaten im Simulator gefahren. Die Arbeit im Simulator war sehr intensiv, hoffentlich bringt es das Team voran, damit wir in diesem Jahr um beide Weltmeisterschaften fahren können", so der 30-Jährige.

Simulator ein "großartiges Hilfsmittel"

Teamkollege Jenson Button ist ebenfalls vom Nutzen des Simulators überzeugt. "Es ist ein großartiges Hilfsmittel bei der Abstimmung der Autos. Es geht nicht nur darum, neue Strecken kennenzulernen, sondern um die Abstimmung der Autos vor dem Test. Man kann im Simulator verschiedene Dinge ausprobieren, wofür man auf der Rennstrecke keine Gelegenheit hätte", erklärt der Brite, der sein neues Auto bereits mehrere Tage lang im Simulator gefahren ist.


Fotos: Präsentation des McLaren-Mercedes MP4-27


McLaren nutzt den Fahrsimulator nicht nur für die Entwicklung vor der Saison, sondern auch im laufenden Rennjahres. So sitzt Testfahrer Paffett während der Rennwochenenden oft im Simulator in Woking, um Setup-Varianten zu erarbeiten oder zu überprüfen. Teilweise ist diese Arbeit der Schlüssel zum Erfolg. "Ich erinnere da an Silverstone 2010", sagte Paffett zu 'CNN'. "Da hatten wir Entwicklungen am Auto, die am Freitag absolut nicht funktionierten. Ich bin dann per Hubschrauber nach Woking geflogen, habe im Simulator die ganze Nacht gearbeitet. Da sind die passenden Setups entstanden, die dann bestens funktionierten."

Entscheidende virtuelle Setup-Arbeit

Gary Paffett

Testfahrer Gary Paffett leistet den Hauptanteil der Simulator-Arbeit Zoom

Auch vor dem Saisonauftakt 2011 brachte die Arbeit im Simulator den entscheidenden Fortschritt. "Ähnlich war das vor Melbourne. Wir haben einen Auspuff simuliert, der noch nie auf der Strecke ausprobiert wurde. Auch die Setups wurden per Simulator erarbeitet. Dann kamen wir nach Melbourne und das gesamte Paket arbeitete vom ersten Moment an perfekt", erinnert sich Paffett, der voraussichtlich auch in dieser Saison wieder viele Stunden im virtuellen McLaren fahren wird.

Für die Ingenieure gehört die Arbeit mit der Simulations-Technik mittlerweile auch zur Routine. "Man kann viel Simulationsarbeit ausschließlich auf dem Computer durchführen, um das grobe Abtriebsniveau und die Aero-Konfiguration, die Bremsenergie, die erforderliche Kühlung, die Reifenbelastungen und die Getriebeübersetzung herauszuarbeiten. So entsteht ein Bild, welches Setup auf welcher Strecke benötigt wird", erklärt Andy Latham, Renningenieur von Lewis Hamilton.

Nicht alle Teams sind jedoch in diesem Bereich so fortschrittlich wie McLaren. Diese Erfahrung machte Jenson Button nach seinem Wechsel von Brawn: "Als ich zum ersten Mal hier war, haben mich die Einrichtungen und der Simulator wirklich überrascht. Sie haben eine Menge Arbeitszeit darin investiert, um es so realistisch wie möglich zu machen." Daher ist der Weltmeister von 2009 überzeugt: "Es ist ein wirklich nützliches Werkzeug, das erkennt mittlerweile jeder in der Formel 1. Aber wir sind in diesem Bereich sicherlich führend."